Lentos Kunstmuseum Linz

Herbert & Joella Bayer

Das hauseigene Konvolut an Gemälden, Fotografien, Collagen, Papierarbeiten, Skulpturen und Werbegrafik bildet das Herzstück der Ausstellung im Lentos Kunstmuseum Linz, die einen umfassenden Einblick in das gemeinsame Wirken des Bauhaus-Künstlers Herbert Bayer und seiner Frau Joella gibt, die das Œuvre ihres Mannes mit Geschick und Gespür im internationalen Kunstkanon verankerte und das Lentos mit großzügigen Stiftungen bedachte.


Die Bayer-Bestände und die des erst kürzlich angelegten Bayer-Archives sind im großen Saal des Museums in einer Art Petersburger Hängung zu sehen. „Das Lentos verfügt über die größte und bedeutendste Bayer-Sammlung in Österreich und neben dem Bauhaus-Archiv über die größte Sammlung Europas“, so die Kuratorin der Ausstellung Elisabeth Nowak-Thaller. In der Mitte des Raumes ist die Skulpturengruppe „Marble Garden“ als partizipatives Objekt dem Original in Aspen  1:1 nachgebaut.

„Herbert Bayer war ein herausragender Universalkünstler“, so Nowak-Thaller, die sich seit vielen Jahren mit der Arbeit des 1900 im oberösterreichischen Haag am Hausruck geborenen Künstlers beschäftigt. Über Jahrzehnte ziehen sich thematische Linien durch sein Werk, das wortwörtlich „alle Bereiche der Kunst abdeckt“ und in das er sich „sein ganzes Leben lang mit Elan und großem Engagement hineingestürzt hat“, wie Nowak-Thaller beschreibt.

Sei­ne Kar­rie­re führ­te ihn von Linz über Deutsch­land in die USA. Aus seiner Zeit am Bauhaus in Dessau (1921–1928) stammen Freundschaften mit Künstlerkollegen wie Josef Albers, Paul Klee, Walter Gropius und anderen. 1928 verließ er das Bauhaus und zog nach Berlin, wo er als Werbegrafiker erfolgreich war. Seine Dienste waren auch beim NS-Regime sehr beliebt.  Dennoch wurden eine seiner Arbeiten in der 1937 und 1938 in München gezeigten Ausstellung „Entartete Kunst“ präsentiert. 1938 emigrierte er in die USA und ließ sich 1946 in Aspen/Colorado nieder, wo er als Architekt, Gestalter von Großplastiken und Landschaften tätig war. Sein Werdegang wurde durch mehrere bedeutenden Frauen seiner Zeit geprägt. Zum einen von der Fotografin Irene Bayer-Hecht, seiner ersten Ehefrau und Mutter seiner Tochter. Sie hatte jüdische Wurzeln und unterstützte die Emigration der Familie in die USA. Zum anderen durch Ilse Gropius, „Frau Bauhaus“, wie sie genannt wurde, mit der Bayer seit 1930 ein Verhältnis hatte, und vor allem durch seine zweite Ehefrau Joella, die Tochter der Künstlerin und Dichterin Mina Loy, die er 1944 heirate. Joella war Galeristin, Netzwerkerin, Stifterin und seine Managerin und verhalf, so Nowak-Thaller, ihrem Ehemann zu einer unglaublichen Karriere. Über ihre Mutter war sie mit den Futuristen in Italien und mit den Surrealisten in Paris befreundet, sie wurde von Dalí und Man Ray porträtiert. Porträts, die nun im Lentos erstmals zu sehen sind.

Herbert Bayer, Leaning Gate, 1970, Lentos Kunstmuseum Linz, Stiftung Herbert Bayer, © Bildrecht, Wien 2022

Herbert Bayer verstarb 1985 in Kalifornien. Für die Nachwelt ist er dank der unermüdlich arbeitenden, 2004 verstorbenen Joella in all seinen künstlerischen Facetten sichtbar geworden. Selbst Steve Jobs berief sich in der Gestaltung der „Apple“-Werbung auf ihn, als er an seiner „Reduktion auf das Wesentliche“ Anleihe nahm. Als weiterer Beweis der Bedeutung Bayers kann das kürzlich eröffnete „Resnick Center for Bayer Studies“ gelten. Es ist nach Lynda und Stewart Resnick, einem Förderpaar, benannt und befindet sich in Aspen, Colorado, wo Herbert und Joella Bayer viele Jahrzehnte lang gelebt haben.

Ausstellungsansicht, Herbert & Joella Bayer. Gemeinsam für die Kunst, 2022, Lentos Kunstmuseum Linz, Foto: Rainer Iglar

Joella Bayer mit ihrer Büste von Salvador Dalí/Paul Hamann (1933/34), Leihgabe aus Privatbesitz, Foto: Wayne McCall

Herbert und Joella Bayer im Atelier am Red Mountain, Aspen, 1973, Lentos Kunstmuseum Linz

Lentos Kunstmuseum

Ernst-Koref-Promenade 1, 4020 Linz
Österreich

Herbert & Joella Bayer

bis 8. Jänner 2023

Das könnte Sie auch interessieren