Galerie Tassilo Usner

Seit 2019 betreibt Tassilo Usner eine hybride Galerie. Der Showroom in Salzburg ist Ergänzung, der Großteil der Galeriearbeit passiert bei persönlichen Gesprächen, direkt in den Ateliers, auf Pop-up-Events, Messen und online. Ein Gespräch über ein Galeriekonzept mit Zukunft.


PARNASS: Was war die Initialzündung zur Gründung deiner Galerie? 

Tassilo Usner: Das kam eher schleichend. Ich war immer schon von Kunst begeistert. Nachdem ich in Berlin und München (ich habe in beiden Städten jeweils vier beziehungsweise drei Jahre gelebt) einige Künstler kennengelernt und mehr und mehr über Kunst gelernt habe, hat das eine dann zum anderen geführt. Irgendwann kam der Moment, an dem ich dachte, warum nicht einen Beruf daraus machen.

P: Du arbeitest ohne festen Raum. Wie kam es zu diesem Konzept? 

TU: Ich wollte von Anfang an eine Art von hybrider Galerie schaffen. Eine Galerie, die die Vorteile des Digitalen nutzt und sie um physische Präsenzen ergänzt. Ich denke, man kann Künstlern und Kunden am besten dienen, indem man flexibel ist und sich immer wieder auf neue Begebenheiten einstellt. In den letzten 12 Monaten habe ich Kunst in 14 Länder verkauft. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn ich nur aus meinem Showroom heraus aktiv wäre. Der Raum, den ich habe, liegt am Rande von Salzburg und ist Ausstellungsraum, Büro und Lager in einem … die meiste Zeit bin ich ohnehin unterwegs. Die Idee war nicht, jeden Tag um dieselbe Zeit denselben Raum aufzusperren, sondern auch dort zu sein, wo die Künstler der Galerie und unsere Kunden sind.

P: Wie setzt sich dein Künstlerportfolio zusammen?  

TU: In erster Linie arbeite ich mit Künstlern, deren Arbeit mich begeistert. Auch wenn viele Künstler der Galerie erst am Anfang ihrer Karriere stehen, ist es mir wichtig, dass ein roter Faden erkennbar und die Auswahl konsequent ist. Was sich in den ersten drei Jahren gezeigt hat, ist, dass die Kunst, die ich präsentiere, zum Teil eine neue Generation an Sammlern anspricht. Viele Kunden der Galerie haben zuvor noch nie Kunst gekauft. Das freut mich umso mehr.

P: Wie gelingt es, diese neuen Käufer zu erreichen?

TU: Vor allem durch Netzwerk und die Möglichkeiten der Kommunikation, die uns heute zur Verfügung stehen. Ich denke, dass sich gute Kunst leicht verkauft. Viele nehmen Kontakt via Social Media und unsere Website auf, manche rufen an oder schreiben eine Whatsapp. Nur wenige meiner Kunden schauen sich die Werke im Original im Showroom an, bevor sie sie kaufen.

MORITZ BERG | Space Is Only Noise If You Can See, 2022 Öl auf Leinwand | 185 × 150 cm | Foto by the artist

P: Was verstehst du unter „ultra contemporary art“?  

TU: Ich biete Kunst an, die zum größten Teil direkt aus dem Atelier in die Galerie geht.

P: Kannst du ein paar Beispiele aus deinem Portfolio nennen?

TU: Mit dabei sind zum Beispiel Thorbjørn Bechmann, der in Kopenhagen ansässig ist und in den vergangenen Jahren eine beeindruckende internationale Präsenz aufgebaut hat. Und Moritz Berg, ein junger Maler aus Stuttgart, dessen Arbeiten das schnelle Tempo unseres heutigen Lebens reflektieren. Die in Belgien lebende Künstlerin Nina Minnebo, die mit starken Kontrasten und mutigen Farbpaletten arbeitet, und Peter Zunder, der mit seiner ganz eigenen Interpretation von Strichen und Flächen extrem starke Arbeiten kreiert. 

TASSILO USNER | Foto: Max Parovsky

P: Du vertrittst in erster Linie Malerei, bist aber offen, was die Techniken betrifft – das geht bis zu NFTS.

TU: Wir erleben gerade die Transformation vom Web 2.0 auf das Web 3.0. Ich denke, dass die Blockchain in Zukunft eine wichtige Rolle in unserem Alltag spielen wird, und das will ich auch in der Beschäftigung mit Kunst nicht negieren. Kunst muss in erster Linie real erlebbar sein, doch ich betrachte das Internet nicht als Konkurrenz zum Physischen, sondern als Add-on. So gab es im Mai auch den ersten NFT-Drop von Peter Zunder, den wir zugunsten der WINGS FOR LIFE-Stiftung für Rückenmarkforschung versteigert haben.

PETER ZUNDER, 2022, X-ray green on aluminium, Acryl auf Aluminium, 75 x 81 cm, Foto: by the artist

THORBJÖRN BECHMANN, o.T. (2069), 2022, Öl auf Leinwand, 90 x 80 cm, Foto by the artist

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