Zwischen Realität und Fantasie: Die fantastischen Orte der Gugginger Künstler
Die Sonderausstellung „fantastische orte.!“ lädt Besucher auf eine facettenreiche Reise zu realen und fiktiven Orten aus dem Kunstschaffen der Gugginger Künstler August Walla, Leopold Strobl, Karl Vondal und Leonhard Fink ein.
Von der Psychiatrie zur internationalen Anerkennung
Seit nunmehr rund sieben Jahrzehnten wird in Gugging Kunst gefördert und gemacht. Der legendäre Psychiater Leo Navratil war in den 1950er-Jahren als Direktor der damaligen Heil- und Pflegeanstalt Gugging einer der Ersten, die das Zeichnen als Untersuchungsmethode einführten. Sehr bald entdeckte er bei einem Teil seiner Patienten künstlerische Begabungen, die er weiter förderte. Die Gugginger Kunst und auch die Künstlerpersönlichkeiten wurden und werden bis heute nicht nur von der breiten Öffentlichkeit, aber auch von renommierten Malern von Peter Pongratz bis Arnulf Rainer oder dem Begründer der Art Brut Jean Dubuffet wahrgenommen."
August Walla: Ein privatmythologisches Universum in leuchtenden Farben
Einer der besonders erfolgreichen Gugginger Künstler ist August Walla. Der gebürtige Klosterneuburger hatte zeitlebens im Ort, aber auch in Gugging starke Präsenz.
Wallas großformatige, farbkräftige Werke beleuchten seine Gedankenwelt. Es ist ein „privatmythologisches Universum“, wie die Kuratorin erklärt, dessen Symbole in Schrift und Malerei auf Leinwänden, auf Steinen, auf Möbelstücken und vielem mehr zu erkennen sind.
Leopold Strobl: Verwandlung von Fotografie in surrealistische Traumlandschaften
Ein Raum der neuen Ausstellung ist Leopold Strobls Arbeiten gewidmet. Der Künstler überarbeitet Fotografien aus Zeitungen mit Farbstiften. Personen, Fahrzeuge oder auch Tiere verschwinden hinter schwarzen, polymorphen Körpern und zugleich „zieht er mit dem Stift auch seine Umrisslinien, die das Bild in eine neu geschaffene Landschaft einbetten“, so die Kuratorin. Der Himmel nimmt einen besonderen Stellenwert in Strobls Bildern ein, meist wird er grün übermalt, während alle anderen Bildelemente gelb sind. Die Motive reichen von Landschaften bis zu architektonischen Werken. Drei seiner Bilder sind noch bis Ende November 2024 übrigens im Hauptpavillon der diesjährigen Biennale von Venedig zu sehen.
Leonhard Fink: Kartografie zwischen Realität und Fantasie
Beeindruckend sind die großformatigen und äußerst detaillierten Landkarten des Leonhard Fink. Mit Bleistift zeichnet er Länder, Regionen oder Städte. Ein Plan von Wien ist hier ebenso zu sehen, wie eine Darstellung der Ötschergräben, der Tiergarten von Schönbrunn oder der Hafen von Athen. Etliche Details der fein gezeichneten Karten weichen von der Wirklichkeit ab, sie sprengen geografische Grenzen, für ihn bedeutsame Dinge werden größer gemacht, andere verkleinert, verändert oder weggelassen und in etlichen der gezeigten Bilder kann man in Finks ganz persönliche Fantasie-, und Traumwelt eintauchen.
Karl Vondal: Berührende letzte Werke
Last but not least sind es die Arbeiten des Karl Vondal, die zu sehen sind. Es war geplant, dass der Künstler bei der Eröffnung der Ausstellung anwesend ist, doch sein ganz plötzlicher Tod vor wenigen Monaten machte das unmöglich. Umso berührender sind seine letzten Arbeiten die er „wie ein Regisseur in Szene setzt“, wie Nina Ansperger beschreibt. Vondals Leitmotiv sind erotische Fantasien, die er in Collagen, aber auch als dreidimensionale Assemblagen mit Zündhölzern und Kieselsteinen umsetzt. Paradiesisch anmutende, gemalte Landschaften mit Palmen und Stränden bevölkern die Werke. Auch zu sehen sind dreidimensionale Arbeiten wie das gestrandete Schiff vor zwei Hochhäusern, ein Frühwerk, das unvollendet geblieben ist.
Museum Gugging
Am Campus 2 , 3400 Gugging
Österreich
fantastische orte.! walla | strobl | vondal | fink
Sonderausstellung im Museum Gugging
bis 16. März 2025