Kunst ab Hinterhof

Irgendwo im Gewirr der Gassen unweit der Ottakringer Brauerei, zwischen Gewerbe- und Fabrikhallen, zwischen Einfamilienhäusern und Wohnblocks findet man ein kreatives Zentrum. „Kunst ab Hinterhof“ so der Name, des inspirierenden Ortes, der auf zwei Stockwerken alles zwischen einer online Galerie für zeitgenössische Kunst und einem tatsächlichen Ausstellungsraum, zwischen open kitchen und Büro, zwischen Partylocation und Treffpunkt für Sammler, Besucher und Künstler sein kann und auch ist.


Schon die Graffiti im Innenhof ziehen den Besucher in seinen Bann. Noch mehr dann die Stellagen und Regale, aus denen Projektleiter Florian Appelt Kunstwerke zieht. Gemeinsam mit dem, im Konzertmanagement tätigen Richard Petz betreibt er „KAH“ (Kunst ab Hinterhof).

Im ersten Stock befindet sich der Ausstellungsraum samt offener Küche, in dem noch bis zu diesem Wochenende Ben Reyers Arbeiten zu sehen sind. Florian Appelt hat die Ausstellung des gebürtigen Amerikaners kuratiert und Reyers gesellschaftskritische Collagen, die mit Ausschnitten aus westlichen Werbe- und Druckmedien gespickt sind, zusammengetragen. Mit einer großen Portion Humor macht sich der Künstler an bekannten Schriftzügen zu schaffen, so kann aus „Manner“ schon einmal „Mafia“-, oder aus Almdulder „Alkoholiker“ werden.

Neu zu denken ist das Motto des „KAH“ Teams rund um Florian Appelt. Er selbst hat an der Angewandten studiert und ist über das Ausstellungsmanagement in dieses Format gerutscht. Junge Künstler, die unentdeckt bleiben und keine Kanäle haben, über die sie verkauft werden können, sind bei ihm genau richtig. „Wir sind eines der wenigen online Archive für zeitgenössische Kunst, die kuratiert wird“ erzählt er. Es ist eine Plattform für Arbeiten von Künstlern, an die Appelt persönlich glaubt und deren Herangehensweise, Technik und Thematik vielversprechend sind. Diese Plattform hält für Kunstsammler ein niederschwelliges Angebot bereit. Die Preise der Kunstwerke starten bei 250 € und reichen bis etwa 5000 €.

1500 Arbeiten von 120 Künstlern sind im Archiv des „KAH“ gelagert. Für online Kunden sind Informationen über den Künstler, die Größe des Werks, Preis und ähnliches jederzeit erfahrbar. Eine neue, interaktive Website macht all das möglich. „Die Digitalisierung des Kunstmarktes“ so lautet der Titel der Doktorarbeit, an der Florian Appelt gerade schreibt, ist genau, was hier passiert. Die Recherche dazu kommt Appelt jetzt zugute, wenn er „KAH“ auf Messen repräsentiert.

Wir sind eines der wenigen online Archive für zeitgenössische Kunst, die kuratiert wird.

Florian Appelt

Etliche von ihm in den letzten Jahren ausgewählten und begleiteten Künstler haben inzwischen international Karriere gemacht. Jari Genser beispielsweise, der sich als fotorealistischer Maler einen Namen macht, Rudolf Fitz, der Wiens Straßen portraitiert und Straßenzüge neu komponiert, oder Johanna Wakolbinger, die abstrakt typographisch und mit einer breiten Farbskala arbeitet.

Ihnen und vielen mehr sind monatlich jeweils zweiwöchige Ausstellungen gewidmet zu deren kulinarisch begleitete Previews immer zum Thema der Schau passen. In den Neben- und Hinterzimmern gibt es noch eine Siebdruckwerkstatt und einen Rahmenmacher. Alles dazu angetan, die Kommunikation zwischen Künstlern und Kunstinteressierten zu fördern und Kunstpräsentation und -kauf neu zu denken.


Die Ausstellung mit Werken des Künstlers Ben Reyer ist noch bis 22.08.2021 zu sehen.

Kunst ab Hinterhof

Kuffnergasse 7, 1160 Wien
Österreich

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