Künstlerinnen in Wien von 1900 bis 1938

STADT DER FRAUEN

Ausstellungsansicht STADT DER FRAUEN Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien

Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts waren Künstlerinnen fester Bestandteil der Wiener Kunstszene und in Ausstellungen, Museen und Galerien präsent. Viele von ihnen sind inzwischen in Vergessenheit geraten. Ein Blick auf ihre Werke zeigt, dass sie es verdienen, nachhaltig in die Kunstgeschichte eingeschrieben zu werden. Sie haben mit ihren Werken einen wesentlichen Beitrag zur Wiener Moderne und den künstlerischen Strömungen nach dem Ersten Weltkrieg geleistet. Im Unteren Belvedere ist ihrer emanzipatorischen Leistung eine längst überfällige Retrospektive gewidmet.


PARNASS ARTLIFE FÜHRUNG am 7. Mai

Das Ölgemälde „Die Ernte“ von Broncia Koller-Pinell, „Adolescentia“ und „Ver Sacrum“ von Elena Luksch-Makowsky oder „Akt in den Spiegel blickend“ von Helene Funke sind nur einige der Herzstücke der Ausstellung, die beweisen, wie avantgardistisch und expressionistisch Künstlerinnen schon in den sehr frühen 1900er-Jahren gearbeitet haben. Das ist nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass Frauen zur damaligen Zeit der Zutritt zu heimischen Akademien verwehrt war und sie, sofern sie es sich leisten konnten, ihre Kunstausbildung in Paris, Berlin oder anderswo absolvierten.

Ich verstehe mich in gewisser Weise als feministische Kunsthistorikerin, die den Blick auf die weiblichen Kunstschaffenden lenken will

Sabine Fellner, freischaffende Kuratorin und Autorin

Sabine Fellner hat sich die Mühe gemacht, an allen Orten zu suchen, und kann neben den bekannten Namen auch etliche in Vergessenheit geratene Künstlerinnen exemplarisch für die aufregende Zeit zeigen. Erika Giovanna Klien ist da ebenso zu sehen wie Mileva Roller, Elza Kövesházi-Kalmár, Frida Konstantin Lohwag, Johanna Kampmann-Freund, übrigens die erste Frau, die einen österreichischen Staatspreis erhielt, sowie Fanny Harlfinger-Zakucka, die als Gründerin der progressiven Vereinigung „Wiener Frauenkunst“ eine bedeutende Position innerhalb der künstlerisch tätigen Damen einnahm.

Helene von Taussig, Weiblicher Akt auf blauem Stuhl, 1920 /30 Foto: Johannes Stoll © Belvedere, Wien

„Exemplarisch für die Künstlerinnenkarrieren steht der Werdegang Broncia Koller-Pinells, der vor 1900 begann und 1934 endete“, schreibt Sabine Fellner im Katalog zur Ausstellung. Sie gehörte damals der österreichischen Malerelite an, war in rund 50 Ausstellungen, darunter auch den beiden Kunstschauen von 1908 und 1909, zu sehen, sie war Teil der Freitagabendtreffen der Klimtgruppe, Mitglied des Bundes österreichischer Künstler und Gründungsmitglied der Secession um Egon Schiele. Sie ist eine „jener Vergessenen, die erst Schritt für Schritt wieder in die allgemeine Wahrnehmung zurückgekehrt sind“.

Ausstellungsansicht STADT DER FRAUEN Foto: Johannes Stoll, © Belvedere, Wien

„In weniger als 40 Jahren eroberten Frauen die Kunstszene Wiens“, erklärt Sabine Fellner und beweist mit den für die Ausstellung zusammengestellten Werken, die teilweise noch nie gezeigt wurden, dass ernsthafte Karrieren gelungen sind. Die in der Ausstellung gezeigten Kunstwerke stehen exemplarisch für jene, die nicht mehr auffindbar sind, verloren gingen, in zu schlechtem Zustand sind oder überhaupt zerstört wurden. Die Künstlerinnen beschäftigten sich mit relevanten gesellschaftskritischen Themen, sie engagierten sich sozialpolitisch und sie vernetzten sich interdisziplinär. Mit der „Stadt der Frauen“ ist es gelungen, den Blick auf heute großteils vergessene Künstlerinnen zu lenken, die so Wesentliches zur Kunst der Zeit beigetragen haben.


Lesen Sie den ganzen Artikel in unserer Frühjahrsausgabe 01/2019

Unteres Belvedere, Orangerie

Rennweg 6, 1030 Wien
Österreich

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