Wohin in Deutschland 2025?
Seit vielen Jahren überblickt Uta Baier als ständige PARNASS Korrespondentin von Berlin aus die Kunst in Deutschland. Nun hat sie ihre Empfehlungen im Ausstellungsjahr 2025 zusammengefasst – hier entlang zu ihren Tipps!
Entdeckungen garantiert: Die Kulturhauptstadt Chemnitz und ihre Region
ab 18.01.25 | Chemnitz und Umgebung
Wieder ist eine Region europäische Kulturhauptstadt. Nach Bad Ischl Salzkammergut 2024 sind es nun das sächsische Chemnitz und 38 Kommunen aus dem Erzgebirge, aus Mittelsachsen und dem Zwickauer Land.
Die Sorge der Chemnitzer, ein Kulturhauptstadtjahr-Programm von einer Gruppe ortsfremder Eventplaner übergestülpt zu bekommen, war anfangs groß. Mittlerweile zeigen die Planungen viele Bezüge zur Geschichte der ehemals reichen Industriestadt Chemnitz und der Regionen. Entstanden ist zum Beispiel ein so genannter „Purple Path“, ein Kunst- und Skulpturenweg mit ortsspezifischen Arbeiten internationaler und regionaler Künstlerinnen und Künstler. Sein Thema „Alles kommt vom Berg“ erzählt vom Bergbau und ist Ausgangspunkt für viele weitere Geschichten über Künstler aus der Region – zum Beispiel über den in Chemnitz geborenen Architekten Frei Otto oder den Orgelbauer Gottfried Silbermann.
Alle Termine und Veranstaltungen unter: www.chemnitz2025.de
Kunst aus dem Notlager: Von Odesa nach Berlin
24.01. – 22.06.25 | Gemäldegalerie Berlin
Nichts an Kriegen ist gut. Allein die Hoffnung auf Frieden, verleiht die Kraft, sich und seine Schätze zu schützen. Und so verpackten die Mitarbeiter:innen des Odesa Museums für Westliche und Östliche Kunst ihre wichtigsten Gemälde und brachten sie in ein ukrainisches Notlager. Aus diesem Notlager kamen 74 von ihnen in die Staatlichen Museen zu Berlin. Ab 24. Januar werden die Gemälde von Francesco Granacci, Roelant Savery, Bernardo Strozzi, Cornelis de Heem und Andreas Achenbach nun im Dialog mit Berliner Bildern in einer großen Sonderausstellung in der Gemäldegalerie gezeigt.
Weitere Informationen: www.smb.museum
In Licht und Farbe verloren: Pipilotti Rist pflanzt einen „Pixelwald“ in Bremen
ab 06.02.25 | Kunsthalle Bremen
Quatar, Zürich, Oslo, Housten und nun Bremen: Pipilotti Rists „Pixelwald“-Arbeiten sind exklusive Installationen, die mit Traumreisen in unbekannt-schöne Bild- und Soundlandschaften verglichen werden. Ab Anfang Februar besitzt die Kunsthalle Bremen als fünftes Museum weltweit einen „Pixelwald“, der in Bremen Pixelwald Wisera“ heißt. Wisera ist das altdeutsche Wort für den Fluss Weser, der durch Bremen fließt. Der „Pixelwald“ entsteht durch 3000 von der Decke hängende LED-Lichter, die in handgefertigte, an Kristalle erinnernde Formen eingelassen sind. In jedem LED-Licht wird ein Video abgespielt, so dass bewegtes Licht entsteht. Mit der Reise nach Bremen muss sich niemand beeilen: Das Werk entstand exklusiv für Bremen und ist dort nun dauerhaft zu erleben.
Weitere Informationen: www.kunsthalle-bremen.de
Endlich Teil der Geschichte werden: Tavares Strachan kämpft gegen die Unsichtbarkeit von Schwarzen
11.04. – 24.08.25 | Kunsthalle Mannheim
Tavares Strachan ist längst kein Unbekannter mehr: Er stellte in New York, auf der Biennale in Venedig und in London aus. In einem anderen europäischen Museum waren die Arbeiten des 1979 in Nassau, Bahamas geborenen Künstlers allerdings noch nicht zu sehen. Das holt die Kunsthalle Mannheim ab 11. April nach und zeigt eine umfassende Einzelausstellung mit Werken von Strachan, dessen Thema die Unsichtbarkeit der Schwarzen ist. Es wird daher in Mannheim viel zu lernen und zu entdecken geben, denn Tavares Strachan rückt mit seiner Kunst Namen, Menschen, Ereignisse in den Fokus, die in der westlichen Geschichtsschreibung (bisher) nicht existieren. Schon seine Arbeit über Matthew Henson von 2012 ehrte einen vergessenen US-amerikanischen Polarforscher. Er entdeckte 1909 den Nordpol - gemeinsam mit Robert Peary. Doch nur Pearys Name ging in die Geschichte ein.
Weitere Informationen: www.kuma.art/de
Klára Hosnedlová versteckt feine Stickereien in Monumenten
25.04. – 26.10.25 | Berlin, Hamburger Bahnhof
Es bereitet Klára Hosnedlová keine Probleme, große Hallen zu bespielen. Ihre skulpturalen Werke sind riesige Gebilde aus Zement oder Heu, Erde, Fasern und Kunststoff, die dazu dienen, ihre gestickten Bilder aufzunehmen. Wie andere Künstler:innen mit Farbe und Pinsel malen, entstehen Hosnedlovás exquisite Bilder im Stickrahmen. Die Künstlerin nutzt dazu extrem feine Seidenfäden. Für die historische Bahnhofshalle des Berliner Museums „Hamburger Bahnhof“ wird Klára Hosnedlová eine monumentale Installation schaffen, die „um Heimat, Utopien und den Alltag in unterschiedlichen politischen Systemen kreist“, verspricht das Museum, das mit der 1990 in Tschechien geborenen Künstlerin eine weitere junge Position vorstellt, die die Grenzen des Skulpturalen erweitert.
Weitere Informationen: www.smb.museum
Zweimal Surrealismus, zweimal anders
13.06. – 12.10.25 | Hamburg, Kunsthalle
26.09.25 – 25.01.26 | Berlin, Neue Nationalgalerie
Caspar David Friedrich bescherte der Hamburger Kunsthalle im vergangenen Jahr einen Besucher:innenrekord. 335 000 Menschen kamen – so viele wie noch nie seit der Gründung vor mehr als 150 Jahren. Ob das mit der Ausstellung zum 100. Geburtstag des Surrealismus auch klappt, wird sich ab 13. Juni zeigen. Die Hamburger:innen setzen dabei nicht allein auf surrealistische Werke, sondern kombinieren sie mit Arbeiten der deutschen Romantik zum „Rendezvous der Träume“.
Auch die Neue Nationalgalerie in Berlin huldigt dem Surrealismus und zeigt „Von Max Ernst bis Dorothea Tanning. Netzwerke des Surrealismus“. Grundlage der Ausstellung ist die Sammlung von Ulla und Heiner Pietzsch, die das Paar der Nationalgalerie geschenkt hat. Das Museum „Berlin modern“, das für die Kunst des 20. Jahrhunderts und für die Pietzsch-Sammlung direkt neben der Neuen Nationalgalerie entsteht, ist noch lange nicht fertig. Immerhin sind die Provenienzen der Sammlung nun erforscht und werden in der Ausstellung präsentiert. Dabei geht es um Netzwerke, Freundschaften, Handelsverbindungen und um Politik.
Weitere Informationen: www.hamburger-kunsthalle.de & www.smb.museum
Dresden: Ab November wieder Festkultur in der Festetage
ab November 2025 | Dresden, Residenzschloss
Etage für Etage, Saal für Saal entsteht das Innere des Dresdener Residenzschlosses wieder. 2025 wird die Festetage baulich vollendet und eingerichtet. Die Eröffnung der neu inszenierten Säle ist für November geplant und steht unter der Überschrift: „Masken und Kronen. Festkultur und Machtrepräsentation am sächsischen Hof“.
Weitere Informationen: www.skd.museum