Royal Academy of Arts, London

David Hockney – iPad drawings Royal Academy

Nach den ersten Versuchen vor etwa 10 Jahren erreicht David Hockneys digitales Schaffen nun einen weiteren Höhepunkt. Die von Edith Devaney, der Managerin und persönlichen Kuratorin des Künstlers gestaltete Ausstellung trägt den Titel „The Arrival of Spring, Normandy 2020“. Sie zeigt in der Hauptebene der Royal Academy auf fünf großzügige Säle verteilt eine Abfolge von 116 Arbeiten, die alle im Frühling des vergangenen Jahres in der Normandie entstanden.


Hockney beschränkt sich in dieser Serie auf wenige Motive, die er in leicht changierenden Farb- und Objektkombinationen variiert. Grelles Pink, Neon Gelb und ein sanftes Türkis dominieren in den Darstellungen zentral positionierter Bäume, Hügel und weiter, offener Himmel. Die Fülle dieser, auf den ersten Blick fast ident wirkenden Bilder vermittelt bei genauerer Betrachtung den Eindruck einer Entwicklung – das Aufblühen des Frühlings. Hockney erwähnt im Interview (Besuchertext), dass das klassische malerische Motiv des Frühlings nur aus einer Abfolge von Bildern hervorgehen kann. So visualisieren die iPad Arbeiten die Entwicklung der Natur von Winter auf Frühling fließend und auf subtile Weise.

Von weitem gesehen wirken viele der großen Arbeiten wie traditionelle Malerei und erst aus der Nähe wird die oft simple Wiederholung gewisser Muster kenntlich, wie sie mittels der gratis App ‚Brushes‘ kopiert und eingefügt werden können. Der Mangel an Möglichkeiten wird hier zum Stilmittel transformiert.

Das thematische Konzept der Ausstellung ist die Hoffnung des Frühlings, des Aufbruches und der Erneuerung. Digitale Kunst erlebt derzeit einen neuerlichen Aufschwung, befeuert durch die aktuelle Faszination für NFTs, durch neue Möglichkeiten im Bereich virtueller Realität und Augmented Reality. Hockneys Zugang zu digitaler Zeichnung erweist sich in diesem Feld als eher traditionell. Trotz der visuell angenehmen Atmosphäre, welche die Flut an illustrativen Landschaftsbildern zweifellos bildet, bleibt doch der Eindruck einer bedrückenden Schlichtheit. Dieser kann jedoch als eine zeitgenössische Fortsetzung der Entspanntheit früherer Werke Hockneys verstanden werden. Während Bilder wie ‚A Bigger Splash‘ von 1967 das unbeschwerte Leben in Südkalifornien widerspiegeln, visualisiert die Serie aus der Normandie Entspannung durch ihr das Medium, anstelle der Thematik.

David Hockney, No. 340, 21st May 2020, iPad painting © David Hockney

2012 versammelte David Hockney sein gesamtes Schaffen der letzten 40 Jahre in einer Retrospektive in der Royal Academy. Diese Ausstellung endete mit den ersten iPad Arbeiten, denen der Künstler seit 2010 treu geblieben ist. Digitale Zeichnung und Malerei ist, wie die analogen Gegenstücke, ein Medium für sich, welches erlernt und gemeistert werden kann. Angemerkt sei, dass die praktische Natur des digitalen leicht als Simplizität missverstanden wird, doch gelegentlich mag dieser Einwand durchaus berechtigt erscheinen.


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