Kunst und Klima

Stadt – Land. Von Albrecht Dürer bis Paul Klee

Die Wiener Albertina zeigt eine Ausstellung zum Thema Landschaft – einen abwechslungsreichen Rundgang durch über 500 Jahre Landschaftskunst. Es erschließen sich unterschiedliche Blickwinkel von (scheinbar) objektiver Beschreibung über dramatische Inszenierung oder Heroisierung bis zur Auflösung und Neuerfindung des Naturvorbildes in der Abstraktion. Die Bilder sollen unsere Sehnsucht nach Reisen stillen und in diesen Zeiten gute Laune schenken. PARNASS traf die Kuratorin Eva Michel zum Gespräch.


PARNASS: Die Ausstellung mit dem Titel „Stadt – Land“ umfasst also nicht nur das klassische Landschaftsbild?

EVA MICHEL: Die Ausstellung umfasst auch die vom Menschen in die Natur gebaute Stadt, von frühen Veduten des 16. Jahrhunderts über die Wien-Ansichten von Carl Schütz bis zur modernen Großstadt von Lyonel Feininger. Der Großteil der gezeigten Werke stammt von Herzog Albert von Sachsen-Teschen (1738–1822), dem Sammlungsgründer der Albertina. Er hatte eine Vorliebe für großformatige, bildhaft ausgeführte Landschaftszeichnungen, insbesondere von seinen Zeitgenossen des 18. und 19. Jahrhunderts. Die Ausstellung spiegelt also auch seine Sammlerinteressen wider.

P: Die Schau beginnt mit den Aquarellen von Albrecht Dürer von 1495/96, die er während seiner ersten Italienreise gefertigt hat. Bekannt sind die Blätter, die Innsbruck zeigen, sie gelten als die Anfänge des autonomen Landschaftsbildes mit den ersten topografischen Städteansichten. Die Bedeutung und die Wahrnehmung der umgebenden Natur rücken ja erst um 1500 ins Zentrum – die Natur wird bildwürdig. Beeindruckend sind auch die „Porträts“ von Fichten, die Albrecht Altdorfer um 1520 schuf.

EM: Im Mittelalter sind viele Bilder sakralen Inhalts, Goldgründe überwiegen, da spielt die Landschaft kaum eine Rolle. Das ändert sich mit der beginnenden Neuzeit. Es gibt ein neues Interesse für die Erforschung und Darstellung des Menschen und seiner Umwelt, ein neues Bewusstsein für die Natur entsteht. Das wird auch in der Kunst thematisiert. Dürer ist ein Bahnbrecher für diese neue realistische Darstellung, allerdings sind seine Stadtansichten noch keine autonomen Werke, sondern Motivfundus und Arbeitsbehelfe in der Werkstatt, die als Basis für Hintergründe von Gemälden und Druckgrafiken dienten. Unsere Ausstellung ist chronologisch und nach Nationen gegliedert aufgebaut. Entscheidende Grundlagen für ein neues, realistisches Landschaftsbild hat auch Pieter Bruegel d. Ä. gelegt. In seiner berühmten „Hasenjagd“ von 1560 und seiner „Großen Alpenlandschaft“ hat er Eindrücke seiner Italienreise verarbeitet. Solche Druckgrafiken waren sehr populär und Bruegel hat sich damit als Künstler erstmals einen Namen gemacht. Sie entstanden ganz unabhängig von seinen Gemälden.

Das ganze Interview lesen Sie in unserer PARNASS Ausgabe 01/2021.

ADRIAN ZINGG | Blick durch ein Felsentor auf Schloss Hohnstein in der Sächsischen Schweiz, 2. Hälfte 18., Beginn 19. Jahrhundert, Feder in Schwarz, Pinsel in Grau und Hellbraun, laviert, Albertina,Wien | Foto: Albertina, Wien

Albertina

Albertinaplatz 1, 1010 Wien
Österreich

ALBRECHT DÜRER, Innsbruck von Norden, um 1495, Aquarell, Albertina, Wien, Foto: Albertina, Wien

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