1941 – 2021

Galerist Peter Lindner

 

In Erinnerung geblieben ist mir ein beschwingter Tag im Danubiana Meulensteen Art Museum in der Nähe von Bratislava. Eröffnet wurde eine Ausstellung über österreichische Kunst. Mit dabei waren die beiden Tiroler Künstler Hellmut Bruch und Gerhard Frömmel, wie immer konträr gekleidet – Frömmel in Schwarz und Hellmut Bruch in Weiß. Peter Lindner, der beide Künstler in seiner Wiener Galerie vertrat war Teil des beschwingten Trios. Man unterhielt sich über Kunst, war sich über dieselben Qualitäten einig und hat sichtlich den Nachmittag an der Donau genossen. Es war einer der seltenen Male, wo ich Peter Lindner in dieser Fröhlichkeit erlebt habe. Ob Peter Lindner sonst kein fröhlicher Mensch war, kann ich nicht beantworten, dazu kannte ich ihn zu wenig.

Er war keiner der laut kommuniziert hat, seine Ausstellung in der offensiv beworben hat, wie dies in der Marketing-und Pressearbeit der Galerien üblich ist. Doch wenn man ihn in seiner Galerie besuchte war stets bereit Fragen ausführlich zu beantworten und den Besucher teilhaben zu lassen an seiner umfassenden Kenntnis über die ausgestellten Werke und über die Kunst im Allgemeinen. Konsequent widmete er sich in seinem Programm der konkreten und konstruktiven Kunst, zeigte Arbeiten visueller Poesie, Konzeptkunst und abstrakte Fotografie und war damit einer der wenigen Galeristen, wenn nicht überhaupt der einzige mit diesem strengen Schwerpunkt. Kein leichtes Unterfangen, waren diese Werke lange – und selbstverständlich zu Unrecht –  in Österreich als Kunstrichtung kaum präsent. Es gab wenige Einzelkämpfer, wie etwa den Kurator Dieter Bogner, oder auch die Sammler Herbert Liaunig und Franz Wojda, die sich darum bemühten – und Peter Lindner.

Geboren wurde Peter Lindner 1941 in Innsbruck. Nach der Matura studierte er in Wien Architektur, zunächst an der Technischen Hochschule und dann an der Akademie für bildende Kunst in der Klasse von Roland Rainer, in dessen Büro er auch später arbeitete. Ab 1985 organisierte er in den Räumlichkeiten seines Büros Ausstellungen und 1993 eröffnete er seine Galerie in der Schmalzhofgasse im 6. Bezirk. Mit der Übersiedlung entschied er sich auf für die strengere programmatische Ausrichtung.

Peter Lindner in der Galerie, Foto: Eduard Tauss

Neben Ausstellungen etablierter österreichischer und internationaler Vertreter und Vertreterinnen ein konkret-konstruktiven Kunstrichtung, zeigte er auch Künstler und Künstlerinnen aus einer jüngeren Generation und bereits seit Anfang der 1990er-Jahre auf konkret-konstruktiv Positionen aus den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Neben den Künstlern seiner Generation, wie die Tiroler Bruch und Frömmel, oder der etwas ältere Heinz Gappmayr, immer wieder mit Ausstellungen vertreten waren, liest sich die Liste seines Portfolios wie das Who is Who dieser Kunstrichtung und umfasst alle Generationen: von österreichischen Vertretern wie Inge Dick, Hans Grosch, Josef Linschinger, Christoph Luger, Esther Stocker und internationalen Positionen wie Wolfram Ulrich, Hans Jörg Glattfelder, Madeleine Ditz und Susanne Ackermann, um nur einige zu nennen. Mit Anna-Maria Bogner zeigte er sehr früh eine junge Künstlerin und förderte ihre weitere künstlerische Karriere.  2020 entschied sich Peter Lindner die Galerie aufzulassen, die letzte Ausstellung wurde im November des Vorjahres eröffnet und war dem Tiroler Gerhard Frömmel gewidmet. Vorigen Mittwoch, am 20. Jänner verstarb der Galerist nach kurzer, schwerer Krankheit.

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