THE HILGER COLLECTION – Tagebuch eines Kurzstreckenläufers

The Hilger Collection umfasst Werke der österreichischen Moderne und der internationalen zeitgenössischen Kunst: Malerei, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen sowie Video- und Fotoarbeiten. Die Sammlung Hilger ist eine sehr persönliche, die ein Leben mit und für die Kunst widerspiegelt – zu jedem Werk gibt es Erinnerungen und eine persönliche Geschichte.


Dabei begann Ernst Hilgers Entrée in die Kunst- und Kulturszene nicht mit der bildenden Kunst, sondern mit der Gründung und dem Betrieb des Folk-Club Atlantis, der in den späten 1970er-Jahren Zentrum der Wiener Musik- Avantgarde war – die „Schmetterlinge“ bis hin zu späteren Größen des Austropop gingen dort ein und aus. So auch Peter Infeld, sowohl Saitenproduzent und als solcher Sponsor der jungen Musiker als auch Kunstsammler. Die Brücke zur bildenden Kunst war hergestellt. Ebenfalls zu dieser Zeit gründete Ernst Hilger für den Jugendklub der Zentralsparkasse und die Studentenedition „edition etudiante“ 1971. Anfang der 1970er-Jahre war er Gründungsgesellschafter der Galerie Academia/Salzburg und 1972 der Galerie Spectrum und damit endgültig in die bildende Kunst gekippt. 1974 gab er gemeinsam mit Paul Kruntorad die erste österreichische Kunstzeitung, den „Galerienspiegel", heraus und 1976 eröffnete Ernst Hilger seine Galerie in der Wiener Dorotheergasse. Was folgte, ist eine mittlerweile fast 50-jährige Galeriegeschichte inklusive Filialen in Frankfurt und Paris und der 2003 gegründeten hilger contemporary (ab 2013 Hilger NEXT). Die Sammlung selbst spiegelt das vielfältige Interesse an verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern und an unterschiedlichen internationalen Kunstszenen wider. Betreut wird die Sammlung von Anke Wiedmann.

Cameron Platter, Advertising Tombstone Wall (no. 3, Tell Me Everything), 2013, Geschnitztes Jacaranda Holz, 250 × 200 × 30 cm, Ausstellungsansicht mit Gemälden von Miha Štrukelj, The Hilger Collection © by the artist, Foto: © The Hilger Collection/Katharina Stögmüller

PARNASS: Sie haben Ihre Sammlung zu- nächst mit österreichischer Kunst begonnen.

ERNST HILGER: Richtig zu sammeln begonnen habe ich in den 1980er-Jahren. Anfangs war es hauptsächlich Grafik österreichischer Künstler wie Frohner, Rainer, Attersee, Staudacher, Ringel, Eisler, Hrdlicka natürlich und das sehr exzessiv – er war ein Künstler, der mich über viele Jahre begleitet hat; auch viele Arbeiten von Leo Zogmayer, dann natürlich auch die nächste Generation, Gunter Damisch, frühe Arbeiten von Erwin Wurm, bis hin zu jungen österreichischen Künstlern und Künstlerinnen. International ist die Sammlung ab den 1990er-Jahren geworden.

P: Waren dies in der Regel Künstler, die Sie auch als Galerist vertreten haben?

EH: Zum Teil natürlich, aber ich habe auch viel auf Messen gekauft, wenn mir die Arbeiten eines Künstlers, einer Künstlerin gefallen haben. Mit der Gründung des Siemens_artLab und der damit verbundenen Ausstellungstätigkeit kam der Fokus Osteuropäische Kunst. Wir haben Künstler und Künstlerinnen unter anderem aus Rumänien, Bulgarien, Tschechien, dem ehemaligen Jugoslawien gezeigt. Für viele diente das Siemens_artLab als Sprungbrett für ihre weitere künstlerische Karriere. Dadurch habe ich mich verstärkt mit der Kunst Osteuropas befasst und neue Sammlungsschwerpunkte sind entstanden: Werke etwa von Miha Štrukelj, Anastasia Khoroshilova, Vasilena Gankovska, Djoka Ivackovic und vielen anderen. Dazu kam meine langjährige Beschäftigung mit dem Werk von Jiří Kolář sowie mit jenem des slowakischen Künstlers Erik Binder, den wir vertreten.

Viele Künstler und Künstlerinnen habe ich auch durch die Zusammenarbeit mit Kuratoren und Kuratorinnen kennengelernt, so haben mich Lucie Drdová und Martin Mazanec durch die Kunstszene unserer beiden Nachbarländer Tschechien und Slowakei geführt und 2010 die Ausstellung „Collectors. The Czech-Slovak-Pavillon“ in der Hilger BROTKunsthalle kuratiert. Auch durch meine Reisen und die daraus resultierenden internationalen Kontakte habe ich viele Künstler und Künstlerinnen kennengelernt.

Lesen Sie weiter in unserem PARNASS Special Auctions & Fine Arts!

Alfred Hrdlicka, Weiblicher Akt (stehende weibliche Figur), 1959, Grauer Karst-Marmor, 88 × 25 × 35 cm, The Hilger Collection © by the artist, Foto: © The Hilger Collection/Katharina Stögmüller

Mehr über den Wiener Kunsthandel erfahren Sie in unserer Sonderausgabe Auctions & Fine Arts!

Das könnte Sie auch interessieren