Albertina

Strahlender Realismus | American Photography

Wie ein Roadmovie führt dieser fesselnde Überblick zu den bedeutendsten Stationen amerikanischer Fotografie im 20. Jahrhundert. Mit Werken von Robert Frank, Joel Meyerowitz, Richard Avedon, William Eggleston oder Nan Goldin liefert die Albertina zugleich Einblicke in ihre Bestände, unterstützt durch die Collection Trevor D. Traina.


Es sind magische Augenblicke. Bilder des Alltags von enormer Erzählkraft wirken in Szene gesetzt wie auf einer Bühne. Zugleich bietet die Ausstellung eine Begegnung mit Ikonen der Fotografiegeschichte, welche das Amerikabild des 20. Jahrhunderts geprägt haben.

Dies gilt etwa für die Werke von William Eggleston, Joel Meyerowitz und Garry Winogrand und auch für jene des New Yorker Fotografen Joel Sternfeld, die alle der Stilrichtung „New Color Photography“ zugerechnet werden. In ihrer Bildsprache führen sie Momente des Alltags in etwas Besonderes über. Augenblicke aus der Arbeitswelt und Rituale der Freizeitgestaltung sind aufgeladen mit der Strahlkraft des Erhabenen. Dabei transportieren viele der Bilder ganz triviale Szenen wie die Sicht auf Parkplätze, auf vereinsamte Einfamilienhäuser oder die Randzonen eines staatlichen Campingplatzes vor die Kamera des Joel Sternfeld. Deutlich ist, dass die Menschen in dieser komponierten Aufnahme dem unterprivilegierten Teil der Gesellschaft angehören. Dahinter liegt eine ausgedörrte Landschaft. Sternfeld wollte mit solchen Bildern, die in der politisch polarisierten Atmosphäre der Reagan-Ära entstanden, kritische Rückschlüsse auf die sozialen Verhältnisse in den USA ziehen und zugleich auf die beschädigte Natur verweisen, erklärt Albertina-Kurator Walter Moser.

Joel Sternfeld, Staatlicher Campingplatz im Red Rock Park, Gallup, New Mexico, September, 1982, Digitaler C-Print, ALBERTINA, Wien – Dauerleihgabe Österreichische Ludwig-Stiftung für Kunst und Wissenschaft © Courtesy of the artist and Buchmann Galerie, Berlin 2021

 

Trotzdem scheinen die Menschen nicht von Depression oder gar Verzweiflung gezeichnet. Vielmehr überformen die Farben und der Glanz des Lichtes die einzelnen Szenen und Motive so, als würde unter der Oberfläche solcher Gegenbilder zum American Way of Life doch noch Hoffnung schlummern. Während Sternfeld für seine Tableaus mit der Großbildkamera arbeitete, fotografierte Joel Meyerowitz mit der Leica um den Hals in den Straßen von New York. Mitte der 1960er-Jahre wandte er sich ebenfalls der Farbfotografie zu. Die Kunst formulierte Alternativen zur Schnelllebigkeit der Bilder im Kommerz. Denn anfangs galt die Farbfotografie noch als vulgär. Umso verständlicher, dass Joel Meyerowitz Imbissbuden, Einfamilienhäuser oder belanglose Straßen mit der Wirkung des Lichts so inszeniert, dass sie eine geradezu mythische Aura entfalten.

Mehr erfahren Sie in unserer PARNASS Ausgabe 03/2021!

Joel Meyerowitz, Red Interior, Provincetown, 1977, C-Print © Joel Meyerowitz, Courtesy Collection Trevor D. Traina

 

Albertina

Albertinaplatz 1, 1010 Wien
Österreich

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