Ein Gespräch mit Monster Chetwynd

Monster Chetwynds Einzelausstellung im Belvedere 21 vereint eine eklektische Mischung von Referenzen, die in Silvia Federicis einflussreichem Text „Caliban and the Witch“, einer feministischen Analyse der Ursprünge des Kapitalismus, wurzelt. Für die Ausstellung blickt Monster auf die Sozialgeschichte und die Geschichten von Hexen und Ketzern zurück, um die Bedeutung von Dissens, Rebellion und Spiel zu untersuchen. Wir trafen die Künstlerin vor der Ausstellungseröffnung in ihrem Londoner Studio. Lesen Sie das ganze Interview in der aktuellen Ausgabe 04/2024.
PARNASS: Können Sie mir etwas über Ihr Projekt erzählen und welchen Bezug es zum Belvedere 21 hat?
MONSTER CHETWYND: Der Titel „Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Heretics!“ lässt sich wie ein Sprechgesang lesen. Die Ausstellung selbst umfasst eine Performance mit vielen Skulpturen und Kostümen. Ich habe lange überlegt, was sich in diesen Räumlichkeiten umsetzen lässt. Ich wollte nicht einfach etwas machen, das in jedem Museum stehen könnte – ausgehend von den Eigenheiten des Gebäudes und der Aufgabenstellung habe ich sozusagen rückwärts gearbeitet und dabei zu meiner üblichen Arbeitsweise zurückgefunden.
Ich kann durchaus manipulativ sein, aber ich versuche nicht, Menschen zu erniedrigen.
PARNASS: Können Sie mir etwas über Ihr Projekt erzählen und welchen Bezug es zum Belvedere 21 hat?
MONSTER CHETWYND: Der Titel „Moths, Bats and Velvet Worms! Moths, Bats and Heretics!“ lässt sich wie ein Sprechgesang lesen. Die Ausstellung selbst umfasst eine Performance mit vielen Skulpturen und Kostümen. Ich habe lange überlegt, was sich in diesen Räumlichkeiten umsetzen lässt. Ich wollte nicht einfach etwas machen, das in jedem Museum stehen könnte – ausgehend von den Eigenheiten des Gebäudes und der Aufgabenstellung habe ich sozusagen rückwärts gearbeitet und dabei zu meiner üblichen Arbeitsweise zurückgefunden.

Monster Chetwynd, Silk and Beer (Wages for Housework), 2024, Foto: Torvioll Jashari © Courtesy the Artist and Sadie Coles HQ, London / MASSIMODECARLO / Galerie Gregor Staiger, Zürich
P: Welche Künstler:innen waren beteiligt?
MC: Es gibt eine Gruppe von Menschen, mit denen ich seit über 20 Jahren oder noch länger zusammenarbeite. Eine neuere Gruppe habe ich in den letzten Jahren in Zürich kennengelernt, auch mit ihnen bin ich sehr eng verbunden. Im letzten Jahr haben sie alle hier gelebt.
So kommen verschiedene Herkunftsorte zusammen, wie London oder Frankfurt. Das ist sehr hilfreich, weil sich alle gegenseitig inspirieren. Einige kommen von einer Tanzschule aus Zürich, sie sind also in der Lage, anspruchsvolles Ballett zu tanzen; was ich brauche, ist ziemlich anstrengend.

Monster Chetwynd, Silk and Beer (Wages for Housework), 2024, Foto: Torvioll Jashari © Courtesy the Artist and Sadie Coles HQ, London / MASSIMODECARLO / Galerie Gregor Staiger, Zürich
Ich kann nicht einfach irgendwo mit Leuten zusammenarbeiten, die ich noch nie zuvor getroffen habe. Das wäre sehr schwierig.
P: Was denken Sie über den Umgang mit dem Publikum?
MC: Ich habe mir viele Tricks für verschiedene Situationen ausgedacht. Mir macht es Spaß, das Publikum zu entwaffnen, es zu überraschen und einzubeziehen. Das Wichtigste dabei: Ich bin nicht böswillig. Ich kann durchaus manipulativ sein, aber ich versuche nicht, Menschen zu erniedrigen.
P: Wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden?
MC: Ich habe „Caliban und die Hexe“ von Silvia Federici immer wieder gelesen. Mir war schnell klar, dass ich gerne mit diesem Material arbeiten würde, aber ich hatte ein bisschen Angst davor. Es ist schwierig, aus einer sehr akademischen Darstellung von schlimmen Ereignissen unserer Geschichte etwas Lebendiges zu machen. Ich habe mir Federici als Herausforderung gesucht.

Monster Chetwynd, Silk and Beer (Wages for Housework), 2024, Foto: Johannes Stoll / Belvedere, Wien © Courtesy the Artist and Sadie Coles HQ, London / MASSIMODECARLO / Galerie Gregor Staiger, Zürich
P: Und Sie haben Federici persönlich getroffen, richtig?
MC: Ich habe Federici besucht, als sie zu einem Vortrag nach Zürich kam. Sie ist 81 Jahre alt – und so klug, klar und aufschlussreich, dass alle unbedingt jedes Wort von ihr hören wollen. Als es die Möglichkeit gab, Fragen zu stellen, habe ich gefragt, ob sie es begrüßen würde, wenn ihre Arbeit visuell interpretiert wird. Sie hat sofort positiv reagiert. Sie mochte die Idee, eine Art von Protest, der lebendiger ist. Das hat mich sehr ermutigt.
Etwas zu schaffen, das die Erwartungen des Publikums in einer etablierten Institution erfüllen muss, ist definitiv nicht meine Lieblingsbeschäftigung.
P: Mich würde interessieren, warum es Sie es attraktiv finden, in großen Kunstinstitutionen zu arbeiten.
MC: Ich finde es ziemlich kalt, wenn man Kunstausstellungen sieht, die wie perfekte Maschinen funktionieren, bei denen die Arbeit scheinbar nicht von der Energie eines Menschen angetrieben wird. Es wird manchmal viel Druck auf Künstler:innen ausgeübt, Werke zu schaffen. Das entspricht nicht meiner Natur. Ich bin respektlos, ich liebe es, spielerisch zu sein, Partys zu schmeißen oder mich in der Clubkultur zu engagieren. Ich bin einfach grundsätzlich neugierig und gehe zu allen Parteien, ich kann nicht anders. Ich habe viel Energie, und ich möchte die Dinge selbst herausfinden. Wenn ich also eingeladen werde, nehme ich die Einladung an. Denn warum sollte das, was ich repräsentiere – der Humor – nicht repräsentiert werden? Ich kann es tun. Ich werde es tun.
Weiter lesen Sie in unserer aktuellen Ausgabe 04/2024.

Monster Chetwynd, Silk and Beer (Wages for Housework), 2024, Foto: Torvioll Jashari © Courtesy the Artist and Sadie Coles HQ, London / MASSIMODECARLO / Galerie Gregor Staiger, Zürich
Belvedere 21
Quartier Belvedere, Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Österreich
MONSTER CHETWYND. MOTHS, BATS AND VELVET WORMS! MOTHS, BATS AND HERETICS!
bis 09. Februar 2025