Grossstadtoase & zweites Wohnzimmer

Facelift für das Wiener Café Prückel

Café Prückel, Foto: Daniele Ansidei

Einst luden entlang der Flaniermeile der Wiener Ringstraße um die 40 große, elegante Kaffeehäuser zur Einkehr ein. Heute sind nur noch drei übrig – das Schwarzenberg, das Landtmann und: das Café Prückel. In einem besonders prunkvollen Gebäude beim Stubentor wurde es vom ehemaligen Radrenneuropameister Maxime Lurion 1903 als Café Lurion gegründet. Nachdem Christl Sedlar, die das Café in dritter Generation führte, 2024 in Pension ging, wurde „das Prückel“ einem sanften, aber entscheidenden Relaunch unter der Federführung des Architekturbüros Eichinger Offices unterzogen. Ein Gespräch mit dem Leiter Gregor Eichinger.


Es ist wieder ein Gesamterlebnis geworden, im Sinne des ursprünglichen Designs.

Gregor Eichinger

PARNASS: Die Renovierung des Café Prückel folgte dem Design von Oswald Haerdtl: seinen charakteristischen lichtdurchfluteten Räumen und der ikonischen Möblierung bis hin zu den Leselampen in Spitzkegelform und dem Zusammenspiel zwischen Holz, weißen Wänden und altrosa Decke. Dennoch wirkt der Gesamteindruck jetzt beruhigter und heller.

GREGOR EICHINGER: Die Stammgäste waren nach dem Eigentümerwechsel zunächst besorgt, dass sich im Prückel alles verändern wird. Das ist definitiv nicht geschehen, im Gegenteil. Der Entwurf von Oswald Haerdtl wurde sichtbarer gemacht – und in seinem Sinn erweitert.
Das Schöne ist, die Stammgäste sind nun zu Fans geworden und erkennen, was sie an diesem Kaffeehaus immer schon geschätzt haben. Es ist wieder ein Gesamterlebnis geworden, im Sinne des ursprünglichen Designs. Wobei wir ja erst in der ersten Etappe der Renovierung sind. Toilettenanlagen, Küche etc. kommen in einer nächsten Phase.

Café Prückel, Foto: Daniele Ansidei

Café Prückel, Foto: Daniele Ansidei

Es geht darum, ein sinnliches Erlebnis zu schaffen, sodass die Gäste sich wohlfühlen und denken: "Es passt alles und doch ist irgendwie etwas anders."

Gregor Eichinger

P: Das bedeutet aber auch, dass man als Architekt sich zurücknimmt und nicht der Versuchung erliegt, etwas komplett Neues zu entwerfen.

GE: Richtig, hier ging es darum, genau das nicht zu machen. Sondern das ursprüngliche Gesamterlebnis wieder in den Vordergrund zu holen, zu verstehen, was ein Kaffeehaus prinzipiell ausmacht – und dieses im Speziellen. Natürlich mussten Entscheidungen getroffen werden, die den heutigen Standards entsprechen. Da geht es um kleine, aber entscheidende Veränderungen. So gibt es nun bei jedem Sitzplatz Steckdosen, da man heute mit Laptop und Mobiltelefon im Kaffeehaus sitzt. Alle Lampen und der Lobmeyr-Luster wurden sorgfältig restauriert. Die Fenster sind aus Isolierglas, was bedeutet, dass die Abstrahlkälte Vergangenheit ist und die halbhohen Vorhänge nicht mehr notwendig sind. So hat das Prückel nun auch im Winter wieder seine charakteristische lichtdurchflutete Raumatmosphäre. Die macht es ja auch aus, denn es ist eines der wenigen Kaffeehäuser, die eine so helle Atmosphäre haben.

P: Dabei spielen auch die Wandfarbe und die Möblierung eine große Rolle.

GE: Wir haben die Wandfarben untersucht und die Originalfarbe freilegen lassen. Was man jetzt sieht, entspricht der ursprünglichen Wandfarbe von Haerdtl. Das war mir wichtig, weil sie für das helle Raumerlebnis entscheidend ist.

P: Die Raumachsen wirken ebenso neu und der Übergang zum hinteren Raum wieder transparenter.

GE: Das Prückel ist grundsätzlich symmetrisch, was es ursprünglich nicht war. Dazu muss man wissen: Als Haerdtl 1955 von Fritz Palouda den Auftrag zur Neugestaltung bekam, stand ihm eigentlich nur noch das halbe Kaffeehaus zur Verfügung. Palouda lebte mit seiner Frau in Scheidung. Sie richtete im hinteren Teil mit dem alten Mobiliar die „ Rendezvous-Bar“ ein. Das ist der Teil des Cafés mit der charakteristischen Jugendstildecke. 

Weiter lesen Sie in der PARNASS Frühlingsausgabe 01/2025.

 


 

Café Prückel, Foto: Daniele Ansidei

Café Prückel, Foto: Daniele Ansidei

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