90 Jahre und kein bisschen leise

Valentin Oman im Porträt

Valentin Oman im Atelier, © Valentin Oman, Bildrecht, Wien 2025

Große Ausstellungen in Österreich, Slowenien und der Slowakei würdigen das Lebenswerk des bedeutenden österreichischen Künstlers.


Was kann man sich wünschen im 90. Lebensjahr, nach mehr als sechs Jahrzehnten gelebtem Künstlerdasein? Vielleicht, noch ein wenig Zeit für das, was man künstlerisch noch schaffen will, und im besten Fall die Wertschätzung für ein Lebenswerk. Und die erhält der 1935 bei Villach geborene Kärntner Künstler heuer in zahlreichen Ausstellungen, in denen sein Œuvre viel Beachtung findet. 

Zurecht, denn als Maler, Grafiker und Bildhauer hat Valentin Oman die zeitgenössische österreichische Kunst nach 1945 wesentlich mitgestaltet – ohne sich jemals Zeitgeistigem zu verschreiben – und mit seinen symbolhaften Menschendarstellungen eine weit über die Grenzen hinaus geschätzte unverwechselbare Handschrift gefunden. In einem langen Künstlerleben, mit routinierter Arbeit im Atelier und viel Lust am Experiment, hat er seine Kunst erfolgreich im In- und Ausland gezeigt und mit unglaublichen mehr als 80 Auftragsarbeiten im öffentlichen und sakralen Raum – so viel wie kein anderer österreichischer Künstler – bleibende Zeichen für die Nachwelt gesetzt.

Valentin Oman, © Valentin Oman, Bildrecht, Wien 2025

Valentin Oman, © Valentin Oman, Bildrecht, Wien 2025

Was ich für den sakralen Raum schaffe, muss sich auch im Museum behaupten können.

Valentin Oman

Mehr als verdient also, dass heuer namhafte Kunstinstitutionen zu einer Reise durch das beeindruckende Lebenswerk einladen. Dabei dürfen Präsentationen in Galerien in Kärnten, Wien und Salzburg – die den Künstler schon lange begleiten – ebenso wenig fehlen wie große Werkschauen in Slowenien. Den Höhepunkt wird dabei zweifellos die bislang umfassendste Retrospektive seiner Werke im Danubiana Meulensteen Kunstmuseum in Bratislava darstellen, bei der Arbeiten von den 1960er-Jahren bis heute zu sehen sind.

ECCE HOMO: DAS TRANSZENDENTALE MENSCHENBILD 

In allen Ausstellungen wird mit Sicherheit eine Werkserie Omans omnipräsent sein, seine bekannteste und umfangreichste Reihe „Ecce Homo“, an der der Künstler seit Jahrzehnten arbeitet. Im Zentrum steht dabei das Menschenbild als wiederkehrendes Motiv, wobei es Oman nicht um das Abbilden der Figur, sondern um eine ganz subjektive Spurensuche nach dem „Menschsein selbst“ – nach den unvermeidlichen Fragen von Existenz und Vergänglichkeit – geht.

Hunderte Exponate umfasst die Werkserie mittlerweile und auch wenn das transzendentale Menschenbild Omans in vielen Kirchenräumen als Malerei, Skulptur oder Glaskunst beeindruckt – allen voran die unvergleichlichen monumentalen Fresken in der Kirche Tanzenberg aus dem Jahr 1987 – ist es unangebracht, dabei von sakraler Kunst zu sprechen. Das wäre definitiv zu kurz gedacht. Denn Omans Figuren sind interreligiöse universelle „Lichtgestalten“, die die Spuren menschlicher Vergänglichkeit von Generationen in sich tragen.

Valentin Oman, Ecce Homo, 2024, Mischtechnik, 210x190 cm, Courtesy the artist, Bildrecht, Wien 2025, ORF Kulturstiftung

Valentin Oman, Ecce Homo, 2024, Mischtechnik, 210x190 cm, Courtesy the artist, Bildrecht, Wien 2025, ORF Kulturstiftung

Fragmente der politischen wirklichkeit

Neben der Erkenntnis der Einzigartigkeit der Malerei, Grafik und Skulptur der letzten Jahrzehnte wird heuer in den Ausstellungen auch Omans ungebrochenes politisches Engagement deutlich. Nicht zum ersten Mal thematisiert er Weltpolitik und setzt sie unmittelbar und illustrativ um. Nach dem „Piraner Kreuzweg“ zum Balkankrieg der 1990er-Jahre entsteht seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine eine Werkgruppe mit dem Titel „ I. M. UKRAINE“. Dabei collagiert er Fotomaterial und Nachrichtenstills und zeichnet so ein erschütterndes Kaleidoskop unserer Zeit. Als Künstler und Kärntner Slowene war Oman niemals leise und auch heute noch wird er nicht müde, den Umgang mit der Zweisprachigkeit in Kärnten zu kommentieren.
 

Weiter lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe PARNASS 01/2025.

Valentin Oman, Himmel und Erde (Nebo in Zemlja), 2020, 50 x 50 cm, Courtesy the artist, Galerie Welz, Bildrecht, Wien 2025

Valentin Oman, Himmel und Erde (Nebo in Zemlja), 2020, 50 x 50 cm, Courtesy the artist, Galerie Welz, Bildrecht, Wien 2025

VALENTIN OMAN & GABRIELE KUTSCHERA

Galerie Welz Salzburg

bis 04.06.2025

Valentin Oman im Atelier, © Valentin Oman, Bildrecht, Wien 2025

Valentin Oman im Atelier, © Valentin Oman, Bildrecht, Wien 2025

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