Zwischen Funktion und Ornament

Rahmen

Oft für tot erklärt und immer wieder auferstanden, behaupten sich Rahmen über alle Epochen und zahlreiche Stile hinweg. „Jetzt erleben Rahmen eine Renaissance der Aufmerksamkeit und des Respekts, sowohl von Museumskuratoren als auch von Sammlern“, schrieb die New York Times schon 2015. Wir baten Rahmenexperten zum Gespräch und fühlen den Moden und Trends der Rahmung nach. Das ganze Interview lesen Sie in unserem Auctions & Fine Arts.


PARNASS: In der Moderne wurden Rahmen alsbald in Frage gestellt. Wurden früher Bilderrahmen als Teil des Kunstwerks gesehen und oft von Künstlern selbst gestaltet, so sind heute rahmenlose Gemälde selbstverständlich. Wie sehr ist der Rahmen dem Zeitgeschmack unterworfen?

Veronika Korbei, M2 Rahmenkunst: Für Klimt, Kirchner oder Nolde waren Rahmen sehr wichtig und vom Bild untrennbar. Rahmen sind jedoch wohl das Erste, was getauscht wird, wenn ein Bild die Sammlung wechselt oder in der Familie weitergereicht wird. Nicht alle wollen einen goldenen Ochsenaugen-Rahmen auf dem Erbstück, so sehr er zu dem Bild passt. Rahmen werden heute gerne als Teil des Interieurs gesehen und daher müssen sie auch zum Sofa passen. Viele Künstler nehmen Rahmen sehr ernst und machen sie für Museumsstücke nach wie vor selbst. Leinwände bleiben für kleinere Ausstellungen oft ungerahmt, damit der Kunde die Entscheidung des richtigen Rahmens selbst treffen kann. Weil sie meist Maßanfertigungen sind, sind Rahmen teuer; da überlässt man die Qual der Wahl gerne dem Kunden. Für die Präsentation von Multiples wird viel Stangenware oder Wechselrahmen von guter Qualität benutzt. Sammler rahmen gerne gut und aufwendig. Die Idee ist ja, eine Rahmung nur einmal in fünfzehn bis zwanzig Jahren vorzunehmen.

Gregor Eder, Pass’Partout® Bilderrahmen: Auch wenn unser Handwerk in dem Sinn traditionsgebunden ist, dass Bilder vorzugsweise gemäß ihrer Entstehungszeit gerahmt werden, können auch gewagte Lösungen realisiert, also zum Beispiel abstrakte Bilder klassisch und Barockbilder minimalistisch gerahmt werden.

David Halbe, HALBE-Rahmen: Bilderrahmen gibt es schon seit Jahrhunderten. Sie sind eine Bühne für das Bild, die es betonen, zur Umwelt abgrenzen und den Fokus auf das Bild leiten. Insbesondere Gemälderahmen waren zu Beginn eher die Steigerung in Form eines Altars fürs Bild – dementsprechend aufwendig gearbeitet und oft selbst ein Kunstwerk für sich. Mit dem Aufkommen von Grafiken wurden die Rahmen schlichter und zurückhaltender. Die Funktion, die Blicke aufs Bild zu leiten und es zu betonen, blieb. Hinzu kam die Schutzfunktion durch den Bilderrahmen für die empfindlichen Papierarbeiten. Dies ist insbesondere für Kunst auf Papier bis heute so. Auch wenn wir in Kooperation mit Werner Murrer Rahmen schon einen Bilderrahmen für Edward Munchs „Der Schrei“ bauen durften, sind wir mit unseren Magnetrahmen Experten für Grafikrahmen. Insbesondere für Arbeiten auf Papier sind Bilderrahmen heute wieder sehr beliebt. Der kurze Trend, rahmenlos auf Alu-Dibond kaschiert zu präsentieren, ist wieder vorbei. Gerade in institutionellen und privaten Sammlungen wird immer mehr Aufmerksamkeit auf den Schutz zum Werterhalt der Bilder gelegt. Denn ein hochwertiger Bilderrahmen ist nicht nur eine Bühne, sondern auch ein Tresor für das Kunstwerk.

Edition-Esche Rahmen, Esche Massivholz-Leisten (Detail), HALBE-Rahmen @HALBE

PARNASS: Digital wird Kunst meist ohne Rahmen gezeigt. Wie können diese dennoch wieder stärker in den Fokus gerückt werden?

Christopher Hillinger, Bilderrahmen Hillinger: Ich sehe meine Aufgabe als Fachmann darin, durch meine Kunst das im Vordergrund stehende Gesamtbild der Malerei mit dem unterstützenden Medium des Bilderrahmens zu ergänzen und in einem harmonischen Gesamtbild zu präsentieren. Meiner Meinung nach ist in der modernen Malerei die Harmonie dieser beiden Künste in Vergessenheit geraten. Ich glaube, es liegt im Interesse des Künstlers selbst und spätestens im Interesse des Kunstliebhabers, das Kunstwerk ins bestmögliche Licht zu rücken. Zu dieser Aufgabe sehe ich mich verpflichtet. Ich bin mir daher sicher, dass spätestens der Erwerber der Malerei sich in meinem Betrieb einfinden wird.


PARNASS: Sobald Bilder ihren Besitzer wechseln, werden sie oft neu gerahmt, dem Wunsch des neuen Eigentümers entsprechend oder zum Interieur passend, was jedoch zuweilen nicht im Sinne des Künstlers ist. Wie beraten Sie hier?

Manfred Berghammer, Berghammer Bilder.Rahmen.Galerie: Das Interieur spielt bei der Rahmung keine Rolle. Rahmen und Bild sind die „Einheit“. Und wenn diese Einheit gegeben ist, rate ich meinen Kunden es so zu belassen, auch wenn ich dadurch auf eventuell guten Umsatz verzichte.

FRAMESHORE: Grundsätzlich sind wir der Ansicht, dass der Besitzer mit der Rahmung des Werkes umgehen kann, wie er will. Unsere Aufgabe ist es, dass wir optimal zu allen Möglichkeiten beraten und dass das Werk von uns fachgerecht gerahmt wird. Jedoch bekommen wir auch Werke von Künstlern, die genaue Rahmenvorgaben mit ihren Werken mitsenden. Wir sehen dies als eine sehr positive Entwicklung in der heutigen Kunstszene an, da hier gerade Erstkäufern das Einrahmen erleichtert wird. Wir greifen ein in Rahmungssituationen, wo das Bildfeld über die Leinwand hinaus vom Künstler auch auf den Rahmen erweitert wurde und der Rahmen so durch die Bemalung ein untrennbarer Teil eines Werkes geworden ist.

Mehr über den Wiener Kunsthandel erfahren Sie in unserer Sonderausgabe Auctions & Fine Arts!

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