Kuratorinnen im Gespräch

Kunst & Wasser: Die Tangente St. Pölten ist hochaktuell

Cecylia Malik, Bodies of Water, Projekt Rising Rivers © Simon Veres @simonveres_aeph

Die Ereignisse der letzten Tage haben einmal mehr verdeutlicht, dass die Beziehung Mensch-Natur neu verhandelt werden muss. Kunst ist ein wichtiges Mittel, um Aufmerksamkeit und Achtsamkeit zu schüren. Mit „The Way of the Water“ haben die beiden Kuratorinnen Joanna Warsza und Lorena Moreno Vera einen sehenswerten Kunstparcours entlang niederösterreichischer Flusslandschaften gestaltet. PARNASS erklären sie, warum sich ein Besuch an diesem Wochenende besonders lohnt.


Welche neuen Erkenntnisse haben Sie beide im Rahmen des Projekts über die Region gewonnen?

Lorena Moreno Vera: Es ist immer spannend, in eine neue Stadt einzutauchen und ihre Komplexität zu erkunden. Für mich war die größte Begegnung die mit der Traisen. Wir haben sie (die Traisen) in ihren vielen Facetten kennengelernt. Durch die Entwicklung der Projekte und genährt durch die Erkenntnisse der einzelnen Künstler:innen lernten wir ihre Bewohner kennen, die geschichtlichen Episoden, die sie durchlaufen hat, und die Auswirkungen auf ihre Kraft - Traisen bedeutet im Keltischen „die Schnelle“ - und auf viele Arten als Ergebnis der ständigen Regulierungsprozesse, die sie durchlaufen hat.

Wie haben sie die Route festgelegt – es ging wohl auch um die Erreichbarkeit zu Fuß und mit dem Fahrrad?

Joanna Warsza & Lorena Moreno Vera: Beide Wasserwege durchqueren die Stadt und bieten angenehme Spazierwege mit Grünflächen und Schatten. Dies bedeutete eine perfekte Gelegenheit, die Stadt von Süden nach Norden zu erkunden und durch St. Pöltens Stadtteile zu gehen. Dieser Weg ermöglichte es uns auch, kontroversiellere Orte wie die Glanzstofffabrik und die Viehofner Seen anzusprechen.

Welche Projekte haben eine besondere Wirkung auf die Besucher:innen, wie haben sie diese in den bisherigen Bildungsprogrammen wahrgenommen?

Joanna Warsza & Lorena Moreno Vera: Wir hatten die große Chance, mit Thomas Trabitsch zusammenzuarbeiten, der für die Vermittlungs- und Bildungsprogramme verantwortlich ist.

Kuratorin Joanna Warsza © Jürgen Völkl

Kuratorin Joanna Warsza © Jürgen Völkl

Im Programm gab es sehr interessante Aktionen und Gespräche, zum Beispiel ein Perkussionskonzert am und mit dem Mühlbach von Roberta Lazo Valenzuela oder der Tag der offenen Tür in der Mevlana-Moschee mit den Frauen, die an „Leaking Stories“ mit Clara Laila Abid Alsstar teilgenommen haben. Eine weitere Arbeit, die viele interessante Reaktionen hervorruft, ist die körperflüssige Geruchsinstallation „Fear of Smell/Smell of Fear_12_24“ von Sissel Tolaas am Becken des Landhauses NÖ.

Ein weiterer schöner Moment war, als wir beim „Riverbed Species Seaweed Banquet“ von Filip Van Dingenen und Hélène Meyer in Zusammenarbeit mit der lokalen Köchin Dori Klaus Algen und Seetang probieren durften.

Inwieweit können diese Gewässer als Beispiele für einen globalen Maßstab verstanden werden?

Joanna Warsza & Lorena Moreno Vera: Obwohl die Regelungen und Rechte (sofern sie gewährt werden) der Gewässer in einem nationalstaatlichen System verankert sind, ist es wichtig, über die territorialen Grenzen hinaus zu denken. 

Wasser kennt keine Grenzen. Es verdunstet, mäandert, regnet und wäscht Land über Territorien hinweg. Die Verantwortung, es sauber zu halten, ist also eine Angelegenheit von uns allen. 

Associate Curator Lorena Moreno Vera © Jürgen Völkl

Associate Curator Lorena Moreno Vera © Jürgen Völkl

Bald endet das Projekt, was sollte man sich nicht entgehen lassen?

Joanna Warsza & Lorena Moreno Vera:  Am Abend findet die 29. Ausgabe von „The Art of Assembly“ statt, die von Florian Malzacher moderiert wird. Die Gastredner Edson Krenak Naknanuk, Kathrin Röggla und Elisabeth von Samsonow werden sich mit den Rechten des Wassers jenseits von Eigentums- und Nutzungsvorstellungen auseinandersetzen.

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