Nachruf: Kurator und Kunsthistoriker Germano Celant gestorben

Am Mittwoch kam die Pressemeldung, dass einer der bekanntesten Kuratoren, Kunsttheoretiker, der Kunsthistoriker Germano Celant 80-jährigen an den Folgen einer COVID-19 Infektion gestorben ist. Ein Nachruf von Silvie Aigner.


Persönlich bin ich ihm leider nie begegnet, doch er war stets ein Begriff, eine Autorität, ein Name dem man in der Rezeption der Kunst des 20. Jahrhunderts begegnet ist – vor allem dann, wenn man sich mit der Arte Povera auseinandersetzt. Auch wenn er, vielleicht nicht ohne Koketterie, stets abstritt den Begriff erfunden zu haben, so ist doch die Bezeichnung „Arte Povera“ untrennbar mit Celant verbunden, seit er 1967 in seiner Heimatstadt Genua eine Ausstellung mit Arbeiten von sechs italienischen Künstlern – Alighiero Boetti, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Pino Pascali, Giulio Paolini und Emilio Prini unter dem Titel „Arte povera e IM spazio“ zusammenstellte. Germano Celant, 1940 in Genua geboren, war seit 1993 künstlerischer künstlerische und wissenschaftliche Leiter der Fondazione Prada. Als 2015 die Mailänder Prada Stiftung eröffnete konzipierte er den Mailänder Stiftungssitz – ganz anders als die venezianische Niederlassung, die primär Kunst aus Prada-Sammlungen zeigt – als ein Zentrum für zeitgenössische Kunstschaffen: „Der politische und auch ideengeschichtliche Wandel unserer Zeit beeinflusst das gesamte Kunstschaffen. Zunehmend begreifen Künstler, dass es nicht nur um Ästhetik geht, sondern um Kunst als Mittel einer neuen Vision der Realität.“, so Celant damals in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Darüber hinaus kuratierte er in den 1980er-Jahren und 1990er-Jahren unter anderem für das Guggenheim in New York oder das Centre Pompidou einflussreiche Ausstellungen, sowie für die Fondazione Aldo Rossi in Mailand und die Fondazione Emilio e Annabianca Vedova in Venedig.

1997 wurde er im Jänner mit der Kuratierung der 47. Biennale in Venedig betraut, verbunden mit der Challenge in nur fünf Monaten eine Hauptausstellung im Arsenale und in den Giaridinis auf die Beine zu stellen. „Zukunft, Gegenwart. Vergangenheit“ war der Titel, der vieles offen ließ und Künstler aus den 1960er- bis 1990er-Jahren zeigte, darunter viele, mit denen Celant bereits in Ausstellungen gearbeitet hatte. Nicht überall wurde diese Ausstellung gelobt, Roberta Smith kommentierte trocken. „Walking through it, one can almost hear the sound of chips being cashed in.” 2016 war Celant Projektdirektor für Christo und Jeanne-Claudes weltweit bekannten Projekt „The Floating Piers“ auf dem Iseosee in Italien. Auch wenn er mit vielen internationalen Künstlern gearbeitet hat, so galt Germano Celant als der Botschafter der italienischen Gegenwartskunst und beeindruckte zuletzt 2019 mit der Retrospektive von Jannis Kounellis in der Fondazione Prada in Venedig. Eine große Retrospektive als Hommage an den 2017 verstorbenen Künstler, in der es Celant gelang die Werke von Kounellis in einen poetischen Dialog zur Architektur des venezianischen Palazzo zu setzen.

Germano Celant © Fondazione Prada - Germano Celant

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