Silvie Aigner & Paula Watzl ziehen Bilanz

Das war 2024

Anna Jermolaewa, Untitled (Telelphone Booths), 2024, Transport Foto: Anna Jermolaewa und Bildrecht

Ein Kunstjahr der Extreme neigt sich zu Ende. Ein Jahr, in dem der Markt erst ächzte und sich dann doch noch mit Jubelmeldungen überschlug. Ein Jahr, in dem Galerien kämpften und schließen mussten und auch eines der bekanntesten Ausstellungshäuser Österreichs, das Bank Austria Kunstforum Wien, um seine Zukunft zittern musste und weiterhin muss. Ein Jahr mit fünf PARNASS Ausgaben und einer abermals gewachsenen Online PARNASS-Community. Ein Jahr mit großartigen Ausstellungen – erinnern Sie sich noch?


Unser Höhepunkt 

Unbestrittener Höhepunkt 2024: die Venedig Biennale und ihre begleitenden Ausstellungen. Nicht umsonst sind unsere Artikel zu diesem Ereignis unsere meistgelesenen des Jahres. Doch 2024 war nicht nur ein Jahr der Gegenwartskunst, sondern auch ein Jahr der Alten Meister. Gleich zu Jahresbeginn entführte uns das Kunsthistorische Museum in die Renaissance. Die Ausstellung „Raffael Gold & Seide“ , die bis zum 14. Jänner 2024 lief, zeigte außergewöhnliche Tapisserien zur Apostelserie, die auf Raffaels Zeichnungen basieren. Ein Auftrag von Leo X. für die Sixtinische Kapelle. Das Königliche Museum Antwerpen präsentierte bis zum 21. Januar die Ausstellung „Turning Heads“, die sich den eindrucksvollen Kopfstudien, den sogenannten „Tronies“ des 16. und 17. Jahrhunderts widmete. „Venezia 500“ in der Alten Pinakothek München war eine Hommage an die florierende Kunststadt Venedig, die bis zum 4. Februar zu sehen war. Die Schau hob die Verbindung zwischen venezianischer Malerei und den gotischen Elementen nördlich der Alpen hervor und veranschaulichte die Entwicklung neuer Bildsprachen um 1500.

Anna Jermolaewa, Untitled (Telelphone Booths), 2024, Installationsansicht, Austrian Pavilion, Biennale Arte 2024, Foto: Anna Jermolaewa und Bildrecht 

Anna Jermolaewa, Untitled (Telelphone Booths), 2024, Installationsansicht, Austrian Pavilion, Biennale Arte 2024, Foto: Anna Jermolaewa und Bildrecht 

 

Die Frühjahrsausstellung 2024 im KHM widmete sich drei Pionieren der Renaissance im Norden: Dürer, Holbein d. Ä. und Burgkmair. Die Verbindung zur Fuggerstadt Augsburg und deren Kenntnisse über die italienische Kunst wurde durch die Werke dieser Meister illustriert, die den Kampf zwischen Tradition und Innovation eindrucksvoll verdeutlichten. Zwischen der Kunstgeschichte und der Gegenwart überzeugte die mumok Ausstellung „Medardo Rosso. Die Erfindung der modernen Skulptur“, die noch bis 23. Februar 2025 zu sehen ist. Ebenfalls dort, im mumok, lohnt auch noch bis in den Mai ein Besuch bei Liliane Lijn. Während gleich nebenan, in der Kunsthalle, Diego Marcon eine unbedingt empfehlenswerte Filmarbeit zeigt (bis 2. Februar 2025).

Kopie nach Albrecht Dürer, (1471 NÜRNBERG–1528 NÜRNBERG), Rosenkranzfest, 1606–1612 (nach dem Original von 1506), Leinwand, 160 x 193 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie, © KHM-Museumsverband

Kopie nach Albrecht Dürer, (1471 NÜRNBERG–1528 NÜRNBERG), Rosenkranzfest, 1606–1612 (nach dem Original von 1506), Leinwand, 160 x 193 cm, Wien, Kunsthistorisches Museum, Gemäldegalerie, © KHM-Museumsverband

Ausstellungsansicht: Medardo Rosso. Die Erfindung der modernen Skulptur, 18. Oktober 2024 bis 23. Februar 2025 Foto: Markus Wörgötter

Ausstellungsansicht: Medardo Rosso. Die Erfindung der modernen Skulptur, 18. Oktober 2024 bis 23. Februar 2025 Foto: Markus Wörgötter

 

 

Sehenswerte, bereits geschlossene Personalen 2024, die wir auch mit unseren Interviews reflektierten waren unter anderem Eva Beresin in der Albertina oder Thomas J. Price in der Kunsthalle Krems. In Erinnerung ist uns auch noch Katherine Bradford in der Halle für Kunst in Graz oder Joel Sternfeld in der Albertina sowie Günter Brus im Kunsthaus Bregenz. In München bleiben besonders Rebecca Horn (Haus der Kunst) und Cao Fei (Lenbachhaus) in Erinnerung. Zurück in Österreich widmeten sich gleich mehrere Ausstellungen in diesem Jahr der Künstlerin Elfriede Mejchar – ein besonderer Einblick in das Schaffen einer der Pionierinnen der Fotografie. Das Leopold Museum hatte dieses Jahr mit „Neue Sachlichkeit in Deutschland“ und „Rudolf Wacker“ einen Schwerpunkt auf die Kunst der Zwischenkriegszeit gesetzt. Design war und ist auch ein Thema dieses Jahr sowohl im MAK mit „AUT NOW“ und der soeben eröffneten Schau zu „Dagobert Peche“, als auch mit „Backhausen-Archiv“ im Leopold Museum. Weiterhin offen sind auch die sehenswerten Ausstellungen zu Erwin Wurm (Albertina Modern) sowie zu Kazuko Miyamoto im Belvedere21, Robert Longo in der Albertina und – auch ein Highlight Therese Eisenmann im Francisco Carolinum in Linz.

Elfriede Mejchar, aus der Serie „Künstler bei der Arbeit, 1954–1961“, Arnulf Rainer, Silbergelatineabzug auf Barytpapier, Fotosammlung des Bundes am Museum der Moderne Salzburg

Elfriede Mejchar, aus der Serie „Künstler bei der Arbeit, 1954–1961“, Arnulf Rainer, Silbergelatineabzug auf Barytpapier, Fotosammlung des Bundes am Museum der Moderne Salzburg

Wenn Sie in Linz sind, dann sollten sie auch einen Abstecher ins Schlossmuseum machen zur Personale von Hubert Schmalix und ins Lentos, wo bis 2. Februar unter dem Titel „Die Beste aller Welten!?“ anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Kardinal König Preises neue Arbeiten der bisherigen Preisträger:innen zu sehen sind.  Das Jahr schließt grundsätzlich mit einer Vielzahl von Ausstellungen, die über den Jahreswechsel laufen: Wir empfehlen einen Besuch in der Alten Pinakothek in München, wo aktuell eine Schau zur Barockmalerin Rachel Ruysch zu sehen ist, deren detailgenaue Blumenstillleben schon zu ihren Lebzeiten die Sammler begeisterten (und auch uns, wie Sie in unserer aktuellen Ausgabe nachlesen können), sowie einen Abstecher in das Grazer Bruseum zur Ausstellung „Hermann Nitsch – Zeichnungen“. Außerdem geht es am Jahresende wieder zurück in das Kunsthistorische Museum: noch bis 12. Jänner sind hier die beiden niederländischen Meister Rembrandt und Hoogstraten im Dialog zu sehen – ein Must!

Rembrandt Harmenzoon van Rijn, Der Prophet Jeremia, trauernd über die Zerstörung Jerusalems, 1630, Öl auf Holz, 58x46cm, © Rijksmuseum, Amsterdam

Rembrandt Harmenzoon van Rijn, Der Prophet Jeremia, trauernd über die Zerstörung Jerusalems, 1630, Öl auf Holz, 58x46cm, © Rijksmuseum, Amsterdam

Rachel Ruysch, Blumen- und Früchtegirlande, 1682, Öl auf Leinwand, 38 x 33 cm, Národní Galerie Praha, Prag, © National Gallery Prague Fotografie: National Gallery Prague 2024

Rachel Ruysch, Blumen- und Früchtegirlande, 1682, Öl auf Leinwand, 38 x 33 cm, Národní Galerie Praha, Prag, © National Gallery Prague Fotografie: National Gallery Prague 2024

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