Diese Künstler:innen sind "Back Again"
Während wir stets einen Blick auf den künstlerischen Nachwuchs und junge Positionen haben, ist eines unser vielen anderen Augen auch auf vorangegangene Persönlichkeiten und deren Œuvres gerichtet. Dank aktueller Projekte und Ausstellungen geraten Namen wie Koneff, Eisenmann und Zemánková nun wieder stärker ins Bewusstsein und auch wir widmen ihnen in unserem Auctions & Fine Arts Special Raum, um ihre faszinierenden Arbeit zu betrachten. Man kann zweifellos behaupten: diese Künstler:innen sind "Back Again".
ELENA KONEFF
Es war ein Höhepunkt der Albertina Ausstellung „The Beauty of Diversity“ in der ersten Jahreshälfte 2024: das schwarze Relief von 1978 aus den Händen von Elena Koneff. Ein überdimensionales, in Mixed Media geknüpftes und gewebtes Kordel-Relief mit Gummi und Harz-Elementen. In der Webarbeit fand die Künstlerin bereits in der Sowjetunion einen Gegenentwurf zur Ikonografe politischer Paradigmen, wofür sie mit der üblichen offiziellen Verfemung gestraft wurde.
Koneff, die 1939 in Moskau geboren wurde, emigrierte 1979 nach Wien. In Niederösterreich eröffnete sie heuer gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Bildhauer Vadim Kosmatschof, ihrer Tochter und dem Schwiegersohn ein offenes Atelierhaus (Studio x2732). Künftig sollen hier die Werke von Koneff und Kosmatschof neue Aufmerksamkeit erfahren – vor allem das noch zu wenig bekannte Werk Koneffs ist ein wahrer Fundus. Ausgehend von faszinierenden Zeichnungen und Aquarellen entwickelt die Künstlerin ihre großen Textilreliefs in markanten Farben. Diese bestechen im Detail wie im Gesamtaufbau und führen natürliche Materialien, traditionelle Techniken und zeitlose Spiritualität zu einem raumdefinierenden und nachhaltigen Eindruck zusammen. Manche ihrer großen Wandtextilien haben durch ihre Stofflichkeit und Farbwahl eine starke Haptik, wirken organisch und naturnah. Andere hingegen sind in ihrer Wirkung zurückhaltender, jedoch nicht weniger eindrucksvoll – eine umfassende Retrospektive zum Werk der Künstlerin würde Freude machen.
FRANZ XAVER ÖLZANT
Franz Xaver Ölzant hat als Künstler und Lehrender wichtige Impulse in der österreichischen Kunstlandschaft gesetzt. Sein Œuvre umspannt mehr als fünf Jahrzehnte. Doch ist das Werk des 1934 geborenen Bildhauers in den letzten Jahren zu Unrecht ein wenig aus dem Blickfeld des Kunstmarkts gerückt. Zuletzt war es vor allem die Galerie Straihammer und Seidenschwann, die sein Werk bis zur Schließung der Galerie regelmäßig zeigte, sowie das Landesmuseum St. Pölten, das 2015 einen großen Überblick präsentierte. In diesem Sommer zeigte Franz Part eine Einzelausstellung des Künstlers im Raum für Kunst im Lindenhof in Raabs an der Thaya.
Die bildnerischen Wurzeln Ölzants liegen in den 1950er-Jahren, doch arbeitete er konsequent darauf hin, den akademischen Kanon zu verlassen – und dies auf höchst eigenständige Weise. 1958 zog der gebürtige Steirer nach Niederösterreich ins nördliche Waldviertel. Das Land und ein vom Rhythmus der Natur bestimmtes Leben bezeichnete er als eine wichtige Erfahrung: „Die Arbeiten konnten aus einer geistigen Konzentration heraus entstehen, wie es in einem urbanen Umfeld nicht möglich gewesen wäre.“, meinte er bei einem Atelierbesuch im November 2014. „Wichtig war für mich, den biologischen Akzent in der Form zu erkennen und das sogenannte klassische Prinzip des Figuralen zu hinterfragen, das gelang mir mittels der Abstraktion.“
Viele Skulpturen Ölzants basieren auf der Formgebung der Natur, die ihn umgibt, in der er lebt und arbeitet und in der er unterwegs ist. In einer freien, abstrakten Bildsprache versucht er, die komplexen Prozesse der Natur nachzuvollziehen – und integriert diese nicht selten in die Oberflächenbearbeitung. So wirken Einkerbungen wie Überreste von Flechten oder Rückstände von Wasserläufen, Samenkapsel, Blätter und Triebe werden „aus der Natur extrahiert“ zu ornamentalen Mustern.
ERICH STEININGER
„Solche Typen wie Erich Steininger werden im aktuellen Kunstbetrieb schmerzlich vermisst“, unterstreicht der Kunsthändler Alexander Giese im Zuge der Ausstellungseröffnung zu Steiningers 85. Geburtstag im September 2024: „In einer schnellen, oft gleichförmigen Kunstwelt sind Künstlerinnen und Künstler wie Steininger, die unwiderruflich ihren indivduellen, meist nicht einfachen Weg verfolgen – mit all den Auseinandersetzungen und harten Diskussionen –, selten geworden. Die nicht nur ihren Positionen treu bleiben, sondern ihr Schaffen auch mit voller Hingabe vermitteln und die gewählte Technik mit Verve verständlich machen!“
Erich Steininger war Zeit seines Lebens ein Mensch, der unbeirrt den Weg seines künstlerischen Ausdrucks beschritt. Den „Holzweg“ – ist man versucht, ironisch hinzuzufügen. Denn der Holzschnitt war seine Passion und das Hochdruckverfahren war seine Königsdisziplin, wie es sein Sohn Florian Steininger, Direktor der Kunsthalle Krems, formuliert. Anknüpfend an eine figurative Tradition des Expressionismus entwickelte Steininger eine originäre, abstrakte Formensprache, mit der er die in den Druckprozessen enthaltenen Möglichkeiten voll ausschöpfte. Für ihn war die Druckgrafik die „Kammermusik“ der bildenden Kunst. „Seit Mitte der 1960er-Jahre sind in unermüdlicher Konsequenz und Kontinuität Holzschnittarbeiten entstanden, anfänglich figurativ expressionistisch, später abstrakt strukturell und ornamental tänzelnd spielerisch“, charakterisiert sein Sohn Florian das Werk.
Dem Waldviertel ist Erich Steininger immer verbunden geblieben. Bis heute kann das Grafikkabinett besucht werden, seine Schwiegertochter Barbara Steininger-Wetzlmaier kuratiert hier regelmäßig viel beachtete Ausstellungen. Ein immens wichtiger Ort, um sich in das Schaffen und Leben dieses einzigartigen Künstlers zu vertiefen.
ANNA ZEMÁNKOVÁ
Das Werk der in Mähren geborene Autodidaktin Anna Zemánková (1908–1986) ist in den letzten Jahren mit einigen Ausstellungen wieder in den Mittelpunkt gerückt, ob auf der 55. Biennale in Venedig 2013, 2021 in Prag oder in der Galerie Christian Berst in Paris, sowie nun auch auf der Venedig-Biennale 2024.
Zemánková ist weltweit in großen Art-Brut-Sammlungen vertreten. In das Blickfeld der österreichischen Kunstszene rückte sie durch die Galerie Sophie Tappeiner, die 2022 bereits Werke der Künstlerin präsentierte und sie in diesem Jahr in einer Dialogausstellung mit Julian Göthe zeigte sowie auf der viennacontemporary. Nach ihren eigenen Worten züchtete sie „Blumen, die nirgendwo sonst wachsen“, wie Sybilla Griffin die Künstlerin zitiert – ein erdachtes botanisches Universum aus vielfältigen Pflanzen und Blumen, die sie in einer eigenen Technik auf das Papier setzte, sodass sie nahezu reliefartig erscheinen. Die Erfindung neuer Pflanzenarten entsprang aus einem innerpsychischen Zustand, wie Therese Ressler im Pressetext zur Ausstellung bei Sophie Tappeiner zusammenfasst, „um einer Lebensrealität zu entfliehen, die bedrohlich und oft nicht verständlich schien. Nach dem Tod ihres Sohnes und weiteren Fehlgeburten litt die Künstlerin unter einer schweren Depression. Ihre Kinder entdeckten später einen Koffer voller Zeichnungen, die sie als junges Mädchen angefertigt hatte, und ermutigten sie im Alter von 50 Jahren, sich erneut dem Zeichnen zu widmen. Künftig sollte ihr eine streng routinierte zeichnerische Praxis Ausflucht und Ablenkung bieten.“
THERESE EISENMANN
In Oberösterreich ist die Künstlerin längst keine Unbekannte mehr. In den Fokus der Wiener Kunstszene rückte sie im Vorjahr durch die Ausstellung bei Kunsthandel Giese & Schweiger. Aktuell widmet ihr das Francisco Carolinum eine Einzelausstellung, kuratiert von Maria Reitter-Kollmann.
Therese Eisenmann zählt wohl zu den eindrücklichsten österreichischen Künstlerinnen auf dem Gebiet der Druckgrafik. Geboren in 1953 in Gosau, lebt Eisenmann, die an der Hochschule für Gestaltung in Linz (heute Kunstuniversität) studierte, in Lamm/Neumarkt im Mühlkreis. Die Technik der Radierung entdeckte sie während des Studiums als künstlerisches Ausdrucksmittel für sich. Eine Drucktechnik, die durch den Widerstand des Metalls aufwendig und kraftfordernd ist. Eisenmann versteht es, sie auch eindrucksvoll im großen Format zu bewältigen. Ihr Œuvre umfasst ein reiches druckgrafisches, zeichnerisches und malerisches Werk von großer Eindringlichkeit – stets an der Schnittstelle zwischen realistischer Wiedergabe und Abstraktion.
Die Serie „Island“ entstand 2021 während einer viermonatigen Artist-in-Residency. Die Zeichnungen und Tagebucheinträge sowie die nach ihrer Rückkehr im Atelier gefertigten Eisenradierungen und Überarbeitungen spiegeln ihre Eindrücke dieser „wilden, chaotischen, unberechenbaren“ Landschaft wider.