INTERVIEW MIT KAROLA KRAUS
Zehn Jahre nach ihrer Antrittsausstellung „Museum der Wünsche“ präsentiert Karola Kraus zusammen mit ihrem Team eine Sammlungsausstellung, die zentrale Schenkungen und Ankäufe des letzten Jahrzehnts integriert, um die Sammlung in ihrer Entwicklung neu zu beleuchten. Das Jubiläum der zehnjährigen Direktion von Karola Kraus trifft zeitgleich auf 20 Jahre Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig im MuseumsQuartier und auf 40 Jahre Gründung der Österreichischen Ludwig-Stiftung. Die Ausstellung ist Resümee, Ausblick und Anlass für ein Interview mit Karola Kraus.
PARNASS: Die Ausstellung „Enjoy – die mumok Sammlung im Wandel“ ermöglicht eine Rückschau auf die letzten zehn Jahre Ihrer Direktion, zugleich stellt sie jedoch auch Perspektiven vor, wie die museale Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit künftig gestaltet werden kann. Sie sind mit der Ausstellung „Museum der Wünsche“ angetreten. Was konnte davon realisiert werden?
KAROLA KRAUS: Wenn ich die zehn Jahre Revue passieren lasse, kann ich mit Stolz feststellen, dass wir unglaublich viele Zuwächse in der Sammlung zu verzeichnen haben. Gemeinsam mit meinem Team habe ich damals für meine Antrittsausstellung, dem „Museum der Wünsche“, Schwerpunkte erarbeitet. Einer davon war von der sammlungspolitischen Zielsetzung getragen, verstärkt Arbeiten von Künstlerinnen in die von Männern dominierten Kunstrichtungen und Sammlungsschwerpunkte zu integrieren – von der Pop Art und der Malerei der 1970er-Jahre bis zur Gegenwartskunst. Denn in den von Peter und Irene Ludwig gesammelten Beständen von Werken der Pop Art waren außer Marisol, deren Werke sich im Museum Ludwig in Köln befinden, keine Künstlerinnen vertreten. Daher war dies eine für mich wesentliche Zielsetzung, und hier war die Österreichische Ludwig-Stiftung, die dieses Jahr ihr 40. Jubiläum feiert, eine große Hilfe.
P: Das heißt, die Österreichische Ludwig-Stiftung ermöglicht den Hauptanteil der Ankäufe?
KK: Wir erhielten in den letzten zehn Jahren kapitale Ankäufe als Dauerleihgaben der Österreichischen Ludwig-Stiftung, aber es ist auch der Unterstützung der Gesellschaft der bildenden Künste und vor allem dem Engagement privater Förder*innen, Sammler*innen, Künstler*innen, dem philanthropischen Förderverein Phileas sowie dem mumok Board zu verdanken, dass unsere Sammlung in den letzten Jahren so massiv ausgebaut werden konnte, unter anderen mit Werken von Evelyne Axell, Tess Jaray, Kiki Kogelnik, Lee Lozano, Ree Morton, Ulrike Müller, Miriam Schapiro oder von Maja Vukoje. Oder von Corita Kent (Sister Corita), einer Nonne, Künstlerin, Philosophin, Lehrerin und politischen Aktivistin, die im Verborgenen gearbeitet, jedoch einen wesentlichen Beitrag zur Pop Art geleistet hat. Der Ausstellungstitel „Enjoy“ zitiert ein Motiv aus einem ihrer Werke.
mumok
Museumsplatz 1, 1070 Wien
Österreich