Crone Side

Ruscha Voormann

Es ist die perfekte Mischung: der Projektraum Crone Side in Berlin, das neue Kunstevent „Gallery Weekend *Discoveries“ und die Erstpräsentation der Arbeiten von Ruscha Voormann, die erstmals in einer Galerie gezeigt werden. Denn eine „Entdeckung“ sind die Acrylgemälde der 1992 in Flensburg geborenen und heute an der Akademie der Künste in München studierenden Künstlerin in jeder Hinsicht.


In die einst herrschaftlichen, heute auf eine grundlegende Sanierung wartenden ehemaligen Wohnräumen von Crone Side in Berlin-Tempelhof, sehr nah am ehemaligen Flughafengelände, brechen die Formen und Farben von Ruscha Voormann förmlich ein, sprengen die weiße Galeriewandwelt mit Bewegung und Farbe und fügen sich gleichzeitig hervorragend in den Projektraum ein. Das liegt wohl auch daran, dass die Künstlerin viele Werke extra für die Ausstellung geschaffen und Vorschläge für ihre Präsentation gleich mitgeliefert hat. 

Mit dem Ausstellungstitel „Swipe up“, der auch der Titel einer Serie von großen Gemälden (200 x 1500 und 230 x 420) ist, beschreibt Ruscha Voormann ihre Technik. Zumindest kann man sich das so vorstellen, denn Ruscha Voormann bringt in dieser Serie runde Plexiglasscheiben und Acrylmalerei zusammen. Dafür bewegt sie die Scheiben in rotierenden Bewegungen über die Leinwand voller Farbe und lässt sie am Ende der Bewegung auch dort. Der optische Effekt zwischen stumpfer Acrylmalereifläche und glänzender Plexiglasoberfläche ist reizvoll und überraschend. Denn während die großen, glänzenden Scheiben Tiefe und Präzision suggerieren, schweben die stumpfen Farbflächen im unbestimmten Raum. 

Ungegenständlich, abstrakt, der gestischen Malerei verwandt – die Begriffe mögen alle irgendwie auf die Arbeiten von Ruscha Voormann passen, beschreiben aber nur die Oberfläche. Denn das Zufällige bekommt in den Arbeiten eine fast skulpturale, sehr organische Form, die über der Leinwand zu schweben scheint, ausufert, den Rahmen überschreitet. Den Rahmen hat sie  vorab gemalt und hat damit eine Grenze für die gegossene Farbe festgelegt, die sie in der Serie „Ousia Facing Reality“ nicht immer einhält. Dieses Wechselspiel sei für die Künstlerin eine „visuelle Metapher für die Bewältigung des Lebens: Den Spagat zu schaffen zwischen dem Nachgehen des Kontrollierbaren und der Hingabe, dem Vertrauen zum Unbewussten“, heißt es im Ausstellungstext. Vergleiche mit den grafischen Arbeiten ihres Vaters Klaus Voormann verbieten sich nicht nur, sie bieten sich gar nicht an. 

Für Galeriedirektor Alexander Hattwig sind die Arbeiten von Ruscha Voormann eine „Entdeckung“, die nicht unbedingt in eine Zusammenarbeit mit der Galerie führen müsse, aber vielleicht doch irgendwann könnte. Vor allem die natürlichen Formen, die ihn an geschmolzenes Metall erinnern und der eigene, schon jetzt wiedererkennbare Stil zeichnen das junge Werk der Münchner Malereistudentin in seinen Augen aus. Die Entdeckungen kosten zwischen 400 und 6.000 Euro. 

Ruscha Voormann, Photo: Anna Aicher, Courtesy Galerie Crone, Berlin Wien

Crone Side

Tempelhofer Damm 2, 12099 Berlin
Deutschland

Ruscha Voormann 

bis 23. Oktober 2021

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