Sparkurs für die Kunst

Subventionskürzungen im Berliner Kulturhaushalt

Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel, ©visitBerlin, Foto: Wolfgang Scholvien

Berlin muss sparen und spart deshalb auch an der Kulturförderung. Insgesamt 131 Millionen Euro. Das sind zwölf Prozent weniger Geld für die Kultur. Das klingt viel, das ist viel.


Der eintrittsgeldfreie Museumssonntag wird gestrichen, Theater und Opernhäuser sollen weniger Geld bekommen, die Atelierförderung wird gekürzt, kulturelle Bildung bekommt nicht mehr so viel Fördergeld.

Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten. Es gab Demonstrationen, es gibt Appelle und wer ins Theater geht, wird vor der Vorstellung mit Klagen über die Kürzungen belästigt. Nun haben auch noch die Präsidenten fünf deutscher Kunstakademien einen gemeinsamen Appell veröffentlicht. Darin schreiben sie, dass Kulturförderung „keine Subvention ist, die je nach wirtschaftlicher Lage bemessen werden kann, sondern eine lebensnotwendige Investition zur Entfaltung und Gestaltung der Persönlichkeit jedes Einzelnen wie auch einer demokratischen Gesellschaft.“

Eine bessere Förderpolitik ist notwendig.

Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats


Das klingt staatstragend und so ist es auch gemeint. Wird die Kulturförderung gekürzt, habe das „Folgen für das Zusammenleben jetzt und in Zukunft in unserem Land“, schreiben sie weiter. Kurz zusammengefasst: Die Welt wird schlechter, wenn Berlin, die Stadt, die sich nicht durch eigene Wirtschaftsleistung finanzieren kann und hohe Schulden hat, die Kürzungen im Kulturetat nicht zurücknimmt.

Die Akademiepräsidenten haben recht: Ein reiches Land ist ein anderes Land als eines, in dem jeden Tag über die Insolvenz eines Wirtschaftsunternehmens informiert wird. Doch das blenden sie aus, warnen vor dem Untergang der Demokratie, meinen aber das Sinken des eigenen Einflusses und den Verlust von Arbeitsplätzen in Kulturbetrieben. Zum Beispiel in der kulturellen Bildung, die als unverzichtbar, demokratierelevant und zukunftssichernd bezeichnet wird. Wenn sie das wäre, müssten Kinder und Jugendliche vor den Türen der Museen und Theater Schlange stehen. Die graue Haarfarbe vor Ort spricht jedoch eine andere Sprache. Und eine im Januar 2025 veröffentlichte Studie der Maecenata-Stiftung belegt das. Laut dieser Studie haben immer mehr Kulturinstitutionen Schwierigkeiten, jüngere engagierte Mitglieder zu gewinnen. Besonders kritisch sei die Lage bei der Besetzung ehrenamtlicher Führungspositionen.


Was überrascht: Niemand kommt angesichts dieser Bankrotterklärung kultureller Bildung auf die Idee, ihr dieses Versäumnis anzulasten und Veränderungen im System zu fordern. Auch die, die es besser wissen könnten, wollen nur mehr Geld. Zum Beispiel Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, der sich mit dem Satz zitieren lässt: „Eine bessere Förderpolitik ist notwendig.“
Das klingt alles so, als könnte Kunst nur entstehen und gesehen werden, wenn sie subventioniert wird.

Viel wichtiger, als nach Subventionen zu rufen, wäre es, Künstler:innen für ihre Werke angemessen zu bezahlen.

Uta Baier

Doch jeder weiß: Kunst entsteht und begeistert immer und überall. Gute, relevante Kunst entsteht sowieso selten und oft im Kampf – mit sich selbst, mit der Umgebung, mit den Bedingungen. Sie entsteht mit und ohne Förderung, mit und ohne Anerkennung, in Krieg und Frieden, in kleinsten Dörfern und in den Hinterhäusern der Metropolen, in Abstellkammern und in lichtdurchfluteten Atelierlofts.

Davon wird es in Berlin aufgrund der geplanten Kürzungen ebenfalls weniger geben. Auch das ist schade und wird künstlerische Arbeit schwieriger machen. Aber ist, wer sich ein Atelier in einem bezahlbaren Ort außerhalb der Großstadt mit eigenem Geld aufbaut, nur ein uncleverer Trottel?
Viel wichtiger, als nach Subventionen zu rufen, wäre es, Künstler:innen für ihre Werke angemessen zu bezahlen: mit Ausstellungshonoraren und Ankäufen durch Museen. Oder über Kunst angemessen zu informieren. Zum Beispiel mit interessanten, relevanten Sendungen im gebührenfinanzierten Fernsehen, die nicht dann laufen, wenn die meisten schlafen müssen.

Der Weltuntergang scheint immer nahe, doch wie die Demokratie ist auch die Kultur robust. Es schadet ihr überhaupt nicht, wenn sie neue Wege fern staatlicher Subventionen suchen muss. Bedroht sind Kunst und Demokratie erst dann, wenn sie durch Herausforderungen nicht stärker werden.

Schloss Charlottenburg, größte und bedeutendste Hohenzollernresidenz in Berlin, © visitBerlin, Foto: Martin Gentischer

Schloss Charlottenburg, größte und bedeutendste Hohenzollernresidenz in Berlin, © visitBerlin, Foto: Martin Gentischer

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