Neue in Wien: Salz Vision Gallery

Salz Vision Gallery, Foto: Maksym Vodianytskyi

Mit der Salz Vision Gallery gibt es seit Oktober 2025 einen neuen Ort für Gegenwartskunst mitten im ersten Bezirk Wiens. Der Name setzt sich aus der zentralen Lage am Salzgries und der Muttergalerie Ural Vision zusammen.


 

Salz Vision verbindet ein internationales Netzwerk mit einer auf Wien zugeschnittenen kuratorischen Handschrift. Die Galerie steht in der Tradition der Ural Vision Gallery, die 2012 in Jekaterinburg gegründet wurde und 2015 in Budapest eine Dependance eröffnete. In den vergangenen Jahren war die Galerie regelmäßig auf Messen wie der viennacontemporary und der Cosmoscow präsent und baute sich ein internationales Netzwerk auf. Dieses bildet nun auch die Basis für den Wiener Standort.

Ruslan Stetski, mit umfassender Erfahrung in der Investitionsberatung und im Verkauf exklusiver Immobilien, ist Managing Director der Wiener Galerie. Die künstlerische Leitung übernimmt Kuratorin Anne Avramut. Sie kuratiert seit mehreren Jahren international und entwickelte Ausstellungen in Taipei, New York und Los Angeles. In Zentralasien arbeitete sie für die Forte Bank Collection in Astana, in Russland kuratierte sie für das Erarta Museum in St. Petersburg. Im Sommer 2024 realisierte Anne Avramut gemeinsam mit dem taiwanesischen Galerienverband und dem taiwanesischen Kulturministerium eine umfangreiche Fotoausstellung zu zeitgenössischer taiwanesischer Bildproduktion. Von Mai 2024 bis August 2025 leitete sie die Wiener Galerie Michael Bella, wo sie unter anderem Nives Widauer, Zenita Komad, Stuart Veech und Anouk Lamm Anouk präsentierte.

Sowohl Stetski als auch Avramut betonen im Gespräch mit PARNASS die Autonomie des Wiener Programms: Die Verbindung zur Muttergalerie bleibt als Ressource bestehen, das Programm der Wiener Galerie wird jedoch unabhängig entwickelt. Der Fokus, so Avramut und Stetski, soll auf österreichischen Positionen liegen mit gezielt gesetzten internationalen Akzenten. Warum in den aktuellen Krisenzeiten des Kunstmarkts eine Galerie eröffnen? „Es gibt nie eine perfekte Zeit. Es ist immer ein Risiko“, so Avramut und Stetski.

Anne Avramut und Ruslan Stetski, Foto: Maksym Vodianytskyi

Anne Avramut und Ruslan Stetski, Foto: Maksym Vodianytskyi

Man braucht den Glauben an seine Vision, dann wird es gut werden.

Anne Avramut und Ruslan Stetski

Die Räume am Salzgries wurden von Grund auf neugestaltet – auf zwei Ebenen stehen nun großzügige Ausstellungsräume zur Verfügung. Programmatisch öffnet sich die Galerie konsequent für unterschiedliche Medien und Arbeitsweisen – Malerei, Fotografie, Objekt, performative Ansätze: Entscheidend ist die Stringenz der Position und ihr Entwicklungspotenzial.

Finanziell wird Salz Vision ebenso wie die Muttergalerie durch eine Stiftung im Hintergrund gestärkt. Sie kauft auch Werke aus den jeweiligen Galerieprogrammen an und verfügt so bereits über eine veritable Kunstsammlung. Die Wiener Eröffnungsausstellung „Metamorphosis“ nimmt Ovids Leitmotiv der Verwandlung als thematische Grundlage und richtet den Blick auf den Körper als wandelbare Materie. Mit Kata Oelschlägel, Katrin S. Weidhofer und Viktoria Andreeva werden drei österreichische Künstlerinnen präsentiert.

Kata Oelschlägel arbeitet an der Grenze von Objekt, Performance und malerischer Geste, Katrin S. Weidhofer formt ihre Figuren aus Schichtungen: Analoge Fotografie, Aquarell und Stickerei verschränken sich zu Bildflächen, in denen Erinnerung und Bruch zugleich präsent sind. Viktoria Andreeva denkt Körper als Territorien des Übergangs, ihre Wesen befragen Bruchstellen ebenso wie Verbindungen.

Im Gespräch erzählt Avramut, dass sie in Zukunft vor allem Dialogausstellungen zeigen möchte, die Reibungsflächen eröffnen und Entwicklung ermöglichen; zuweilen aber auch gezielt gesetzte Solopräsentation. Geplant sind, durchaus ambitioniert, sieben bis acht Ausstellungen pro Jahr, Laufzeiten von sechs bis acht Wochen, flankiert von Katalogen und Messepräsenzen. Auch Kooperationen mit anderen Galerien sind willkommen, wenn sie künstlerisch und strategisch Sinn ergeben. Dass die Budapester Niederlassung zugunsten Wiens geschlossen wurde, erklärt die Leitung mit der dortigen veränderten politischen und kulturellen Lage. „Nachdem die Eigentümer sehr westlich orientiert sind, war Wien ein logischer nächster Schritt. Sie schätzen die Kultur Österreichs, außerdem ist die Kunstszene in Wien sehr aktiv“, meint Ruslan Stetski.

In Wien findet das Projekt jene Mischung aus historischer Tiefe und zeitgenössischer Wachheit, die es braucht, um Profile zu schärfen und Karrieren zu tragen. Gleichzeitig wird es auch Blickachsen zur Ural Vision Gallery in Russland geben, punktuell werden auch Künstler:innen aus dem Kreis der Muttergalerie zu sehen sein – etwa AES+F, Olga Tobreluts, Kirill Chelushkin oder Aljoscha. Entscheidend bleibt für Avramut und Stetski bei allem aber die Autonomie des Wiener Galerieprogramms.

Viktoria Andreeva, Primal Instincts No. 2, 2025, © by the artist, Bildrecht Wien, 2025

Viktoria Andreeva, Primal Instincts No. 2, 2025, © by the artist, Bildrecht Wien, 2025

Metamorphosis

ab 22. Oktober 2025

 

Salz Vision Gallery

Salzgries 8 | 1010 Wien

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