Moriz Nähr: Der Fotograf hinter Klimts Welt

Anlässlich der Ausstellung IM BLICK: Gustav Klimt. Die Braut im Oberen Belvedere, in der Klimts Gemälde Die Braut (1917/18, unvollendet) im Mittelpunkt steht, rückt auch Klimts Lieblingsfotograf Moriz Nähr verstärkt in den Fokus.
Er dokumentierte Klimts künstlerische Wirkstätten, sowohl in der Josefstädterstraße 21, als auch in der Feldmühlgasse 13. Vor allem Klimts letztem Atelier in Wien-Hietzing kommt in Zusammenhang mit der Braut besondere Bedeutung zu, wie mehrere Fotos von Nähr in der Ausstellung verdeutlichen.
Darüber hinaus ist seit Kurzem das erste umfassende Werkverzeichnis zu Moriz Nähr online verfügbar: www.moriz-naehr.com.
Die gemeinnützige Wiener Klimt-Foundation unter der Leitung von Peter Weinhäupl und Sandra Tretter untersuchte gemeinsam mit dem Fotohistoriker Uwe Schögl und namhaften Forscher:innen in den letzten Jahren das umfassende fotografische Werk des Autodidakten. Moriz Nähr (1859–1945), den mit Gustav Klimt (1862–1918) eine inspirierende Künstlerfreundschaft verband, galt als DER Erneuerer der Fotografie des »Wien 1900«. Sein Œuvre umfasst neben Porträtaufnahmen, Stadt- und Naturansichten auch Architektur- und Innenraumeinblicke innovativer Ausstellungsszenerien. Seine berühmtesten Fotos sind jene von Gustav Klimt und dessen Wiener Ateliers, die durch ihren dokumentarischen Charakter intime Einblicke in die Welt des Malers erlauben. Darüber hinaus porträtierte er auch den berühmten Komponisten und Direktor der k. k. Hofoper Gustav Mahler und hielt mittels seiner Fotos die städtebaulichen Entwicklungen der pulsierenden Weltstadt Wien an der Wende zum 20. Jahrhundert fest. Gerade dieser fotografischen Dokumentation kommt besondere Bedeutung zu.
Eine der Grundlagen dieses Werkverzeichnisses ist ein bedeutender Teilnachlass des Fotografen, bestehend aus Glasnegativen und Originalabzügen, im Sammlungsbestand der Klimt-Foundation. In Anlehnung an den Aufbau der Forschungsverzeichnisse der Gustav Klimt-Datenbank sind im digitalen Werkverzeichnis zu Nähr nach aktuellem Stand rund 2.200 Fotografien abrufbar. Das Werkverzeichnis, das in deutscher und englischer Sprache sowohl auf dem Desktop als auch auf mobilen Endgeräten nach einmaliger Registrierung zugänglich ist, bietet nicht nur eine systematische Erfassung von Nährs fotografischem Œuvres, sondern erlaubt durch eine interaktive Karte erstmals auch eine geografische Erschließung der Bilder im Raum der Habsburgermonarchie.

Moriz Nähr, Selbstbildnis in seinem Atelier mit gerahmten Aufnahmen an den Wänden und Glasplatten auf der Anrichte, © Klimt-Foundation, Wien
Unterschiedliche Filter ermöglichen zudem eine fokussierte Recherche nach Themen, Datierung, Technik, Personen oder dem Ort. Neu erschlossene Werkzusammenhänge – etwa durch die Zusammenführung von Negativen und Abzügen – geben darüber hinaus neue Perspektiven auf Nährs künstlerisches Schaffen.
Nähr, der als enger Vertrauter von Gustav Klimt galt, wurde nicht nur als Chronist des Wiener Künstlerkreises bekannt, sondern bewegte sich auch im Umfeld von Ludwig Wittgenstein und fotografierte Kaiser Franz Joseph I. und den Komponisten Gustav Mahler. . Damit bietet sein Werk einen einzigartigen Blick auf die kulturellen und gesellschaftlichen Netzwerke des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts.
Begleitend zum digitalen Projekt erscheint im Sommer 2025 eine umfassende Monografie, mit Texten von Elisabeth Dutz, Andreas Gruber, Markus Kristan, Astrid Mahler, Alfred Schmidt, Uwe Schögl, Sandra Tretter, Katrin Unterreiner und Peter Weinhäupl. Die Textbeiträge kontextualisieren Nährs Fotografien mit ästhetischen und wirkungsgeschichtlichen Zusammenhängen der Jahrhundertwende und mit dem Werk Gustav Klimts.

Gustav Klimts Werkstattraum in der Feldmühlgasse, fotografiert von Moriz Nähr, 1917 © Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien
Oberes Belvedere
Prinz Eugen Straße 27, 1030 Wien
Österreich