KUNSTSAMMLERIN HEIDI GOËSS-HORTEN IST TOT | 1941-2022

Die Kunstsammlerin und Milliardärswitwe Heidi Goëss-Horten ist tot. Das bestätigte eine Sprecherin der kürzlich eröffneten „Heidi Horten Collection” der APA am Sonntag. Demnach starb Horten am 12. Juni 2022 in den frühen Morgenstunden im Alter von 81 Jahren in ihrem Haus am Wörthersee. Erst Anfang Juni war das neue Museum der Sammlerin im einstigen Wiener Hanuschhof eröffnet worden. Bis 19. Juni 2022 kann aus gegebenen Anlass das Museum bei freiem Eintritt besucht werden.


Heidi Horten Collection

Ein ehemaliges Kanzleigebäude in der Baugruppe um die Albertina in Wien wurde mit subtilen baukünstlerischen Interventionen zum State-of-the-Art-Museum einer prominenten Kunstsammlung verwandelt. Betreut wurde das Projekt von Agnes Husslein-Arco. Zum Interview

Um die Werke ihrer Kunstsammlung in einem eigenen Museum in ihrer Heimatstadt dauerhaft öffentlich zugänglich zu machen erwarb Heidi Goëss-Horten ein ehemaliges Nebengebäude der ausgedehnten Wiener Residenz von Erzherzog Friedrich, einem Cousin zweiten Grades von Kaiser Franz Josef. Dieser Komplex aus Wohn-, Verwaltungs- und Stallungsgebäuden zwischen Staatsoper und Hofburg war seit der Errichtung des Stadtpalais des großen Kunstsammlers Herzog Albert von Sachsen-Teschen an der Augustinerbastei 1801-1805 durch Louis Montoyer entstanden. Sammlung und Haus wurden später Albertina genannt. Unter Friedrich, der den gesamten Besitz 1895 in vierter Generation geerbt hatte, umfasste er auch eine Gruppe an Verwaltungsgebäuden, die 1862 anstelle der für den Bau der Ringstraße abgerissenen Augustinerbastei errichtet worden war.

The next ENTERprise, Heidi Horten Collection, Wien © Rupert Steiner

Im Innenhof der Blockrandbebauung stand eine 20 x 40 m messende Reithalle, die 1914 von Friedrich durch ein modern konstruiertes, mehrgeschossiges Kanzleigebäude in traditionalistischen Barockformen ersetzt wurde. Dessen Erdgeschoss diente als Garage für die neuen Automobile des Erzherzogs, während die beiden Obergeschosse und das Mansarden-Dachgeschoss für Büros und Mitarbeiterwohnungen genutzt wurden. 1919 wurde Friedrichs Besitz verstaatlicht und anschließend von den österreichischen Staatstheatern genutzt. 1999 wurden diese aus der Bundesverwaltung ausgegliedert. Das ehemalige Kanzleigebäude wurde 2014 an einen Privatinvestor verkauft, von dem es Heidi Goëss-Horten 2019 erwarb. Aus einem kleinen geladenen Wettbewerb für den Umbau, an dem sich die Berliner Büros Ortner & Ortner Baukunst und Kuehn Malvezzi sowie the next ENTERprise aus Wien beteiligten, gingen die letzteren als Sieger hervor und planten die Transformation in ein zeitgenössisches Kunstmuseum auf der Höhe der aktuellen Möglichkeiten.

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Die große Halle des Museums ist über fünf verglaste Öffnungen mit dem Skulpturenpark vor dem Haus verbunden. © Rupert Steiner

In den großen Luftraum wurden drei gegeneinander versetzte Plattformen gehängt: zwei für die Ausstellungsflächen, eine fürs Büro. Die Untersichten sind vollflächige Lichtdecken. © Rupert Steiner

Auch die Sanitärräume sind Kunstwerke, mit Spiegelwänden von Andreas Duscha © Rupert Steiner

Skulpturale Freitreppen aus Edelstahl verknüpfen die Ebenen miteinander © Rupert Steiner

Die Seitenkabinette mit Holzböden und alten Fensterlaibungen bieten traditionelles Palais-Flair und eignen sich für Bilder wie jenes von Nick Oberthaler. © Rupert Steiner

Heidi Horten Collection

Hanuschgasse 3, 1010 Wien
Österreich

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