der Beginn der Gleis-Ära

Als Nachfolger von Klaus Schröder, der die Wiener Albertina über das letzte Vierteljahrhundert mit strammen Vorsätzen und streng-väterlicher Liebe von der Grafischen Sammlung zu einem der wichtigsten Häuser der österreichischen Museenlandschaft herangezogen hat, tritt Ralph Gleis in große Fußstapfen. Nun gab er bekannt, was ihm für das Haus vorschwebt und welche Positionen wir vom Programm 2025 erwarten dürfen.
„Gute Zeit ist nicht kunstlos“ – der schönste und gesellschaftspolitisch treffendste Sager aus der heutigen Antrittspressekonferenz von Ralph Gleis war ein Versprecher. „Gute Kunst ist zeitlos“ – wollte der neue Albertina Direktor verkünden und sich dabei auf eine künftige Hinwendung zur eigenen Sammlung beziehen. Nach der Schröder-Ära will Gleis die Albertina als „Erlebnisparcours“ für Besucher:innen neu denken, Forschung und Vermittlung mindestens genauso wichtig nehmen wie die Ausstellungsprogramme und – na endlich – auch mehr Personalen von Künstlerinnen zeigen.
Außerdem steht auch in der Albertina eine digitale Offensive, verstärkter Kooperationswille und eine Aktualisierung der Sammlungsbestände um Lücken (genanntes Beispiel etwa Künstlerinnen des 16. bis 19. Jahrhunderts) an. 2025 verspricht ein solides Ausstellungsprogramm ohne große Überraschungen oder übertriebenen Mut – mit Stars wie Kaws und Hirst sind die Publikumszahlen wohl gesichert. Wir freuen uns hingegen auf Auseinandersetzungen mit der Wiener Boheme, den Anfängen der Farbfotografie und dem Thema Papier sowie die Soloshows Brigitte Kowanz und Jenny Saville.

Ralph Gleis, Foto © Sabine Hauswirth