Das waren die Kunstschlagzeilen 2020!

Rendering ALBERTINA modern

Zum Jahresende blicken wir zurück auf ein ereignisreiches und abenteuerliches Kunstjahr.


Jänner

US-Künstler John Baldessari mit 88 Jahren gestorben 

Er prägte die Konzeptkunst wesentlich und beeinflusste als Dozent am California Institute of the Arts (CalArts) eine ganze Generation. 1996 erhielt John Baldessari den Oskar-Kokoschka-Preis, 2009 für sein Lebenswerk den Goldenen Löwen der 53. Biennale von Venedig. 2015 zeichnete der damalige US-Präsident Barack Obama Baldessari mit der National Medal of Arts aus, der höchsten Würdigung der US-Regierung für Künstler. Für die Wiener Staatsoper gestaltete Baldessari für die Saison 2017/18 den Eisernen Vorhang. Anfang des Jahres 2020 verstarb Baldessari, dessen Arbeit „Beethoven’s Trumpet“ aktuell sehenswert im Kunsthistorischen Museum Wien ausgestellt wird. 


Februar

Art Basel Hong Kong: Abgesagt wegen Coronavirus 

Die Absage der Art Basel Hong Kong war ein böser Vorbote zahlreicher Messestornierungen im Jahr 2020. Vorbildich wich die Art Basel ins Netz aus und konnte als Online Viewing Rooms Maßstäbe setzen für viele Digital-Initiativen im Laufe des Jahres. Pro Galerie wurden zehn Werke in dem Viewing Room ausgestellt – identische Messestände als White Cube gestaltet – mehr als 2000 Werke wurden also präsentiert und offensichtlich mit Erfolg, denn an sieben Tagen der Art Basel Hongkong Online wurden 250.000 Besucher aus aller Welt gezählt, laut Pressemeldung der Art Basel. Wie auch in der realen Messe, waren die ersten drei Tage für die VIP-Sammler reserviert.


März

Corona: Eröffnung der ALBERTINA modern verschoben & Bundesmuseen bis Ende März geschlossen

Der Lockdown im März 2020 ist wohl nicht nur die Kunstschlagzeile des Jahres sondern des Jahrzehnts. Noch bevor die Schließung der Museen offiziell vom Bund angeordnet wurde war bereits klar die Albertina Modern wird nicht mit dem fulminanten Fest aufsperren, das man sich bei der Neueröffnung eines Hauses dieser Dimension noch bis Jahresanfang erwartet hätte. Überhaupt kamen 2020 viele Erwartungen anders. Doch obwohl die Museen physisch „heruntergefahren wurden“, praktisch begannen unter dem Hashtag „closedbutactive“ sofort digitale Angebote und alternative Zugänge zur Kunst aufzuzeigen. Auch PARNASS besuchte fortan virtuell Künstler. Mit den Studio Diaries und Galerie Diaries etablierten wir zeitgemäße Formate, die bewiesen dass die Kunst sich nicht einfach abdrehen lässt.

Rendering ALBERTINA modern

Rendering ALBERTINA modern


April

Tiroler Konzeptkünstler Lois Weinberger ist verstorben 

Noch in den Vorbereitungen der aktuellen Gruppenausstellung „Fragile Schöpfung“ im Dom Museum Wien verstarb Lois Weinberger diesen Frühjahr. Geboren 1947 in Stams, Tirol, hat sich Weinberger in kontinuierlicher künstlerischer Arbeit seit den 1970er-Jahren zu einem der profiliertesten Künstler Österreichs entwickelt. 1991 erhielt Weinberger eine Einladung zur Biennale in Sao Paulo, 1993/94 eine Professur an der Akademie Karlsruhe. Ein Jahr später beteiligte er sich am Atelierprogramm „Künstlerhaus Bethanien“ in Berlin, hielt über mehrere Jahre hinweg Vorträge an der Bauhaus Universität Weimar und sorgte 1997 bei der documenta X in Kassel mit einem 100 Meter langen, „nicht-heimisch“ bepflanzten Bahngleis für Aufsehen. 2009 konzipierten Lois Weinberger und seine Frau Franziska den Österreichbeitrag auf der Biennale Venedig mit einem Container namens „Laubreise". Mit Aktionen wie 2012 dem „Wild Cube”, einem hohen Stahlkäfig vor dem 21er Haus in Wien, in dem Spontanvegetation ohne menschliches Zutun erfolgte – hat er weltweit Beachtung und Anerkennung gefunden. So wurde sein Schaffen 1985 mit dem Förderungspreis für Bildende Kunst und 2005 mit dem Österreichischen Kunstpreis gewürdigt. 

Lois Weinberger, Die Erde halten, 2010 © Lois Weinberger

Lois Weinberger, Die Erde halten, 2010 © Lois Weinberger


Mai

Andrea Mayer ist neue Kulturstaatssekretärin 

Der Mai brachte nicht nur die ersehnten Wiedereröffnungen der Museen – ab dem 20. Mai öffneten die Häuser nach und nach wieder – sondern auch eine neue Vertretung der Kunst- und Kulturschaffenden. Nachdem das Coronakrisenmanagement unter Staatssekretärin Ulrike Lunacek und Kulturminister Werner Kogler zunehmend für Unmut in der Szene gesorgt hatte, wurde Andrea Mayer an Koglers Seite bestellt und am 19. Mai offiziell als neue Kunst- und Kulturstaatssekretärin vorgestellt. 

Andrea Mayer  Staatssekretärin für Kunst und Kultur Foto: A. Wenzel/BMKÖS


JUNI

CHRISTO 1935-2020  

Der international für seine Verhüllungen von Gebäuden und Landschaften bekannte Künstler Christo verstarb im Alter von 84 Jahren diesen Juni in New York. „Christo lebte sein Leben in vollen Zügen, er ließ sich nicht nur Dinge einfallen, die unmöglich schienen, sondern er realisierte sie“, so das Statement seines New Yorker Ateliers.

Christo auf seiner Installation  „The Floating Piers“, Juni 2016, Lago d´ Iseo, Italien, Foto: Wolfgang Volz


Juli

Stefan Weppelmann soll neuer Leiter des Museums der bildenden Künste werden 

Inzwischen ist längst bestätigt was im Hochsommer noch Spekulation war. Stefan Weppelmann wird das Kunsthistorische Museum Wien, wo er seit 2015 Direktor der Gemäldegalerie war, verlassen und nach Leipzig wechseln. Mit Jahresbeginn 2021 übernimmt Weppelmann die Leitung des Museums der bildenden Künste (MdbK), das bis Anfang 2020 von Alfred Weidinger geführt würde, der diesen Frühling nach Linz wechselte, wo er zum neuen wissenschaftlichen Direktor des Oberösterreichischen Landesmuseums berufen wurde.

Stefan Weppelmann, Foto: Renate Medwed, Wien


August

MuseumsQuartier Wien: Eine Libelle ist gelandet

Im August war endlich klar, dass die Libelle am Dach des Leopold Museums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann, nachdem die eigentlich im Frühjahr geplante Eröffnung abgesagt werden musste. Anfang September war es dann so weit und die MQ Libelle wurde nicht nur eröffnet, sondern im Herbst zahlreichen Besuchern kostenfrei als Erweiterung des freien Areals rund um die Museen mittels kostenfreiem Aufzug zur Verfügung gestellt. Aktuell und noch bis Ende März 2021 befindet sich die Kulturterrasse allerdings in der Winterpause. 

MQ LIBELLE, Rendering, 2019 © O&O Baukunst


September

Die viennacontemporary und PARALLEL VIENNA finden statt 

Den internationalen Absagen von Großveranstaltungen im Kunstbetrieb hielt Wien gleich zwei große Messen entgegen. Mit Sicherheitskonzepten, Maskenpflicht und strengen Zugangsbeschränkungen konnten im September beide Traditionsmessen des Wiener Kunstherbstes problemfrei und sogar erfolgreich abgehalten werden. 7.000 Besucher kamen zur viennacontemporary, die diesmal nur die halbe Marx Halle bespielte und ebenso wie auch die PARALLEL VIENNA Time-Slot Tickets ausgab.

Foto: PARNASS


Oktober

Kultur-Lockdown: Die Museen schließen wieder I Die Galerien zeigen internationale und nationale Kunst auf hohem Niveau

Leider mussten die Museen auch wider vieler Erwartungen im zweiten Lockdown Österreichs schließen. Wie Ende Oktober bekannt wurde galten die neuen Bestimmung ab Anfang November. Anders als im ersten Lockdown durften Galerien und Auktionshäuser, die dem Handel zugeordnet werden, diesmal weiter geöffnet halten – und sie boten den kunstinteressierten Publikum eine Reihe von hochkarätigen Ausstellungen


November

DIE VIENNA ART WEEK findet statt –  Online und analog 

Der November brachte wieder neue Herausforderungen für die Kulturszene. Die 52. Ausgabe der ART &ANTIQUE musste abgesagt werden Auch PARNASS ARTLIFE musste im November sein vielfältiges Programm in den Museen und auf Veranstaltungen kurzfristig einstellen nachdem im frühen Herbst unter Sicherheitsvorkehrungen noch zahlreiche Kunstvermittlungsprogramme stattfinden konnten. Die VIENNA ART WEEK verlagert kurzerhand ihr Programm ins Internet. Doch wurde die Ausstellung „House of Rituals“ aufgebaut. Eine besondere Ausstellung mit einprägsamen Arbeiten in einem Vorstadthaus in Wien Simmering. Erfreulich war die Vergabe des Monsignore Otto Mauer Preises an Barbara Kapusta.

Ausstellungsansicht, House of Rituals, Elisabeth von Samsonow, Foto: rainerstudio.com


Dezember

Im Dezember drehte sich das Messekarussel und sorgte für einige Diskussionen unter den Wiener Galerien. Ebenso wurden Veränderungen beim Galeriefestival „Curated by“ bekannt gegeben, wo section.a. die Organisation nach drei Jahren zurücklegte. Allerdings aus Gründen ihrer Auftragslage und in aller Freundschaft. 2021 wird „Curated by“ von der Agentur „treat“ betreut. Zunächst schlug jedoch die Nachricht ein, dass Johanna Chromik nach einem nur zwei Jahre dauernden Gastspiel die viennacontemporary als künstlerische Leiterin verlässt – und das obwohl sie im September eine doch recht erfolgreiche abgespeckte Version der Wiener Messe durchführen konnte. „So leid mir ein Abschied tut, ist doch jetzt ein richtiger Zeitpunkt dafür“, so ihr Pressestatement.

Andere Protagonisten der viennacontemporary zieht es auch zu neuen Formaten. So lancierte Hans Krestel mit „Interconti Wien“ ein neues Projekt im Jänner 2021, erfunden von drei jüngeren Wiener Galeristinnen und Galeristen Sophie Tappeiner, Henrikke Nielsen und Emanuel Layr. Im Festsaal des Hotel Intercontinental werden keine Kojen installiert, sondern die Kunst in alten Vitrinen des MAK gezeigt. Gleichzeitig kam die Ankündigung einer neuen Messe in der Marx Halle – initiiert vom 2019 abgegangenen Geschäftsführer der „viennacontemporary“, Renger van den Heuvel. Die „Spark Art Fair Vienna“ ist für Anfang Mai geplant. (7.–9. Mai 2021).

Johanna Chromik, Artistic Director © Kristina Kulakova


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