Hermann Nitsch und die Sammlung Helmut Essl
Hinter der Ausstellung der 20. Malaktion im Rahmen der 59. Biennale in Venedig steht der Wiener Unternehmer und Kunst-Mäzen Helmut Essl. Die 1987 in der Secession in Wien entstandene Malaktion ist in ihrer Gesamtheit erhalten und heute im Besitz der Sammlung Helmut Essl. Gemeinsam mit der PACE Gallery und der Galerie Lisa Kandlhofer zeigt er diese noch bis 20. Juli in einer spektakulären Ausstellung in einer alten historischen Lagerhalle auf der Giudecca. Der Sammler, in der Kunstszene kein Unbekannter, ist bislang wenig an die Öffentlichkeit getreten. Wir haben Helmut Essl zum Gespräch getroffen, um mehr über die Sammlung Essl zu erfahren und auch darüber zu sprechen, welche Beweggründe hinter der Ausstellung in Venedig stehen.
PARNASS: Mit der 20. Malaktion von Hermann Nitsch haben Sie ein komplettes Werk bestehend aus 52 Arbeiten übernommen. Nun stellen Sie dieses in Venedig aus. Was sind Ihre Beweggründe?
HELMUT ESSL: Für Herman Nitsch ist die 20. Malaktion eine der zentralen Arbeiten. Dass dieses Werk für die Wiener Sezession entstand, ein Ort, der für die künstlerische Freiheit steht, ist bedeutend und hat mich immer beeindruckt. Die Aktion jetzt in Venedig zu zeigen, hat für mich zwei Beweggründe. Nitsch ist in Österreich und auch im deutschsprachigen Raum ein sehr bekannter Künstler. International allerdings, finde ich, gehört er noch mehr unterstützt. Die Ausstellung in Venedig sehe ich als meinen Beitrag dazu. Ich freue mich, dass wir die PACE Gallery, die zu den wichtigsten und einflussreichsten international agierenden Galerien zählt, als Partner haben und die Galerie das Werk von Hermann Nitsch in Zukunft weltweit vertritt. Das ist eine Auszeichnung für sein Œuvre und zeigt den Stellenwert des Künstlers innerhalb der internationalen Kunstszene.
P: In Italien ist Hermann Nitsch durch seinen Zweitwohnsitz im norditalienischen Asolo, wo viele Grafiken entstanden und er auch die Musik zu seinen Aktionen komponierte, kein Unbekannter. In Neapel befindet sich ein Nitsch Museum in einem umgebauten ehemaligen Elektrizitätswerk aus dem 19. Jahrhundert. Ein Museum, das 2008 von seinem Lebensfreund und Sammler Peppe Morra errichtet wurde.
HE: Ja, das stimmt, natürlich ist Hermann Nitsch in Italien kein Unbekannter und hat einen Kreis an Interessent:innen für sein Werk. Dennoch, die 20. Malaktion im Rahmen der Biennale zu zeigen, setzt nochmals einen starken Akzent und ich bin überzeugt, das wird ein großer Schritt für seine internationale Wahrnehmung.
P: Sie bezeichnen die Ausstellung der 20. Malaktion in Venedig als einen ersten Meilenstein, dem weitere folgen sollten.
HE: Ja, das stimmt. Die Malaktion ist nicht nur ein zentrales Werk im Schaffen von Hermann Nitsch, das ich international noch bekannter machen möchte, sondern auch innerhalb der österreichischen Gegenwartkunst. Ich plane, die 20. Malaktion nicht nur in Venedig zu zeigen, sondern sie auf eine kleine Welttour schicken und sie etwa auch in Miami, New York, im asiatischen und im arabischen Raum zu zeigen. Es gibt viele Städte, in denen sie meiner Einschätzung nach auf ein interessiertes Publikum treffen wird. Es ist eine spektakuläre Installation. Allein das große Schüttbild mit 5 x 20 Metern ist schon sehr beeindruckend. In enger Zusammenarbeit mit PACE, der Nitsch Foundation und der Galerie Lisa Kandlhofer planen wir daher noch weitere Stationen, um die Malaktion zu zeigen – und dazu gibt auch schon konkrete Vorbesprechungen.
P: Die 20. Malaktion ist im Gegensatz zu anderen Aktionen von Hermann Nitsch, wie zuletzt auch der Bayreuth-Zyklus, in ihrer Gesamtheit erhalten und hat dadurch auch einen musealen Wert. Was war der Beweggrund, die Malaktion zu erwerben, und wie sehr sehen Sie den Ankauf auch als Investment?
HE: Die Malaktion wurde mir vom Vorbesitzer angeboten, so war der Ankauf möglich. Sie war für mich von Beginn an beeindruckend. Ich habe nicht vor, einzelne Werke davon zu verkaufen und habe auch Hermann Nitsch versprochen, dies nicht zu tun. Bezüglich des Marktwertes: Natürlich ist man als Sammler an der Wertsteigerung der Kunstwerke interessiert, die man erwirbt, auch wenn ich Kunstwerke nicht kaufe, um sie schnell wieder mit Gewinn zu verkaufen. Aber selbstverständlich investiere ich in Hermann Nitsch, von dem ich neben der Malaktion noch viele andere Werke besitze. So habe ich erst kürzlich Arbeiten aus dem fantastischen Bayreuth-Zyklus erworben. Ich bemühe mich sein Werk international zu zeigen und zu positionieren und dadurch, ergibt sich, so bin ich überzeugt, automatisch eine Wertsteigerung seiner Werke.
Das ganze Interview mit Helmut Essl lesen Sie in unserer PARNASS Ausgabe 02/2022.
HERMANN NITSCH
20. MALAKTION
WIEN 1987 - VENEDIG 2022
Oficine 800, Fondamenta
S. Biagio, Giudecca Venedig
bis 20. Juli