In erster Linie Skulptur

Die Ausstellung, die von Julie Hayward für das kunsthaus muerz initiiert und kuratiert wurde, zeigt Objekte und Skulpturen von insgesamt 17 Künstlerinnen aus zwei Generationen, die – wie der Titel bereits impliziert – in erster Linie im Medium Skulptur und Objektkunst arbeiten.
Der Bogen reicht von Pionierinnen wie Marianne Maderna und Meina Schellander bis zu jungen Positionen wie Angelika Loderer, Liesl Raff, Judith Fegerl und Sophie Hirsch. Dabei wurde von Julie Hayward in Rücksprache mit den Künsterinnen jeweils ein Werk ausgesucht, das repräsentativ für das Gesamtwerk der jeweiligen Künstlerin ist. Durch den Austausch mit den Künstlerinnen ist aus einer fixen Vorstellung von einer Ausstellung ein organisch gewachsenes Gesamtbild entstanden.
Im Fokus der Schau stehen in sich geschlossene Skulpturenformen, in denen die Denkform und die Formensprache der einzelnen Objekte eine wesentliche Rolle spielen.
Wenngleich die jeweiligen Herangehensweisen der Künstlerinnen an das Medium sehr unterschiedlich sind, zeigen die Werke – quer durch die Generationen – formale wie inhaltliche Gemeinsamkeiten. Etwa in der Neuinterpretation organischer und biomorpher Formen, in der Bezugnahme auf den Körper, in den vielfältigen Aspekten konstruktiven Gestaltens, in der Verbindung zu Wissenschaft und Technik, in der Betonung des Materials oder in der Einbeziehung von Schrift und Text. Dabei geht es den Künstlerinnen schon lange nicht mehr darum, „etwas für einen Sockel zu schaffen“, wie Kurt Beers, Herausgeber des 2019 erschienenen Guidebook „100 Sculptors of Tomorrow“, erklärte, sondern um vielschichtige Antworten.
So befragen die Künstlerinnen nicht nur die Form des Objekts, taktile Erfahrungen und die sensible Haptik der Oberflächen, sondern auch das Material sowie den Raumbezug der Skulptur per se. Sie loten dabei nicht nur die Möglichkeiten der Werkstoffe aus, sondern auch die Grenzen der Skulptur an der Schnittstelle zu anderen Medien – auch in Auseinandersetzung mit Themen wie Zugehörigkeit, Identität und Migration.

PRINZpod, In erster Linie Skulptur, kunsthaus muerz, 2025, Courtesy of kunsthaus muerz
Dabei spielt die Prozesshaftigkeit in der Konzipierung der Skulptur, die auch oft aus der Zeichnung heraus gedacht wird, ebenso eine Rolle wie die Konstruktion und Zerlegung von Raumstrukturen. Zuweilen werden Materialien unkonventionell und überraschend miteinander verbunden oder spielen mit den Gegensätzen von Schwere und Leichtigkeit. So werden unterschiedliche Bezugssysteme sichtbar, in denen auch Elemente der Malerei und Architektur eingebunden sind.
Im Fokus der Schau stehen in sich geschlossene Skulpturenformen, in denen, so Julie Hayward, „die Denkform und die Formensprache der einzelnen Objekte eine wesentliche Rolle spielen.“ Die Schau ist aus dem subjektiven Blickwinkel und den Vorlieben einer Künstlerin als Kuratorin entstanden, die selber skulptural arbeitet und sich daher intensiv mit dem Thema auseinandersetzt.
Julie Hayward hat die Ausstellung für das kunsthaus muerz als räumliche Gesamtheit konzipiert, um die formalen wie inhaltlichen Verbindungen über die Generationen hinweg zu betonen und auch für die Besucher:innen erfahrbar und nachvollziehbar zu machen.

Marusa Sagadin, Dorothee Golz, Angelika Loderer, Georgia Creimer, Meina Schellander, Toni Schmale, Luisa Kasalicky, In erster Linie Skulptur, kunsthaus muerz, 2025, Courtesy of kunsthaus muerz
Kunsthaus Muerz
Wiener Straße 35, 8680 Mürzzuschlag
Österreich