Die Praterateliers

Praterateliers 2018 | Foto: Christof Aigner

Die heutigen Bildhauerateliers des Bundes im Wiener Prater sind durchaus eine europäische Besonderheit. Historische Ausstellungsgebäude von architektonischem Rang werden als Ateliers renommierter österreichischer Künstler genutzt – und das seit mittlerweile rund 140 Jahren. Darüber hinaus sind die Bildhauerateliers im Wiener Prater in einen ungewöhnlichen Baukontext gebettet – mit markanter historischer Architektur und zeitgenössischen Bauprojekten namhafter Architekten.


Die markante städtebauliche Entwicklung rund um die Pavillons trägt jedoch auch zur ungewissen Zukunft der Ateliers bei. Der Wiener Prater, ehemals herrschaftliches Jagdgebiet und eine ausgedehnte Park- und Auenlandschaft, wurde durch Josef II. für die Wiener Bevölkerung geöffnet und zunächst vor allem für Unterhaltungs- und Freizeitzwecke genutzt.

1873 fand im Wiener Prater die Weltausstellung statt. Viele der temporär geplanten Pavillons, mit deren Planung und Errichtung Carl Hasenauer beauftragt wurde, waren von baugeschichtlicher Bedeutung und stellten entscheidende Weichen für die weitere Entwicklung der österreichischen Architektur im späten 19. Jahrhundert, wie Matthias Boeckl in seinem historischen Essay zur Geschichte der Praterateliers ausführt. Die beiden heute noch verbliebenen Gebäude bildeten zusammen mit der langgezogenen Kunsthalle und anderen Nebengebäuden den Kunstbezirk im Rahmen der Weltausstellung.

Während die Kunsthalle abgerissen wurde, genehmigte Kaiser Franz Josef 1875 die weitere Nutzung der Pavillons als Bildhauerateliers. Dies aus pragmatischen Gründen, bestand doch durch den Bau der Ringstraße eine steigende Nachfrage an Bauplastik und zugleich ein großes Defizit an Bildhauerateliers. In den folgenden Jahren wurden einige Umbauten vorgenommen sowie Trennwände eingezogen.

Ab 1908 arbeitete auch Anton Hanak, einer der bedeutendsten Bildhauer des frühen 20. Jahrhunderts, in den Praterateliers und etablierte als Professor der Wiener Kunstgewerbeschule und späterer Akademieprofessor hier einen praxisnahen Unterricht. 1911–13 entstanden an der Trabrennbahn moderne Tribünen und der filigrane Richterturm aus der Feder der Otto-Wagner-Schüler Hoppe, Kammerer und Schönthal. Während der nördliche Pavillon im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und nach 1945 in zeitgemäßer Form wiederaufgebaut wurde, blieb der südliche Pavillon weitgehend unversehrt erhalten.

Nach 1945 arbeiteten in den Praterateliers jene Bildhauer, die zur Avantgarde der Skulptur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten, wie Karl Prantl, Josef Pillhofer, Joannis Avramidis, Roland Goeschl, Gerhardt Moswitzer, Rudolf Hoflehner, Alfred Hrdlicka, Oswald Stimm, Oswald Oberhuber und Bruno Gironcoli. Ihre Werke zeigten die Bandbreite des figurativen und abstrakten skulpturalen Schaffens dieser Zeit von der Stein- bis zur Metallskulptur, von den farbigen konkreten Arbeiten von Roland Goeschl bis zu den unkonventionellen Materialkombinationen aus Fundmaterialien von Oswald Stimm.


Der vollständige Artikel zu den Praterateliers mit Kurzportraits der dort arbeitenden Künstlern finden sie im PARNASS 2/2018.

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