Inmitten von blühenden Wiesen, wenige Meter vom romantischen Ortskern von Schörfling am Attersee entfernt und in Sichtweite zu Schloss Kammer und vielen weiteren geschichtsträchtigen Gebäuden hat Petra Seiser in der ehemaligen Galerie Zwach ihre Zelte aufgeschlagen. Der Kubus aus Beton und Glas, den Käthe und Albin Zwach vor 15 Jahren von Hannes Rohringer aus Seewalchen an ihr Zuhause, die Dorschvilla, anbauen ließen, diente ihnen und jetzt Petra Seiser als genialer Ausstellungsraum.


Mit der Einzelausstellung von Rudi Stanzel, – der ersten Eröffnung nach Corona – gelang der Galeristin gleich ein Paukenschlag. Die monochrom anmutenden Werke wirken auf den ersten Blick wie Malerei, in Wahrheit handelt es sich jedoch um Collagen, deren Materialität und Bearbeitung sie so einzigartig machen. Der Lichteinfall, aber auch der Blickwinkel des Betrachters, verleihen den Arbeiten noch eine zusätzliche Dimension.

Die Ausstellung bei Petra Seiser zeigt einen Querschnitt seines Œuvres von 1991 bis heute. Die teils großformatigen Arbeiten reichen von Transparentpapier-Collagen bis zu Grafitarbeiten auf Leinwand oder Holz, aber auch Spachtelmasse kommt immer wieder zum Einsatz. Diese bleibt lange feucht und dadurch kann man die Oberflächen gut bearbeiten, so Rudi Stanzel. Mit dem Pinsel trägt er die Masse auf, verreibt sie dann mit der blanken Hand, um die gewünschte Struktur zu erschaffen. Im ausgehärteten Material gebraucht er zuweilen sogar die Flex, um Linien hinein zu fräsen.

„Ich arbeite vollkommen abstrakt“ erzählt Rudi Stanzel. „und will keine lesbaren Inhalte vermitteln.“ Vom Gefühl bis zu Intellekt ist ihm jede Betrachtungsweise seiner Werke recht. Oft geht es um geometrische Formen, um Linien und Rechtecke, „die aber trotzdem lebendig und organisch angelegt sind.“ Besonders spannend ist eine Serie von collagierten Schriften. Diese sind für eine Ausstellung im Belvedere, der ehemaligen Sommerresidenz des Prinzen Eugen entstanden. Sie haben den Briefwechsel zwischen dem Philosophen, Mathematiker und Naturforscher Gottfried Wilhelm Leibniz, der mit dem Prinzen in enger Verbindung stand, und dem britischen Wissenschaftler Isaac Newton zum Inhalt. Unter der blaufärbigen Tusche kann man die handschriftlichen Dokumente erkennen.

Galerie Petra Seiser, Außenansicht © Foto: Parnass

1958 in Linz geboren, studierte Rudi Stanzel einige Semester bei Peter Weibel an der „Angewandten“ mit dem ihn die Begeisterung für Mathematik verbindet, um dann als Autodidakt fortzusetzen. Die Ausstellung in der Galerie Petra Seiser ist noch bis Anfang Juli zu sehen. Dann folgen Constantin Luser, Monika Kus-Picco, Rudolf Leitner Gründberg oder Bettina Schülke um nur einige zu nennen. Seiser, die jahrelang mit Heike Curtze gearbeitet hat, aber auch als freie Kuratorin und als Sachverständige für österreichische Kunst, Malerei und Plastik nach 1945 tätig ist, hat sich neben den „Interventionen in der Himmelpfortgasse 12“ die Villa Dorsch als zweites Standbein geschaffen.

Hier, wo die Schauspielerin Käthe Dorsch prominenten Freunden wie Berta Zuckerkandl, Karl Böhm, Max Lorenz oder Heinz Fischer-Karwin Quartier gab, möchte auch Petra Seiser aufs Neue einen Treffpunkt für Kunst und Kultur schaffen, Ausstellungen zeigen und zu Konzerten und Performances bitten. Sie hat jahrelang mit renommierten Künstlern wie Günter Brus, Brigitte Kowanz, Arnulf Rainer, Hermann Nitsch, Hans Kupelwieser, TOMAK, und vielen anderen zusammengearbeitet und möchte in ihrer Galerie am Attersee zusätzlich auch jungen Künstlerinnen und Künstlern eine Chance bieten.

Galerie Petra Seiser, Rudi Stanzel, Ausstellungsansicht © Foto: Parnass

Galerie Petra Seiser

Weyreggerstrasse 11, 4861 Schörfling am Attersee
Österreich

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