Ulla von Brandenburg und die Wiener Festwochen

Ulla von Brandenburg | Skizzen für das Bühnenbild von »Friede auf Erden« | © by the artist

Auch diesen Frühsommer steht Wien im Zeichen der Festwochen, diesen Donnerstag startet das große Festival in seine aktuelle Edition. Mit Ulla von Brandenburg steht abermals eine große zeitgenössische Künstlerin im Zentrum einer Inszenierung.


Die Suche nach Strategien für die Neuerfindung der Gegenwart ist eines der diesjährigen Leitmotive der Wiener Festwochen. Neu-Erfindungen, Neuproduktionen und wagemutige Experimente sind wesentlich für das Festival, das multidisziplinäres Denken großschreibt. Eigene Kreationen sind eine Besonderheit der Festwochen. Insgesamt wird die Produktion von 24 Werken, die dieses Jahr auf dem Programm stehen, von den Wiener Festwochen unterstützt, zwölf davon werden in Wien uraufgeführt.

Im dritten Pandemiejahr zelebrieren die Wiener Festwochen vor allem das Miteinander. „Die künstlerischen Projekte der Wiener Festwochen führen zu Begegnungen. Sie finden in Theatern, Bars, Wäldern oder entlang der Donau statt. Vielleicht können sie einen gemeinsamen Raum wiederaufbauen, in dem künstlerische Arbeiten die zentrale Feuerstelle sind, die uns (wieder-)vereint“, so Intendant Christophe Slagmuylder.

Ich liebe Chormusik. Es ist die stärkste akustische Verbindung, die wir mit dem Menschsein haben können

Ulla von Brandenburg

Im Sinne des Gemeinsamen steht auch die menschliche Stimme im Zentrum der diesjährigen Edition – Chöre und Kollektive, die neue Formen der Gemeinschaft und des Miteinanders verhandeln. In diesem Zusammenhang ist die Auftragsarbeit der bildenden Künstlerin Ulla von Brandenburg ein Höhepunkt im Programm 2022. Die 1974 in Karlsruhe geborene Künstlerin, die bereits 2013 in der Secession ausstellte, ist bekannt für eine facettenreiche Praxis zwischen Installation, Performance, Malerei und Zeichnung.

Immer wieder tauchen Versatzstücke und Vokabular aus der Welt der Bühnen in ihrem Werk auf. Für die Festwochen setzt sie gemeinsam mit Schauspielern, dem Arnold Schoenberg Chor und Musikern des Klangforum Wien sieben Stücke für Gesang im Jugendstiltheater am Steinhof in Szene.

Ulla von Brandenburg | Foto © Jan Northoff

Ulla von Brandenburg | Foto © Jan Northoff

Eine synästhetische Reise durch Architektur, Farben und Stimmungen, die am 15. Mai Weltpremiere feiert. Ein Chor – viele Stimmen, ein Körper – lässt Klänge plastisch werden, Musik stofflich. Kulturgeschichtlich versiert, dabei spielerisch dem Momenthaften verpflichtet, initiiert Ulla von Brandenburg im Zusammenspiel vieler Stimmen ein Gesamtkunstwerk. Ein Großteil von Schönbergs Chormusik ist unbekannt und selten aufgeführt. „Ich liebe Chormusik – viele Stimmen, die a cappella singen und einen Körper bilden. Es ist die stärkste akustische Verbindung, die wir mit dem Menschsein haben können“, so Ulla von Brandenburg.

Für das Set-Design kollaboriert sie mit Sabine Tarry – gemeinsam denken die Künstlerinnen die Inszenierung zum 50-jährigen Bestehen des Arnold Schoenberg Chors als komplexes utopisches Experiment. „Unter Bezugnahme auf die Kunstgeschichte verbindet ‚Friede auf Erden‘ eine außergewöhnliche musikalische Interpretation mit Ulla von Brandenburgs Faszination für die Frühzeit des Films, für Pantomime und Farb­theorien. Singende Geister aus vergangenen Zeiten, Stimmen aus früheren Leben erfüllen begierig den Raum eines aufgelassenen Theaters mit neuer Aktivität“, so Slagmuylder.

Wiener Festwochen
13. Mai bis 18. Juni 2022

FRIEDE AUF ERDEN
15. / 17. / 18. / 19. Mai, 20.30 Uhr
Jugendstiltheater am Steinhof

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