Die Fürstlichen Sammlungen in der Albertina

Giovanni Antonio Canal Gen. Canaletto, Ansicht der Mündung des Canale di Cannaregio, 1735-1742, Öl auf Leinwand, 46,3x62,5 cm, (c) Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz-Wien

Der Anlass für die Ausstellung mit Meisterwerken der Fürstlichen Sammlungen scheint naheliegend zu sein. 300 Jahre Fürstentum Liechtenstein sowie die vielfältigen Beziehungen der Albertina zu Liechtenstein, von den Fürstlichen Sammlungen über die Sammlung Batliner bis zur Hilti-Kunstsammlung oder zur Stiftung Propter Homines. Tatsächlich, so der Direktor der Albertina, Klaus Albrecht Schröder, war die Ausstellung jedoch ein bereits lang gehegter Wunsch. Ausgangspunkt war demnach nicht das Jubiläum der Staatsgründung des Fürstentums – was nun eine schöne Koinzidenz ist –, sondern ein Gedanke des deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel.


PARNASS ARTLIFE FÜHRUNG, 15. März um 17 Uhr

„Ein Bild oder Objekt aus dem 15. Jahrhundert wird im Museum anders rezipiert als vom Gläubigen in der Kirche, für die es geschaffen wurde. Es verliert seine Welt und wird zum Artefakt.“ Die Meisterwerke aus den Liechtenstein´schen Sammlungen haben, so Schröder, ihre Welt schon zweimal verloren. Einmal, als die Fürsten die Objekte angekauft haben, sei es die „Venus“ von Peter Paul Rubens, die Bronzeplastik „Christus im Elend“ von Adrian de Fries oder Werke von Hans Makart. Sie alle haben innerhalb der Fürstlichen Sammlungen eine ganz andere Position eingenommen, als sie vorher innehatten.

Objekte, die ihre Welt verloren haben, hängen im Museum und Objekte, die im Museum hängen, haben ihre Welt verloren.

Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina

„Jede fürstliche Sammlung vermittelt in erster Linie die Botschaft der Opulenz, der Repräsentation, des Reichtums und der Machtfülle“, so Schröder. „Wer in das Stadtpalais, das Majoratshaus in der Innenstadt, oder in das Gartenpalais in der Rossau am Alsergrund geht, spürt zunächst einmal in erster Linie die Pracht und Fülle: Man sieht in einem Raum nicht Rubens und Adrian de Fries, sondern Rubens, Adrian de Fries, Giambologna, Antico und noch viel mehr – und das im Zusammenspiel mit der Architektur des Palais. Es überwältigt den Besucher.


In der Albertina ist das Gegenteil der Fall. Da geht es um die einzelnen Werke. Wir zeigen sie isoliert in einem ,White Cube‘ und nehmen ihnen damit nicht nur die Welt weg, die sie beim Ankauf durch die Fürsten Liechtenstein verloren hatten, sondern nun auch die Welt, die sie in Folge innerhalb der Sammlung hatten. Doch diesem Verlust steht ein unglaublicher Gewinn gegenüber – der des Artefakts.“ Nun sprechen die Meisterwerke erstmals für sich selbst und werden so präsentiert, „als ob sie ein Picasso oder ein Anselm Kiefer wären“, so Schröder.

Die Fürsten Liechtenstein haben mit einem einzigartigen Kunstsinn gesammelt, die Qualität der Fürstlichen Sammlungen, die seit dem 17. Jahrhundert zusammengetragen wurden, ist unbestritten. Sie umfassen Hauptwerke europäischer Kunst aus fünf Jahrhunderten und gehören zu den bedeutendsten Privatsammlungen der Welt. Mehr als 65.000 Objekte erzählen die fast tausendjährige Geschichte des Herrscherhauses. Die Ahnherren der Familie Liechtenstein kamen bereits gegen Ende des 11. Jahrhunderts in das Gebiet des heutigen Österreich. Die Burg Liechtenstein und etliche andere Besitzungen zeugen bis heute davon, und ein Teil der fürstlichen Familie lebte bis 1938 in Wien. Durch eine aktive Ankaufspolitik wird die Sammeltätigkeit bis heute fortgesetzt. Fürst Hans Adam II. hat unter Federführung des Direktors der Fürstlichen Sammlungen, Johann Kräftner, in den letzten Jahren bedeutende Kunstwerke zugekauft. Einerseits, um die Lücken zu füllen, die durch Verkäufe der Nachkriegszeit entstanden sind, andererseits, um eigene Akzente zu setzen.

Friedrich von Amerling, junges Mädchen, 1834, Öl auf Leinwand, 44,2x40,2 cm, (c) Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz-Wien

Friedrich von Amerling, junges Mädchen, 1834, Öl auf Leinwand, 44,2x40,2 cm, (c) Liechtenstein. The Princely Collections, Vaduz-Wien

Anhand der Ausstellung kann man nun erahnen, welche Meisterwerke sich in diesen Sammlungen befunden haben – und auch die Albertina selbst basiert auf einer fürstlichen Sammlung und Ikonen der heutigen Museumssammlung, wie der „Feldhase“ von Dürer, waren ehemals Teil einer großen fürstlichen Sammlung. So ist die Ausstellung auch ein Verweis auf die Geschichte der Albertina.


Den vollständigen Artikel können Sie im PARNASS 1/2019 lesen.

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