LONDON DESIGN BIENNALE

"Can we design a better world?" – fragt die London Design Biennale. Mit dabei ist auch ein Beitrag aus Österreich. Unser Korrespontent Lorenz Ecker hat sich vor Ort umgesehen.


Die dritte Ausgabe der London Design Biennale eröffnete am ersten Juni im Somerset House. Im mächtigen multifunktionalen Gebäude, in dem neben der Biennale auch das Courtauld Institute of Art, mehrere Künstlerateliers und diverse Ausstellungsräumlichkeiten untergebracht sind, präsentieren sich 500 Projekte aus 50 Ländern und 6 Kontinenten. Basierend auf Globalisierung, Klimawandel und digitalem Fortschritt trägt die Schau diesmal den Titel "Resonanz". Wegen der Pandemie wurde die Eröffnung um ein Jahr verschoben, was viele der Werke zeitbezogener und relevanter erscheinen lässt. Dies äußert sich in der gekonnten, wenn auch unfreiwilligen Adaption technischer Kommunikation und Interaktion durch die breite Gesellschaft, wie auch in der aufmerksamen Umsetzung dieser Umstände von einer Vielzahl der repräsentierten Designer. "Everything we design and everything we produce resonates", so Es Devlin, Kuratorin der Biennale. Design fungiert in diesem Verständnis als ein Kulturen und Grenzen übergreifendes Medium, das in erster Linie substanziellen Fortschritt und produktive Zusammenarbeit fördern soll.

Österreichischer Beitrag

Der österreichische Beitrag stammt von dem Wiener Studio Process, bestehend aus Martin Grödl und Moritz Resl. "TOKENS FOR CLIMATE CARE", so der Titel der Installation, besteht aus einer Artificial Intelligence, die neue Logos zum Thema Klimawandel und Klimaaktivismus kreiert. Besucher*innen sind eingeladen, via QR Code auf der Website ihr eigenes Logo zu kreieren, das dann durch eine Laser Installation auf einer am Boden platzierten, runden Plattform dargestellt wird. Das Symbol kann so von allen Seiten gesehen werden und verschiedene Formen und Bedeutungen annehmen. Die oftmals für Datenakkumulation oder Überwachung genutzte AI dient in dieser Installation „...als eine positive Entwicklung, welche auch im kleineren Rahmen von Klimaaktivisten genutzt werden kann“, so Process im Interview. Angespornt durch den Energieaufwand von Crypto Währungen und NFTs wurde die Digitale Welt als ein Hauptantreiber des Klimawandels identifiziert. Rechenleistung und Energieaufwand der von Process genutzten AI entspricht jedoch gerade einmal der eines leistungsstarken PCs.

Process – Studio for Art and Design, Martin Grödl and Moritz Resl, Tokens for Climate Care, 2021, Interactive laser installation, Austrian contribution  / London Design Biennale 2021, Interface © ian@theoutposttv.com

Obwohl sich das Wiener Duo keinen Massenandrang auf ihre Entwicklung erwartet, wohnt ihrem Konzept, basierend auf der open source Idee, der Kodierungsszene, die Codes zur freien Nutzung ins Internet stellt, großes Potenzial inne. In Anbetracht einer zunehmend technologisch versierten Gesellschaft und mit dem Thema des Klimawandels als Hauptaugenmerk zukünftiger Generationen, kann "TOKENS FOR CLIMATE CARE" als Bindeglied verschiedener Aktivisten und Gruppierungen auf der ganzen Welt dienen.

Abhängig von den jeweiligen politischen und sozialen Bedingungen bewerten verschiedene Länder relevantes und zeitgemäßes Design unterschiedlich. Während Österreich sich mit der digitalen Zukunft des Klimawandels beschäftigt, wird von Venezuela die nationale Ölkrise und Massenauswanderung thematisiert, die das Land seit 2016 in eine schwere Krise gestürzt hat. Dies ist nur ein Beispiel, wie die unterschiedlichen Länder auf der Design Biennale die jeweils aktuellen Probleme aufgreifen und umsetzen.

Der Hof des Somerset House wird nach dem Konzept von Es Devlin mit einem künstlich angelegten Wald bespielt. Man denkt wohl zurecht an die Installation des Waldes im Klagenfurter Stadion (2019) nach der Zeichnung von Max Peintner. Eine große Fülle verschiedenartiger Ansätze bildet auf dieser London Design Biennale ein Netzwerk an Konzepten, Lösungsvorschlägen und historischen Aufarbeitungen, die in Summe in eine hoffnungsvolle Zukunft blicken lassen.

Process – Studio for Art and Design, Moritz Resl and Martin Grödl © Sophie Roupetz

Das könnte Sie auch interessieren