Dr. Paul Wolff & Alfred Tritschler

Die Dame, Große Köpfe, 1932 | Foto: Alfred Tritschler

Ernst Leitz Museum

Am Leitz-Park 6, 35578 Wetzlar
Deutschland

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Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr

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Licht und Schatten – Fotografien 1920 bis 1950


Mit dieser ersten großen Retrospektive zu Dr. Paul Wolff (1887–1951) und Alfred Tritschler (1905–1970) werden zwei der kulturgeschichtlich bedeutendsten deutschen Fotografen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Bis heute bekannt sind Wolff & Tritschler als Pioniere der Leica, als herausragende Techniker und Vorreiter eines lebendigen Stils in Illustrationsfotografie und Reportage. Daneben spiegelt ihr auf 700.000 Aufnahmen geschätztes Werk alle maßgeblichen Trends der fotografischen Moderne, vom Neuen Sehen bis zur Neuen Sachlichkeit. Aktiv ab Mitte der 1920er-Jahre, haben Wolff & Tritschler zentrale Ereignisse bzw. Entwicklungen ihrer Zeit – Autobahnbau, Dampferreisen, Zeppelinbegeisterung, Architekturmoderne, Olympische Spiele 1936 – mit der Kamera begleitet. Nicht zuletzt diese thematische Breite macht zusammen mit einem sicheren Blick, einer Lust am Sehen und Zeigen, einem deutlichen Bekenntnis zur Kamera als Medium der Kommunikation im technischen Zeitalter das Besondere ihres Œuvres aus.

Ihrem Selbstverständnis nach waren Wolff & Tritschler keine Künstler, sondern verlässliche Dienstleister, deren Frankfurter Unternehmen alle Aufgaben neuzeitlicher Fotografie bediente – vom idealisierenden Kalenderblatt bis zur modernen Konsumgüterwerbung, vom dynamischen Sportfoto bis zur strengen Architekturaufnahme. Paul Wolff war es, der sich um 1923 fotografierend für den Erhalt der Frankfurter Altstadt eingesetzt und so unsere Vorstellung vom mittelalterlichen Frankfurt nachhaltig geprägt hat. Gleichzeitig stehen Wolff & Tritschler für bis heute immer wieder gedruckte »Ikonen« des Neuen Frankfurt mit »Zick-Zack-Hausen«, Großmarkthalle oder Sitz der I. G. Farben. Wolff & Tritschler waren Pioniere ebenso auf dem Feld der jungen Farbfotografie wie dem der Industriereportage. Als gut organisierter Teil einer Medienmoderne setzte das Unternehmen auf das gedruckte Bild: Keine Zeitschrift, kein illustriertes Magazin um 1930, in dem sich nicht auch Aufnahmen von Wolff & Tritscher fänden. Auf mehr als 300 Titel kommt ihre Bibliografie mit Übersetzungen auch ins Englische, Französische, Italienische oder Japanische. In der Summe ist das Lebenswerk von Wolff & Tritschler nicht ohne Widersprüche, was die mit rund 400 Objekten – darunter bis dato nie gezeigte Vintageprints, Plakate, Dokumente, Zeitschriften und Bücher – reich orchestrierte Ausstellung eher als Chance begreift: das Unternehmen Wolff & Tritschler als »Phänomen«, eingebettet in deutsche Geschichte um 1930.

Begleitend erscheint ein umfangreicher Band mit Beiträgen von Sabine Hock, Randy Kaufman, Hans-Michael Koetzle, Kristina Lemke, Günter Osterloh, Tobias Picard, Gerald Piffl, Shun Uchibayashi und Thomas Wiegand. Hans-Michael Koetzle (Hg.): Dr. Paul Wolff & Tritschler. Licht und Schatten – Fotografien 1920 bis 1950, 464 Seiten, circa 1000 Abbildungen, gebunden, Kehrer Verlag Heidelberg, 78 Euro. ISBN 978-3-86828-880-3 (deutsche Ausgabe), ISBN 978-3-86828-881-0 (englische Ausgabe)

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