Thorsten Sadowsky © Franz Neumayr LMZ

Seit 1. September 2018 leitet Thorsten Sadowsky das Museum der Moderne Salzburg. Davor war der gebürtige Deutsche unter anderem Direktor der Kunsthalle Aarhus, Gründungsdirektor des Museum Kunst der Westküste, Deutschland und zuletzt Direktor des Kirchner Museum Davos, Schweiz. Im Dezember präsentierte er das Programm für 2019. Silvie Aigner sprach mit ihm über die Positionierung und die kommende Leitlinie für das Museum der Moderne Salzburg.


PARNASS: Sie haben in Ihrer Antrittspressekonferenz betont, dass Sie „das Museum vom Berg herunterbringen wollen“. Auch ICOM definierte aktuell das Museum als eine Institution, die im Dienste der Gesellschaft und ihrer Entwicklung stehen soll. Diese ist vom technischen Fortschritt ebenso geprägt wie von demografischen Veränderungen. Wie wollen Sie das Museum definieren, auch im Kontext einer globalen wie gleichermaßen regionalen Kunstszene?

Thorsten Sadowsky: Als wesentlich erachte ich, dass sich das Haus in seiner Programmatik öffnet. Kunstmuseen haben zuweilen die Tendenz, hermetisch zu sein, da sie sich in einem Diskurs bewegen, der nicht immer leicht zugänglich ist. Doch Kunst hat auch etwas mit Sinnlichkeit und ästhetischer Erfahrung zu tun. Darüber hinaus sollte eine Institution, die mit Steuergeldern finanziert wird, auch für die Bürger da sein. Das heißt für alle sozialen Schichten und nicht ausschließlich für ein Bildungsbürgertum.

Man muss darauf reagieren, dass Gesellschaft sich verändert.

Thorsten Sadowsky

Unsere Gesellschaft ist heute weit stärker multiethnisch geprägt und die Museumsbesucher haben verschiedene kulturelle Hintergründe. Dies stellt auch eine Herausforderung dar, da ein etwaiger nationaler Kunstkanon nicht zwingend auch für diese Bevölkerungsgruppen dieselbe Bedeutung hat. Ein Beispiel wurde bei einer internationalen Tagung vom Munch-Museum in Oslo thematisiert, wo sich das Haus der Herausforderung stellen muss, dass sein Protagonist, der Maler Edvard Munch, bei den zugewanderten Menschen nicht die gleiche Bedeutung hat.

Auch Salzburg hat neben einer stark touristischen Ausrichtung einen großen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Das heißt, der Versuch ein Museum in der Mitte der Gesellschaft zu platzieren, setzt auch voraus, dass man ein Bild von der Gesellschaft hat und ihre Bedürfnisse kennt. Man muss darauf reagieren, dass Gesellschaft sich verändert.

P: Wie gelingt diese Positionierung des Museums in der Mitte der Gesellschaft?

TS: Einerseits damit, Themen anzusprechen, die aus der heutigen Zeit geboren sind, wie das Nachdenken über Grenzen, Identitäten oder über vielfältige kulturelle Definitionen. Das sind Themen, die von Künstlern aufgegriffen werden.

Thorsten Sadowsky © Franz Neumayr LMZ

Thorsten Sadowsky © Franz Neumayr LMZ

Das Kunstmuseum heute ist zwar immer noch ein Ort der ästhetischen Bildung, aber eben auch ein Erlebnisort und Forum für Diskussion und Austausch. Auch in der Kunstvermittlung müssen Schwerpunkte gesetzt werden, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen.

Die Internationalisierung von Salzburg läuft stark über den Kulturtourismus. Auch hier gilt es anzusetzen und diese Besucher als Publikum zu gewinnen. Es gilt den Spagat zu schaffen, sowohl das kultur- und städtetouristische Publikum anzusprechen als auch die Bevölkerung vor Ort.


Das vollständige Interview lesen Sie in unserem PARNASS 1/2019.

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