Werner Berg Museum

Existenzielle Sprachgewalt: Ernst Barlach und Käthe Kollwitz

Kaethe Kollwitz, Weberzug, Radierung, 1897 © Werner Berg Museum Bleiburg/Pliberk

In seinen jährlich wechselnden Ausstellungen versucht das Werner Berg Museum thematische Dialoge zu etablieren. Mit der diesjährigen Schau gelingt nicht nur das Zwiegespräch mit dem Spätwerk von Werner Berg, sondern auch ein sinnlicher Dialog zweier einzigartiger Künstlerpersönlichkeiten. Gezeigt wird eine der bisher umfangreichsten Retrospektiven von Käthe Kollwitz (1867–1945) und Ernst Barlach (1870–1938) in Österreich. Mit über 150 Exponaten bietet die Ausstellung nicht nur einen retrospektiven Einblick in das Gesamtwerk beider im historischen Kontext, sondern sie spiegelt auch deren Weltanschauungen.


Sowohl Barlach wie auch Kollwitz wollten in ihren Werken über die Grenzen des existenziellen hinausdenken. So stellte Käthe Kollwitz ihre Kunst in den Dienst gesellschaftlicher Verantwortung und schuf eine Fülle von sozialrevolutionären Werken. Ihre Aufmerksamkeit gilt jenen Menschen, die im Schatten des Fortschritts in ärmsten Verhältnissen leben und täglich um ihre Existenz ringen.

In realistischer und appellativer Bildsprache klagt sie eine Wirklichkeit an, die solche Ungerechtigkeiten zulässt. Während Kollwitz Werk von einer engagierten, diesseitigen, auf die konkreten gesellschaftlichen Verhältnisse ausgerichteten Sichtweise und Zielperspektive konzentriert ist, lässt sich Ernst Barlach hingegen als Mystiker der Moderne beschreiben. Seine Menschenbilder tragen wenige individuelle Merkmale und verkörpern Zustände des Seins. Sie sind Ausdruck geistiger Orientierung für eine bessere Welt. Denn früh konzipierten beide Künstler, Barlach wie Kollwitz ihr Werk im Widerspruch zu einer vom Materialismus geprägten Wirklichkeit.

Hier können durchaus Parallelen zum Werk Werner Bergs gezogen werden, wie die Ausstellungen des Museums verdeutlichen. Zeitgleich zur Dialogausstellung Barlach – Kollwitz wird diesen Sommer im Museum in Bleiburg auch die Ausstellung „WERNER BERG – Abschied“ gezeigt, die einen Blick auf das Spätwerk des Künstlers in den Jahren 1961 bis 1981 wirft.

Im Werk Werner Bergs lassen sich vielfach Spuren der Auseinandersetzung mit dem Schaffen von Ernst Barlach und Käthe Kollwitz finden, mit welchen er wohl eine humane Grundhaltung teilte. Exemplarisch dafür zeigt das Museum im Dachgeschoss eine Auswahl von Ölbildern aus Werner Bergs letztem Schaffensabschnitt. Gedämpfte Farben und ein fragender Blick prägen deren Charakter. Ihren gereiften Ausdruck betrachtete etwa der Sammler Rudolf Leopold als einen Höhepunkt des Werkes.

Seine Menschenbilder tragen wenige individuelle Merkmale und verkörpern Zustände des Seins.

Die nach Krankheit und Tod von Werner Bergs Frau entstandenen, zum Teil hier erstmals gezeigten Bilder sind eindringliche Zeichen der zunehmenden existentiellen Vereinsamung des Künstlers. Gemeinsam mit seiner Frau hatte er einst ein ursprüngliches Leben als Bauer gewählt und unentwegt hatte er seine Wahlheimat dargestellt. Nicht zuletzt auch durch zunehmende Technisierung und Industrialisierung aller Lebensbereiche schien diese ihm nun immer fremder zu werden, zu entschwinden.

Werner Berg Museum

10. Oktober-Platz 4, 9150 Bleiburg
Österreich

Ernst Barlach – Käthe Kollwitz: Über die Grenzen der Existenz | Werner Berg. Abschied

bis 28. Oktober 2018

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