Siebdruck von Wien nach New York

In einem der schönsten Hinterhöfe Wiens verbirgt sich das Viadukt. 2008 gründete Bernadette Meisel die lebendige Siebdruckwerkstatt.
Mitten im 6. Bezirk können im offenen Siebdruckatelier Künstler:innen Drucke produzieren und auch ausstellen. Ein Residency- Programm und ein vielfältiges Angebot an Editionen machen das Viadukt zum dynamischen Szenetreff und zu einem Ort für kreativen Austausch.
Nun erfährt der in der Gründungsvision ausformulierte Gedanke des Kulturaustauschs einen wesentlichen Boost. Viadukt wurde nach New York eingeladen, um von 27. bis 30. März ausgewählte Siebdrucke auf der Brooklyn Fine Art Print Fair 2025 zu zeigen. Viadukt-Gründerin Meisel ist es ein Anliegen, der Technik des Siebdrucks größere Aufmerksamkeit zu verschaffen.
„Es geht darum, den Siebdruck wieder auf ein Niveau zu heben, auf dem er nicht nur Reproduktion ist“ – sondern eben eigenständige Kunst. Das wird im Viadukt seit 17 Jahren zelebriert.
Um aufzuzeigen, wie unterschiedlich die künstlerischen Produktionsprozesse sein können, die zum Siebdruck führen, wurde im Viadukt unter anderem die Ausstellungsreihe „At the Printing Table“ ins Leben gerufen. Der Siebdruck, oft als bloße Vervielfältigungstechnik abgetan, erfährt im Viadukt eine Neubewertung. Er ist keine nachgelagerte Produktionsstufe, sondern ein eigenständiges Medium mit künstlerischem Eigenwert. Die Ausstellung „At the Printing Table“ dokumentiert, wie unterschiedlich Künstler:innen den Druckprozess in ihre Arbeit integrieren.
Explizit möchte das Viadukt auch Künstler:innen ansprechen, die noch wenig Erfahrungen mit analogen Drucktechniken haben, und ihnen die Möglichkeit bieten, gemeinsam mit erfahrenen Drucker:innen neue Arbeiten zu produzieren.

Bernadette Meisel und Lena Heinschink mit Drucken von Käthe Schönle, Viadukt, Foto: Cati Donner
Der Siebdruck ist weit mehr als nur Reproduktionstechnik.
Jährlich wird auch das Viadukt Residenz Programm ausgelobt: ein Werkstatt-Residenz-Programm für Kunstschaffende, die sich als Frauen identifizieren und mindestens 40 Jahre alt sind. Ziel ist es, die Sichtbarkeit von Künstler:innen in der Mitte ihrer Karriere zu erhöhen und die Teilnehmenden bei ihrer künstlerischen Produktion zu unterstützen, sodass die Siebdrucktechnik in ihr Schaffen einfließen kann. „Hier geht es um das prozesshafte Arbeiten mit Künstler:innen und nicht nur um das fertige Werk. Der gesamte Entstehungsprozess steht im Fokus – das künstlerische Forschen, das in der Routine des Marktes sonst oft keinen Platz findet“, proklamiert Bernadette Meisel ihre Vision, mit der sie mittlerweile schon auf zahlreiche Künstler:innenkarrieren Einfluss nehmen konnte. So hat etwa die von der Malerei und Zeichnung kommende Käthe Schönle seit ihrer Residency im Viadukt den Siebdruck wiederholt in ihr Arbeiten eingewoben oder der bei „At the Printing Table“ ausgestellte Chris Murzek wiederholt Wege gefunden, digitale Bildfindung und analogen Druck in Dialog zu setzen.
Zu sehen ist dies nun auch auf der Messe in Brooklyn. In New York zeigt das Viadukt einen Querschnitt der Möglichkeiten im und Zugänge zum Siebdruck. Arbeiten von Jasmin Schaschl, Michael Wegerer, Käthe Schönle sowie der beiden PARNASS-Up&Coming-Künstler:innen Chris Murzek und Magdalena Kreinecker sind Teil der Auswahl. Auf der Messe werden Unikatdrucke sowie eine Sammeleditionsmappe der vertretenen Künstler:innen angeboten. Durch die Mappe erhalten die Besucher:innen die Gelegenheit, eine kleine Sammlung von Künstler:innen, die in Österreich leben und arbeiten, im Kompendium zu erwerben.
Aber nicht nur auf der Print Fair in New York, auch hierzulande bietet der Siebdruck eine feine Gelegenheit, ohne großes finanzielles Risiko erste Editionen und auch Unikate zu erwerben – und auch um die Sammeledition zu kaufen, muss man nicht nach New York reisen: Über den Onlineshop des Viadukts geht das bequem von zuhause aus.

Magdalena Kreinecker, Blue Print 03, Mehrfarbiger Siebdruck, Öl auf Hahnemühle, Foto: Marco Kleebauer
BROOKLYN FINE ART PRINT FAIR 2025, POWERHOUSE ARTS
Von 27. bis 30. März 2025 findet die neugegründete Kunstmesse »Brooklyn Fine Art Print Fair 2025« im sehenswerten und erst kürzlich eröffneten Powerhouse-Arts-Gebäude statt. Aus einem über hundertjährigen Industriegebäude, der ehemaligen »Brooklyn Rapid Transit Power Station« – jenem Kraftwerk also, das einst den expandierenden öffentlichen Transport in Brooklyn mit Strom versorgte –, erschuf das Architekturbüro Herzog & de Meuron auf private Initiative einen quirligen Kunstort. Powerhouse Arts verfügt über 170.000 Quadratmeter Kunstproduktionswerkstätten, unter anderem für Keramik, Fotografie und Siebdruck, hinzu kommen Veranstaltungshallen und mehr.

Powerhouse Arts, Foto: Albert Vecerka/Esto