Ein neues Kapitel für Christine König
Im Frühjahr dieses Jahres eröffnete Christine König in der Schleifmühlgasse 1 im vierten Wiener Gemeindebezirk einen neuen Ausstellungsraum: CHAPTER III – DAS BILD UND SEIN BUCH.
KONTINUIERLICH UND ZUGÄNGLICH
Die aus der Wiener Kunstszene nicht mehr wegzudenkende Galeristin gründete 1989 ihre erste Galerie in der Wipplingerstraße im ersten Bezirk, mit der sie 1999 in die Schleifmühlgasse 1A zog: Christine Königs CHAPTER I.
König stellte vor allem internationale Künstler der Nachkriegszeit aus, deren Fokus auf Politik und Aktivismus, Feminismus, Literatur und Konzeptuellem lag. Stets galt Christine Königs besonderes Interesse dem Diskurs mit der Öffentlichkeit. Über viele Jahre lud sie Persönlichkeiten aus der kreativen oder philosophischen Szene zu wöchentlichen Lunch Lectures ein, denen jeder Interessierte beiwohnen konnte.
Bis heute finden diese Gesprächsrunden in unregelmäßigen Abständen in der Reihe CONVERSATIONS ihre Fortsetzung.
DIE KUNST, SICH NEU ZU ERFINDEN
2017 öffnete in unmittelbarer Nähe der Galerie die Dependance „KOENIG2 by_robbygreif “ ihre Pforten: CHAPTER II. Nun, nach 35 Jahren erfolgreicher Galerientätigkeit, entschloss sich Christine König, die Leitung der Galerie ihrer Tochter Elsa König und dem langjährigen Direktor Robby Greif zu übergeben und damit ihrem jungen Team die Möglichkeit und den Spielraum zu bieten, ein junges Programm zu entwickeln, zukunftsorientiert und „gemäß ihrer Generation“, wie sie sagt.
Zudem bot sich die Gelegenheit, direkt im Nebengebäude einen kleinen straßenseitigen Raum zu mieten und damit die Perspektive, sich an einem dritten Standort jener Leidenschaft, die sie seit früher Kindheit hegt und der sie ein Doktoratsstudium gewidmet hatte, neu und intensiviert zuzuwenden: der Literatur.
So startete sie CHAPTER III: DAS BILD UND SEIN BUCH. Das Programm ist geradezu puristisch konzentriert: Ein einzelnes Kunstwerk wird in seinem literarischen Kontext präsentiert. Literatur und bildende Kunst sollen nicht separiert, sondern in ihrer oftmals verwobenen und vielschichtigen Beziehung erkannt und gesehen werden.
Christine König entrümpelte den Raum und zog eine freistehende Wand auf, um die Werke präsentieren zu können, die bei Tag wie bei Nacht von der Straße aus zu betrachten sind. Dan Perjovschi gefiel das Konzept so gut, dass er dem neuen Raum seine Signation widmete: ein Bild, aus dem eine Vielzahl an Büchern zu Boden fallen.
Im linken Teil des Raumes ist eine permanente Neonarbeit von Joseph Kosuth installiert, Seite 89 aus Thomas Bernhards Roman „Korrektur“ in englischer Übersetzung. Er extrahierte aus dieser Seite das immer wiederkehrende Wort „idea“, sodass es entsprechend dem Satzspiegel als Neonschrift auf der Wand leuchtet. Die Sommerausstellung war Gerhard Rühm gewidmet, mit dessen Bibliothek sich Christine König schon in ihrer Dissertation „Kommentiertes Bibliotheksverzeichnis“ ausführlich befasst hat. Im Herbst wird der Film „Readers“ des US-amerikanischen Filmemachers James Benning gezeigt. Initiator dafür war Christian Köberl, Geochemiker und ehemaliger Direktor des Naturhistorischen Museums, der mit Benning auch ein Gespräch im Rahmen der CONVERSATIONS-Reihe führen wird.
CHRISTINE KÖNIG CHAPTER III
Schleifmühlgasse 1, 1040 Wien
Österreich