ROCKBUND ART MUSEUM, Installationsansicht "Rindon Johnson: Best Synthetic Answer", Shanghai, 2024, Foto: Cra. © Rockbund Art Museum

PARNASS war während der Shanghai Art Week Ende letzten Jahres in der chinesischen Metropole unterwegs und hat einige der wichtigsten Kunstinstitutionen besucht, die man bei einer Kunstreise oder während der nächsten Ausgabe der Shanghai-Biennale 2025 auf keinen Fall verpassen sollte.


MUSEUM OF ART PUDONG

Cao Fei. Tidal Flux | bis 09.02.2025

Die 1978 in der chinesischen Provinz Guangzhou geborene Medienkünstlerin Cao Fei ist auch im deutschsprachigen Raum keine Unbekannte mehr. Das vom Architekten Jean Nouvel entworfene Museum of Art Pudong, das 2021 eröffnet wurde, zeigt die bislang größte Einzelausstellung von Cao Feis fast 30-jährigem künstlerischen Schaffen mit raumgreifenden und immersiven Videoinstallationen. Besonders beeindruckend ist ihr scharfer dokumentarischer und sozialkritischer Blick auf die rasanten Entwicklungen, die Chinas Post-Reform-Ära prägen, sowie auf den gesellschaftlichen Wandel im Zuge der Globalisierung.

Ausstellungsansicht Cao Fei "Tidal Flux", 2024-25, Museum of Art Pudong, Courtesy of Museum of Art Pudong

Ausstellungsansicht Cao Fei "Tidal Flux", 2024-25, Museum of Art Pudong, Courtesy of Museum of Art Pudong


ROCKBUND ART MUSEUM

Rindon Johnson. Best Synthetic Answer | bis 06.04.2025

Das private Museum befindet sich in einem historischen Gebäude aus dem Jahr 1932 mitten im Rockbund District, einem von Architekt David Chipperfield renovierten gentrifizierten Viertel. Der 1990 in Kalifornien geborene Künstler Rindon Johnson hat sich für seine bislang größte Einzelausstellung mit dem Pazifik als Reflexionsraum zur Geschichte des US-amerikanischen Imperialismus auseinandergesetzt. Im Zentrum steht die über die Ausstellungsdauer von sieben Monaten KI-gesteuerte Filmarbeit „Crossing“ (2024), die seinen schwimmenden Avatar bei der Ozeanüberquerung von San Francisco nach Shanghai zeigt. Parallel dazu wurde der Eingangsbereich des Museums in eine fiktive Hotellobby mit Werken von Su Yu-Xin, Tong Yixin, Esvin Alarcón Lam, Yang Hui & Gao Shu, Cai Kunyu, Arka Kinari und Miguel Covarrubias verwandelt. Idee des sogenannten Wan Hai Hotels ist, die sozialen Qualitäten eines Ortes der Gastfreundschaft auf die öffentlichen Räume einer Kunstinstitution zu übertragen. Im kommenden Jahr zeigt das Museum unter anderem eine Einzelausstellung der US-amerikanischen Künstlerin Barbara Chase-Riboud, die vor 60 Jahren das kommunistische China bereiste.

ROCKBUND ART MUSEUM, Installationsansicht "Rindon Johnson: Best Synthetic Answer", Shanghai, 2024, Foto: Cra. © Rockbund Art Museum

ROCKBUND ART MUSEUM, Installationsansicht "Rindon Johnson: Best Synthetic Answer", Shanghai, 2024, Foto: Cra. © Rockbund Art Museum


POWER STATION OF ART

Yin Xiuzhen. Piercing the Sky | bis 16.02.2025

Die Power Station of Art war bei ihrer Eröffnung 2012 das erste staatliche Museum für zeitgenössische Kunst auf dem chinesischen Festland und ist heute zentraler Ausstellungsort der Shanghai- Biennale. Die weitläufigen Räume des ehemaligen Kraftwerks eignen sich hervorragend für die Präsentation von Yin Xuizhens in die Höhe ragenden Installationen in ihrer Ausstellung „ Piercing the Sky“. Die 1963 in Peking geborene Künstlerin setzt sich in ihren Arbeiten mit Fragen der Globalisierung und der kulturellen Identität auseinander. Textilien und Second-Hand-Kleidung, die sie als zweite Haut des Menschen, als Speicher persönlicher Erfahrungen, Erinnerungen und Gefühle sowie als Träger von Zeit und Geschichte begreift, finden in ihren Arbeiten häufig Verwendung. In „Flying Machine“ (2008) schwebt ein riesiger Altkleiderteppich wie ein buntes Mosaik über einer Boeing 747, deren begehbaren Kern die Künstlerin geöffnet und an die Stelle der Tragflächen einen alten Bauerntraktor und einen Shanghai-Volkswagen Santana gesetzt hat. Ihre Arbeit veranschaulicht so, einer Zeitmaschine vergleichbar, die Entwicklung menschlicher Fortbewegungsmittel, poetisch verwoben mit individuellen Erzählungen.

POWER STATION OF ART, Ausstellungsansicht »Yin Xiuzhen: Piercing the Sky« mit Flying Machine, 2008, Courtesy of the artist, Beijing Commune and Pace Gallery, © Power Station of Art, Shanghai

POWER STATION OF ART, Ausstellungsansicht »Yin Xiuzhen: Piercing the Sky« mit Flying Machine, 2008, Courtesy of the artist, Beijing Commune and Pace Gallery, © Power Station of Art, Shanghai


PRADA RONG ZHAI

Shuang Li. Distance of the Moon | beendet (06.11.2024 – 12.01.2025)

Neben den Ausstellungen der Fondazione Prada in Mailand oder Venedig unterstreicht das Modehaus sein kulturelles Engagement seit 2017 auch mit der Präsentation zeitgenössischer Kunst in einer historischen Villa im Herzen Shanghais. Zuletzt war dort die erste institutionelle Einzelausstellung der in Berlin und Genf lebenden chinesischen Künstlerin Shuang Li in Asien zu sehen. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit der Kultur digitaler Kommunikationssysteme in Verbindung mit den Nachwirkungen der biopolitischen Restriktionen der Ein-Kind-Politik, welche die Biografie der 1990 geborenen Künstlerin prägten. Dabei zeigt sie, dass Technologie zwar virtuelle Kommunikation ermöglicht, diese aber auch unter ihren eigenen Bedingungen mitgestaltet und dabei insbesondere emotionale Inhalte verloren gehen. Ihre Lichtinstallationen erinnern an überdimensionale Kronleuchter und sind als abstrahierte Übersetzungen von Gesprächen zwischen Li und ihrer Mutter über WeChat zu verstehen. In der reduzierten Form rhythmisch aufleuchtender Lichtsegmente übersetzt sie Sprache in reine Signale.

SHUANG LI, Ausstellungsansicht »Distance of the Moon«, Prada Rong Zhai, Shanghai, 2024, Foto: Alessandro Wang, Courtesy Prada, © Prada Rong Zhai, Shanghai

SHUANG LI, Ausstellungsansicht »Distance of the Moon«, Prada Rong Zhai, Shanghai, 2024, Foto: Alessandro Wang, Courtesy Prada, © Prada Rong Zhai, Shanghai

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