Kardinal König Kunstpreis an Michéle Pagel verliehen
Radikal bringt Michèle Pagel (*1985 Werdau, Deutschland) den kritischen Blick auf gesellschaftliche Gegebenheiten in ihren Skulpturen zum Ausdruck. Diese sind geprägt durch einen fantasievollen und sehr spezifischen Material-Mix aus einfachen Werkstoffen wie Papier, Klebestreifen, Ziegelsteinen und Keramik.
Am 23. Jänner 2022 wurde der mit 11.000 Euro dotierten Kardinal-König-Kunstpreis verliehen. Das thematische Spektrum der Arbeiten der diesjährigen Preisträgerin reicht von der Louis-Vuitton-Handtasche als Artefakt kapitalistischer Infrastruktur bis hin zu Objekten, die häusliche Gewalt oder Zwänge eines geregelten, vorgegebenen Alltags thematisieren, wie die 2016 entstandene Werkgruppe „Office Dreamers“. Die Figur des Papageis in „Smooth Operator“ wird zum Symbol einer Gesellschaft, die anstelle von eigenen Gedanken Vorgegebenes unkritisch nachplappert. So wirft Pagel einen mehr tragischen als komischen Blick auf die Conditio humana – und lenkt damit schmerzhaft den Blick unter die Oberfläche einer vermeintlichen Freiheit. Sie zeigt, wie sehr wir in gesellschaftliche kulturelle Codes eingebunden sind. Unter dem Titel „Das Glück ist ein Vogerl“ fasst Pagel eine Reihe von Installationen zusammen, in denen Vogelskulpturen in eine Umgebung aus Artefakten der Menschenwelt gesetzt werden. Die keramischen Vogelfiguren sind aus Ziegelsteinen zusammengesetzt, die im Rohzustand geschnitzt und danach mehrfach gebrannt und glasiert wurden.