Museen öffnen früher

PAY AS YOU WISH im Kunsthistorischen Museum

Ort
Kunstszene
Künstler
KHM Gemäldegalerie © KHM-Museumsverband

Nach dem Belvedere nun auch andere Bundesmuseen – Pay as you wish im Kunsthistorischen Museum. Was für eine Einladung!

Seit der Pressekonferenz von Bundesminister Werner Kogler und Staatsekretärin Ulrike Lunacek am 17. April kommt die Kunst- und Kulturszene in Österreich nicht zur Ruhe. Bereits am Kulturmontag machte dies die von Martin Traxl geführte Diskussionsrunde deutlich. In der Bevölkerung sowie in der medialen Berichterstattung sorgte die Bekanntgabe, dass die Bundesmuseen erst ab 1. Juli öffnen werden, obwohl Ulrike Lunacek die Möglichkeit einer Öffnung per Mitte Mai in der Pressekonferenz verkündet hatte, für heftige Kritik. Dabei versteht man, dass die Bundesmuseen mit vorgezogenen Sanierungsmaßnahmen die Schließung nützen wollten und auch aus wirtschaftlichen Gründen auf die Möglichkeit der Kurzarbeit angewiesen sind. Ja finanziell ist es vernünftig. Aber war es auch das richtige Zeichen? Österreich die vielbeschworene Kulturnation? Als frustrierendes, tieftrauriges Signal, bezeichnete es Almuth Spiegler in „Die Presse“. Doch gerade hier ist die Politik gefordert, die Basisabgeltung soweit zu fixieren, dass ein frühzeitige Öffnung auch bei weniger Besuchern möglich ist. Und mehr noch – jetzt bei freiem Eintritt! Dass dies die Museen nicht alleine stemmen können ist Fakt! Aber es wäre eine Möglichkeit neues Publikum zu generieren. Sich auch abseits des knallvollen Formats der Langen Nacht der Museen mit attraktiven Formaten an das heimische Publikum zu richten, an die Menschen die hier leben. Jetzt könnte bei gestaffelten Eintritt ein qualitätsvoller Museumsbesuch möglich sein und das auch mit Kindern. Wer sagt, dass Bildung aktuell nur Online funktioniert kann? Ganz im Gegenteil ob Naturgeschichte, Geschichte oder Kunst. Es ist alles da – und das in höchster Qualität. Die vielbeschworene Kreativität die Museen gerade jetzt in neue Online-Formate stecken, könnte auch hier zu Ideen führen, die einen Museumsbesuch für ein junges Publikum ermöglicht, wie dies meine Kollegin Spiegler so treffend formulierte. Darüber hinaus was wäre endlich mit einer gemeinsam Jahreskarte für alle Bundesmuseen, oder für alle Museen eines Bundeslandes und das zu attraktiven Preisen vor allem auch für die Altersgruppe zwischen 19 und 25. Denn trotz vergünstigter Eintritte verlieren die Museen nämlich genau diese Altersgruppe, nachdem der freie Eintritt nach dem 19. Lebensjahr fällt. Studenten, Lehrlinge, etc. 

Bundesmuseen reagieren auf die anhaltende Kritik.

Während man in Deutschland bereits eifrig etwa in Frankfurt/Main oder in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden über eine Öffnung Anfang Mai nachdachte und einen Hygieneplan für den Museums- und  Ausstellungsbetrieb ausarbeitet, über Zeitfenstertickets im Onlineshop nachdenkt, war hierzulande zunächst nichts zu vernehmen. Bis auf die Museen der Wien Holding und des Leopold Museums, die bereits vor einigen Tagen verkündeten, dass sie im Juni aufsperren werden. 

Wie das Belvedere heute in einer Aussendung mitteilte, wird das Museum die Möglichkeit einer Öffnung ab Mitte Mai im Unteren Belvedere nutzen, um die Ausstellung „Into the Night. Die Avantgarde im Nachtcafé“ noch einmal für Interessierte zugänglich zu machen. Die Wiedereröffnung im Belvedere 21 erfolgt am 1. Juni, der Museumsbetrieb im Oberen Belvedere startet mit 1. Juli. Das Ausstellungsprogramm für die zweite Hälfte des Jahres wird aufgrund von Sparmaßnahmen auf zwei Neueröffnungen reduziert. „Als wir gemerkt haben, dass so eine Enttäuschung herrscht über eine fortgesetzte Schließung, haben wir sofort begonnen zu überlegen, wie wir umdisponieren können“, zitiert „Die Presse“ die Belvedere-Direktorin. Auch die Albertina Modern, die bisher Corona bedingt noch garnicht eröffnen konnte soll mit 1. Juni aufsperren. Und laut „Die Presse“ denkt auch MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein bereits über eine frühere Öffnung nach.
 

PAY AS YOU WISH – das Kunsthistorische Museum macht den Besuchern ein tolles Angebot

 

John Baldessari (1931–2020) Beethoven’s Trumpet (with Ear) Opus # 133 2007 Harz, Fiberglas, Bronze, Aluminium, Elektronik L. 179 cm, B. 110 cm, H. 42 cm (Ohr); L. 224 cm, B. 130 cm (Rohr) © John Baldessari Courtesy of the artist, Sprüth Magers and Beyer Projects Foto: KHM-Museumsverband

John Baldessari (1931–2020), Beethoven’s Trumpet (with Ear) Opus # 133
2007, Harz, Fiberglas, Bronze, Aluminium, Elektronik, © John Baldessari Courtesy of the artist, Sprüth Magers
and Beyer Projects, Foto: KHM-Museumsverband

PAY AS YOU WISH – KHM öffnet zu Pfingsten mit einem tollen Angebot

Wie gestern, 23.April, der KHM-Museumsverband in einer Aussendung bekanntgab, wird das KHM bereits  Ende Mai wieder öffnen können. Als besondere Willkommens-Geste begrüßt das Museum seine Besucher im Juni mit der Aktion „pay as you wish“. Damit kann jeder und jede die Höhe des Eintrittspreises selbst bestimmen. „Dank unseres ausgezeichneten Teams werden wir eine Öffnung des Standortes Maria-Theresien-Platz im Juni schaffen“, so Generaldirektorin Sabine Haag. Vielfach ist zu hören, dass die Museen über die Möglichkeit einer früheren Öffnung erst in der besagten Pressekonferenz informiert wurden, also über die Medien. „Man muss sich noch einmal den Ablauf vor Augen führen. Vor knapp einer Woche noch dachten wir, eine frühere Öffnung als 1. Juli ist gar nicht möglich“, so Rollig in „Die Presse". Auch die Leitung des KHM Museumsverbandes war von der Nachricht am vergangenem Freitag, überrascht aber auch erfreut: „Wenn sich die Bedingungen geändert haben und klare Festlegungen für einen Museumsbesuch getroffen wurden, überdenken wir selbstverständlich den ursprünglichen Wiedereröffnungstermin, den wir vor mittlerweile vier Wochen im Gremium festgelegt haben. Dazu ist es allerdings notwendig die organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen zu kennen. Leider sind diese bisher noch nicht verbindlich geklärt“, so Paul Frey in der heutigen APA Meldung. „Wichtig ist es jetzt, Planungssicherheit darüber zu erlangen, wie der Museumsbesuch von statten gehen darf, wieviel Platz jeder braucht, um sich nicht anstecken zu können, wie viele Menschen in einem Saal sein dürfen“, so Sabine Haag. „Das sind keine museologischen Rahmenbedingungen, die von den Bundesmuseen selbst festgelegt werden können, sondern gesundheitspolitische, die von der Politik beigestellt werden müssen“, so Paul Frey.

Finanzielle Seite nach wie vor unsicher – Forderungen an die Politik

Die Einnahmen des bisher wirtschaftlich erfolgreichen Museumsverbands sind von einem Tag auf den anderen auf null gefallen. Fixkosten wie Miete, Instandhaltung, Restaurierung, Bewahrung und Wartungskosten laufen selbstverständlich unverändert weiter. „Wir nutzen die Schließung derzeit, um durch Kurzarbeit Arbeitsplätze zu sicher und dringende Renovierungsarbeiten durchzuführen. Statt auf Kurzarbeit zu setzen, würden wir selbstverständlich lieber die Schließzeit verkürzen“, so Paul Frey zur APA. Dazu braucht es aber dringend finanzielle Absicherungen seitens der Politik. „Wir hoffen auf eine verbindliche Zusage, dass unsere Verluste abgegolten werden, um die Fortführung der professionellen Arbeit des KHM-Museumsverbands trotz Krise gewährleisten zu können“, so die Geschäftsführung Sabine Haag und Paul Frey über ihre Entscheidungsgrundlagen zur weiteren Vorgehensweise. Wenn sich alle Ungewissheiten aus der Welt schaffen lassen und die Öffnung auch aus wirtschaftlicher Sicht verantwortungsvoll vorgenommen werden kann, wäre das für Sabine Haag ein großer Lichtblick: „Ich freue mich sehr auf den Tag, an dem alle ihre Arbeit aufnehmen und wir unseren Kulturauftrag wieder in vollem Umfang nachkommen können - lieber früher als später. Wir vermissen den Museumsbetrieb und unsere Gäste sehr.“

Forderungen an die Kulturpolitik stellte heute auch die Künsterlnnenvereinigung Secession ebenso diskutiert auch die Galerienszene. Dazu demnächst mehr.

©KHM-Museumsverband

Das könnte Sie auch interessieren