KAHÁN ART SPACE Vienna

Wien ist seit kurzem um einen neuen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst mit angeschlossenem Café & Restaurant reicher: die Dr. Eva Kahán Foundation eröffnet neben Budapest eine weitere Dependance – den KAHÁN ART SPACE VIENNA und Café Bar KRAUS im zweiten Bezirk. Noch bis 14. Mai ist die Ausstellung des polnischen Künstlers Daniel Rycharski zu verlängerten Öffnungszeiten zu sehen.


Initiiert von Zoltán Aczél und Alexander Zach, kuratorisch geleitet von Kasia Matt-Uszynska (Neuer Kunstverein Wien) wird der neue Raum junges Kunstschaffen mehrmals im Jahr mit Einzel- und Gruppenausstellungen vorstellen. Thematisch liegt der Fokus auf künstlerischen Positionen, die sich mit aktuellen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen auseinandersetzen. Den Anfang macht der 35-jährige Künstler Daniel Rychasrki aus Polen. Lesen Sie unten mehr zu seiner Auseinandersetzung zwischen dem urbanen und dem ländlichen Polen, zwischen LGBTQ Rechten und einer politisch agitierenden, homophoben katholischen Kirche. Sobald wieder möglich eröffnet auch das angegliederte Café & Restaurant KRAUS. Die Redaktionen von DIE ZEIT Österreich und DATUM haben schon vor einigen Monaten ihre Büroräumlichkeiten im gleichen Objekt bezogen. In Summe soll der KAHÁN ART SPACE Vienna, das KRAUS und die Redaktionen einenlebendigen, diskursiven Ort des Dialogs, der Offenheit und des Austauschs entstehen lassen.


KAHÁN ART SPACE | Raum für Kunst und Diskurs

Im KAHÁN ART SPACE VIENNA stehen Kunstschaffende im Mittelpunkt, die sich mit aktuellen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Themen auseinandersetzen. Kunst soll sich hier mit existentiellen Fragen unseres Daseins und Zusammenlebens beschäftigen, da sie letztlich auch Barometer für eine offene und demokratische Gesellschaft ist.

2016 gründete Dr. Zoltán Aczél die gemeinnützige Dr. Eva Kahan Foundation in Ungarn zur Erinnerung an seine viel zu früh verstorbene Mutter mit dem Ziel, einerseits sozial benachteiligten jungen Menschen in Form von Leistungsstipendien das Jurastudium zu ermöglichen und andererseits junge, noch nicht etablierte Künstler/innen aus dem CEE-Raum zu fördern, nämlich mit dem KAHÁN ART SPACE Budapest für Erstausstellungen und mit einem Artists in Residence Programm in der italienischen Toskana. Nun wird ein zweiter Standord in Wien etabliert.

Jährlich werden unter der künstlerischen Leitung von Kasia Matt-Uszynska (Neuer Kunstverein Wien) im KAHÁN ART SPACE Vienna vier Einzel- oder Gruppenausstellungen gezeigt. Führungen, Diskussionen und Workshops werden die Kommunikation von künstlerischen Ideen, Positionen und Haltungen unterstützen und begleiten. Ein eigenes Kunstvermittlungsprogramm unter Einbindung der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler wird sich vor allem an den unmittelbaren Einzugsraum (insbesondere Schulen) richten

Foto: Carreon Lopez


Daniel Rycharski "Die Käfige"

Daniel Rycharski, geboren 1986 in dem kleinen Dorf Kurówko in Polen, stellt den ländlichen Raum, seine Geschichte und seine Traditionen in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Sein Werk nimmt dadurch einen eigenständigen Platz in der zeitgenössischen polnischen Kunst ein. Rycharski arbeitet an der Schnittstelle verschiedener sozialer und politischer Kontexte und lotet kritisch die Spannungen zwischen dem urbanen und ländlichen Polen, den Rechten der LGBTQ auf der einen und einer politisch agitierenden, katholischen Kirche auf der anderen Seite aus, in einer Ära in der Polen vom Aufstieg des Konservatismus, Nationalismus und Rechtspopulismus gekennzeichnet ist.

In dem Rycharski oft direkt auf religiöse Symbole zurückgreift und in seine persönliche Welt überträgt, thematisiert er die Liaison zwischen politischer und kirchlicher Macht im Land, deren Intoleranz und latenten Antisemitismus. Immer wieder nutzt Rycharski das Potenzial künstlerischer Partizipation für  gesellschaftliche Debatten. Seine Arbeiten greifen sensibel auf den Dialog mit seiner Herkunft bewahrenden Sprache der Affirmation, Solidarität und Fürsorge zurück. So gehören zu Rycharskis künstlerischen Strategien Installationen im öffentlichen städtischen und ländlichen Raum, in die er die Gemeinschaft, deren Ausdrucksweise, Handwerk und Geschichte einbindet. Die aus dieser Haltung entstehenden Arbeiten nehmen häufig die Form eines stillen, politischen Protestes an.

Das Werk, das der Ausstellung ihren Namen gibt, „Die Käfige“ zeugt von der Desillusionierung des Künstlers von der Homophobie der polnischen Kirche, die seine Versuche, einen reformistischen Dialog mit ihr zu finden, um sich für die LGBTQ-Menschen zu öffnen, verständnislos zurückweist. Eine Enttäuschung und Kritik, die sich in diesen aus ländlichen Eisenzäunen gefertigten Kirchenmodellen manifestiert, die er zusammen mit seinem Vater, einem Schweißer, geschaffen hat. Hier präsentiert er die Kirche als innerlich leere, auf ihre Werte von Menschenliebe und Gerechtigkeit vergessende „eiserne Institution".

Das Werk „Zwei Christuse“ stellt die Umarmung zweier Christusfiguren in einer Geste des Mitgefühls dar. Es ist eine Hommage an Dietrich Bonhoeffer, den in den letzten Kriegstagen, im April 1945 auf persönlichen Befehl Hitlers hingerichteten Pfarrer und Widerstandskämpfer. Bonhoeffer trat für ein "nichtreligiöses Christentum" und für eine radikale Erneuerung der Kirche im Sinne ihrer ursprünglichen Werte ein, einer Kirche, deren humanistische Grundwerte Rycharski immer wieder einfordert.              

Foto: Carreon Lopez


Café & Bar KRAUS | Raum für Begegnung

Das KRAUS ist der gastronomische Nachbar des KAHAN ART SPACE Vienna und Bindeglied zum Büro des Monatsmagazins DATUM sowie der Österreich-Redaktion der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT.

Als Neuinterpretation des klassischen Wiener Kaffeehauses lädt es nicht nur zum ausgiebigen Frühstück, sondern auch tagsüber mit einer interessanten Karte zum Essen ein. Abends verwandelt es sich dann in eine Bar mit einer ganz besonderen Atmosphäre.

So wie vor mehr als 100 Jahren das Wiener Kaffehaus das Zentrum für intellektuelle Zusammen-künfte und heftige Debatten war, soll das KRAUS ein Begegnungsort für Kunst und Medien sein. Mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm will es den Diskurs und kritischen Geist in der Stadt neu beleben. Karl Kraus dient hierfür als Vorlage und Inspiration. Javier Mancilla wird die Leitung des Lokals übernehmen, er ist bekannt vom Heuer am Karlsplatz. Zuvor war Mancilla einer der Eigentümer des Morisson Club und Mitgründer der Betonküche. Von ihm stammt das Konzept zum Festival Liquid Market.


DATUM & DIE ZEIT | Raum für Qualitätsjournalismus

Alexander Zach ermöglichte im Herbst 2016 als Investor und operativer Geschäftsführer die Fortführung des österreichischen Monatsmagazins DATUM, das seit mehr als 15 Jahren für kompromisslosen Qualitätsjournalismus steht. Er initiierte ein eigenes Talente-Programm für Jungjournalist/innen und schuf damit gemeinsam mit seinen Partner/innen u.a. durch eine Ver-lagspartnerschaft mit dem ZEIT Verlag auch nach seinem Ausscheiden in diesem Jahr eine stabile wirtschaftliche Basis für den Fortbestand des Magazins. Sowohl DATUM als auch die Österreich-Redaktion von DIE ZEIT haben ihre Büros am selben Standort wie das KRAUS und der KAHAN ART SPACE Vienna.

KAHÁN ART SPACE Vienna

Große Sperlgasse 37/Große Pfarrgasse 7, 1020 Wien
Österreich

Ausstellung
Daniel Rycharsrki "Die Käfige"
5. Mai – 14. Mai 2021

Mi-Fr, 15.00 - 19.00 Uhr

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