Interview mit Christian Strasser

Die Libelle: Ein Symbol für das MQ

Das 2001 eröffnete MuseumsQuartier zählt mit 90.000 Quadratmetern zu den weltweit großen Museums- und Kulturarealen. Seit 2011 ist Christian Strasser Direktor des MuseumsQuartiers Wien. Seit 2014 arbeitete er an der Realisierung der MQ Libelle. PARNASS traf Christian Strasser in seinem Büro im MQ. Ab 4. September 2020 ist die MQ Libelle frei zugänglich.


PARNASS : Die MQ Libelle setzt eine neue Landmark im MuseumsQuartier (MQ). Was war die Intention, noch einen weiteren Freiraum im Areal zu etablieren?

CHRISTIAN STRASSER: Wir haben das Glück, dass das MQ mit jährlich rund 4,5 Millionen Besucherinnen und Besuchern hervorragend angenommen wird, was keine Selbstverständlichkeit ist. Es wird international gerne als Role Model für ein gut funktionierendes Kulturareal gesehen. Das ist einerseits den hervorragenden Kultureinrichtungen zu verdanken, aber auch dem Faktum, dass sich das Publikum gerne im MQ aufhält, auch nachdem die Museen geschlossen haben. Das MQ erfüllt mit seinen Freiflächen das Bedürfnis der Menschen, zusammenzukommen und miteinander zu reden. Es ist wichtig, einen Raum zu schaffen, wo man nicht zwangsläufig konsumieren muss, sondern sich auch einfach treffen kann. Wir haben daher überlegt, wie wir diese Situation noch verbessern können und wie wir noch mehr Raum für gute Gespräche und Kreativität anbieten können. Aufgrund der dichten Verbauung können wir nicht in die Breite wachsen, daher kam es zur Wiederaufnahme des bereits rudimentär vorhandenen Konzepts eines architektonischen Objekts am Dach des Leopold Museums.

Lichtringe, Rendering © O&O Baukunst

P: Ist die MQ Libelle der letzte Puzzlestein in diesen Überlegungen?

CS: Nein, definitiv nicht, aber sie ist ein wichtiger Puzzlestein. Der Blick vom Dach ist einzigartig, und das Besondere ist, dass man mitten im Kaiserforum, im Herzen der Stadt steht. Die MQ Libelle ist auch ein Symbol für das MQ selbst: eine besondere Welt, wo man keinen Eintritt zahlen muss, eine wunderbare Zeit haben und nun zusätzlich auch noch den schönen Ausblick auf die Stadt genießen kann. Und dieser ist für alle frei zugänglich. Die MQ Libelle ist auch ein Leuchtturm, der zeigt, dass wir stolz sind auf unsere Kunst und Kultur. Das senden wir in die Welt und empfangen vice versa kulturelle Signale. Wir wollen in der Zukunft diesen Gedanken des Austausches verstärken und uns als Initiator verschiedener Netzwerke internationaler Kunst und Kulturareale positionieren.

P: Welche Überlegungen stehen hinter diesem Vorhaben?

CS: Ich bin überzeugt, dass in Zukunft Kunst, Kultur und Bildung einen noch wichtigeren Stellenwert bekommen werden. Um unseren Lebensstil zu erhalten, gilt es, Innovationen zu fördern und kreative und interessante Menschen zu vernetzen – und das über alle Sparten hinweg, ähnlich wie im Wien um 1900, eine Epoche, die aktuell in der Ausstellung im Leopold Museum zu sehen ist. Kunst und Kultur schaffen eine Basis, Neues anzuregen und Neues zu denken. Das MQ ist in diesem Zusammenhang ein Glücksfall. Es birgt viel Kreativpotenzial in sich, hat hervorragende Institutionen, aber auch Künstler, die hier temporär arbeiten und sich einbringen. Dort, wo kreative Leute sind, ziehen auch wieder kreative Leute hin. Hier muss man ansetzen. Die MQ Libelle ist auch ein Symbol für Zusammenarbeit, die mir sehr wichtig ist und das MQ auszeichnet. Es ist hier gelungen, das Bauwerk nicht durch die Kunst zu behübschen, sondern gemeinsam mit den beiden Künstlerinnen Brigitte Kowanz und Eva Schlegel und den Architekten Laurids und Manfred Ortner ein Gesamtkonzept zu erarbeiten. Dadurch ist ein ästhetisch sehr feines, einzigartiges, ikonisches Bauwerk entstanden.

Lesen Sie mehr in unserer PARNASS Ausgabe 01/2020!

Glasfassade, MQ Libelle © eSeL.at, Lorenz Seidler

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