Kulturhauptstadt Bad Ischl Salzkammergut 2024

Was bleibt? Erfolg, Skepsis und offene Fragen

Kulturhauptstadt Opening, Katharina Cibulka, SOLANGE © Henrieke Ibing, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024

824.518 Besucherinnen, 314 Projekte und internationale Aufmerksamkeit: Die Kulturhauptstadt hat das Salzkammergut ein Jahr lang ins Rampenlicht gestellt. Doch hinter den Erfolgszahlen bleibt Skepsis: Was davon ist nachhaltig? Zwischen Skulpturen im Park und schrägen Ausstellungsformaten öffnet sich ein Spannungsfeld. Entscheidend wird sein, ob junge Menschen und regionale Initiativen dauerhaft profitieren.


 

Im Salzkammergut laufen sechs bis sieben Projekte weiter – kleine Ausstellungen, Präsentationen, Interventionen. In Ischl wird das Sudhaus adaptiert, das Lehár Theater renoviert. Elisabeth Schweeger, Leiterin der Kulturhauptstadt Bad Ischl, betont im Gespräch mit PARNASS: „Es sind kleine, aber nachhaltige Schritte“, sagt sie. Einige Skulpturen der Erwin-Wurm-Präsentation bleiben dauerhaft im Schlosspark und setzen langfristige Akzente.

Die Resonanz ist jedenfalls gespalten. „In Ischl gab’s viel Kritik – einerseits Lob und nettes Begrüßen auf der Straße, dann Freude, dass es endlich vorbei ist. Viele, vor allem junge Menschen, sagen aber: ‚Das war toll‘.“ Für Schweeger ist entscheidend: Junge Leute sollen zum Beispiel nach dem Abschluss der Tourismusschule in der Region bleiben. „Dafür braucht es Angebote im Fremdenverkehr auf der Höhe der Zeit und politische Unterstützung.“

Erwin Wurm, Fat House, 2003, Mixed Media, im Inneren läuft das Video: Am I a house? 2005, 8:40 min, © OÖLKG, Michael Maritsch

Erwin Wurm, Fat House, 2003, Mixed Media, im Inneren läuft das Video: Am I a house? 2005, 8:40 min, © OÖLKG, Michael Maritsch

In der Region entstanden Initiativen, die Akzente setzen: in Gmunden mit der Gärtnerei und dem Kunstquartier, in Bad Goisern hat sich das Hand.Werk.Haus enorm etabliert und Alfredo Barsuglias ausgegrabenes Zimmer, erregt nach wie vor Aufmerksamkeit. Auch bei der Nutzung von Leerständen bewegt sich etwas – „leider war die ÖBB zu statisch und hat verhindert, dass erfolgreiche Projekte in alten Bahnhöfen fortgesetzt werden“, kritisiert Schweeger.

Doch die Frage nach künstlerischer Nachhaltigkeit poppt immer wieder auf: Kann es genügen, wenn eine Skulpturenausstellung von Erwin Wurm und die Präsentation des bestenfalls Hobbymalers Pablo Meier-Schomburg (Einladung des Tourismusverbandes!) als spätsommerliche Ausstellungs-Highlights gelten? Und sollen Ausfahrten mit Luxuslimousinen, verbunden mit einem geführten Rundgang durch den Skulpturenpark, ernsthaft als nachhaltige Impulse gelten? Der Verdacht liegt nahe, dass hier unreflektierte Formate als nachhaltig etikettiert werden – während die langfristige, kulturelle Wirkung für das Salzkammergut ins Hintertreffen gerät.

Europäische Kulturhauptstädte sind in ihrer Genese "Langlangzeitprojekte" und da geht's in den Kommunen, Städten und Regionen einfach auch ums Durchhaltevermögen.

gibt Schweeger am Ende des Gesprächs mit auf den Weg.
Kulturhauptstadt Opening, Katharina Cibulka, SOLANGE © Henrieke Ibing, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024

Kulturhauptstadt Opening, Katharina Cibulka, SOLANGE© Henrieke Ibing, courtesy Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024


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