Erwin Gross. Jatropha

Erwin Gross, Jatropha, 2019, Ausstellungsansicht, Galerie Bernd Kugler, Innsbruck

Galerie Bernd Kugler

Burggraben 6 / II (Hörtnaglpassage), 6020 Innsbruck
Österreich

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Dienstag - Freitag, 13 - 18 Uhr

Samstag 10 - 12.30 Uhr

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Albrecht Altdorfer, Hauptvertreter der Malerei der Donauregion im angehenden 16. Jahrhundert (Donauschule), schuf mit „Landschaft bei Sonnenuntergang“ (1520) eine der ersten Landschaftsmalereien, losgelöst von religiösen Darstellungen und Portraits. Das Naturempfinden, in einem pigmentartigen Duktus aufgetragen, ist in expressiven Farbfeldern wiedergegeben, die, scheinbar poetisch miteinander korrespondieren. Die Landschaft, bedeutungsvoll aufgeladen, wird zum Stimmungsträger mit bestimmten Lichtsituationen, wirkliches und überirdisches Licht – fantastische, farbenprächtige Welten tun sich auf, die sich teilweise in Ihrer Verdichtung wieder in der Abstraktion verlieren.

Durch vielfältige kunsthistorische Bezüge, wie eben zur Landschaftsmalerei der Donauschule und der Romantik, entwickelt Erwin Gross seine eigene zeitgenössische Malerei, die einem bildhauerischen Umgang mit Farbe gleicht. Farbpigmente, vermischt mit Acryl und Wasser, werden oft mehr eingerieben und teilweise wieder abgetragen, oder farbige Flüssigkeiten werden sehr dünn aufgetragen, sodass die Malerei reduziert und aquarellhaft ausläuft und oft nur Andeutungen von Strukturen erkennen lässt. In den früheren Arbeiten „Abschiedsbild“, 1981 und „Serpentina“, 1982, die 1982 auf der Documenta 07 in Kassel präsentiert wurden, sind in den landschaftwirkenden Abstraktionen scheinbar architektonische Elemente eingebaut, eingebettet in leicht nuancierenden, aquarellhaften Farbfeldern.

Bei den in den letzten Jahren entstandenen Werkgruppen „Fockea“ und „Jatropha“ , die an Pflanzliches erinnern, werden „Die Dinge“ ein visuell herausforderndes Erlebnis, das uns Rätsel aufgibt – durch eine scheinbar bewusste Verschleierung durch den Künstler, versuchen wir das Wesentliche zu erfassen, wandern dabei von Feldern mit verborgener Leuchtkraft hin und her. Oft nur angedeutet scheint die Malerei von Erwin Gross auf geheimnisvolle Welten hinzuweisen – es ist, als ziehen Nebelschwaden auf und lassen die Welt dahinter in leichten Pastelltönen zurück. Die Farbpigmente verteilen sich, manchmal statisch, manchmal schwebend über den Malgrund, vieles ist nur angedeutet und erlaubt dem Betrachter, sich in der Abstraktion zu verlieren. Eine kontemplative Welt tut sich auf, die einlädt, die „Dinge“ besinnlich zu betrachten. Die Andeutungen, Spuren in der Malerei von Erwin Gross spielen geheimnisvoll mit unseren Wahrnehmungen und lassen uns als Betrachter zurück, der nach Symbolen und Gegenständen Ausschau hält – zurück bleibt eine verborgene Schönheit, die sich jeglicher Erkenntnis entzieht.

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