BMW Art Cars als Oldtimer?

Die Serie der kultigen Art Cars von BMW feiert ihr 50. Jubiläum mit Kunstevents rund um den Globus: Von Kapstadt über Marrakesch bis Stockholm. In der schwedischen Hauptstadt wurde in Kooperation mit der Market Art Fair ein „mobiles temporäres Kunstwerk“ des Künstlers Gregor Hildebrandt präsentiert.
Vielleicht doch ein Vollbad? Weshalb wird diese Frage an den Anfang eines Berichts über ein Kunstprojekt der BMW Art Car Collection im Rahmen ihres Jubiläums gestellt? Gut, Stockholm liegt an einem Archipel. Aber ein Vollbad in der kalten Ostsee? Die Antwort wartet am Ende dieser Zeilen.
Selbstverständlich sind das Kunstwerke!
Es war im Jahr 1975 als der Künstler Alexander Calder das erste Art Car für BMW geschaffen hat. Mittlerweile sind es zwanzig Automobile zwischen rasantem Rennwagen und biederer Familienkutsche; von Calder über Warhol, Lichtenstein, Holzer bis Julie Mehretu, deren ultracooles „Racecar“ als work in progress im vergangenen Jahr im Pariser Centre Pompidou präsentiert wurde (PARNASS-Bericht). In Stockholm wurden anlässlich der Market Art Fair nicht nur drei dieser Automobile (Calder, Warhol, Lichtenstein) in der Galerie Wetterling präsentiert, sondern auch ein eigenes Kunstprojekt mit dem Künstler Gregor Hildebrandt realisiert.

BMW Art Car #3 von Roy Lichtenstein © BMW AG (03/2025)
„Seit bekannt wurde, dass wir die ‚mobilen Kunstwerke‘ in der Galerie zeigen werden, wurden wir von Anfragen überrannt“, teilt Johan Börjesson, Direktor der Galerie Wetterling, seine Erfahrungen im Gespräch mit PARNASS. Von ernsthaften Sammler:innen bis zu schrägen Autofreaks – zahlreiche Personen wollten die Art Cars unbedingt in natura zu Gesicht bekommen.
Aber es waren nicht nur die fast schon Oldtimer, die für enormes Interesse bei Kunstliebhaber:innen sorgten: Die Kooperation mit der Market Art Fair brachte es zum ersten Mal mit sich, dass sechs Limousinen für die Kunstmesse von einem international renommierten Künstler zu eingangs erwähnten „temporär mobilen Kunstwerken“ transformiert wurden. Nach drei Ausgaben, die von nordischen Künstler:innen modifiziert wurden, wählte nun eine unabhängige Jury den deutschen Künstler Gregor Hidebrandt für die Gestaltung aus. Ein weiterer Baustein der Internationalisierung der Kunstmesse, wie es die Messechefin Sara Berner Bengtsson im Gespräch mit PARNASS betont hat („Wie geht’s dem Kunstmarkt Skandinaviens?“).

BMW x Market Art Fair 2025. BMW Art Car World Tour: Alexander Calders BMW 3.0 CSL Art Car (1975) in der Wetterling Gallery, Stockholm. Foto: Filip Gustafsson (05/2025)
Das große Interesse hat mich vollkommen überrascht.
„Selbstverständlich sind das Kunstwerke!“ Mit Verve erläutert Gregor Hildebrandt seine ephemer-künstlerische Konzeption für die Limousinen. Ausgehend von seiner Arbeit „Letztes Jahr in Marienbad, 2022“, die sich auf den gleichnamigen, existenzialistischen Film Alain Resnais‘ aus dem Jahr 1961 bezieht, und mit den Themen wie Erinnerung, Bewegung und Verdrängung spielt, integriert er VHS-Aufnahmen und Bänder in seine Arbeit.
Wie intensiv sich Hildebrandt mit der Applikation der Folie auseinandergesetzt hat, erfahren Betrachter:innen, als er kleine Details erklärt: „Hier ist die Kante der VHS-Kassette“, zeigt er auf einen dezenten Strich auf der Motorhaube: „Vielleicht ist die Ausführung etwas zu pixelig“, fügt er fast entschuldigend hinzu. Jedoch fügt sich diese Arbeit nahtlos in sein aktuelles Œuvre ein: Aus der Malerei kommend waren erste Serien des Film- und Musikliebhabers anfangs schwarz-monochrom, weil er Bänder der Musikkassetten mit seinen Lieblingsliedern auf Leinwände klebte. In die Monochromie wollte er jedoch nicht und „das Publikum hat’s auch nicht ganz verstanden“, wie er lächelnd ausführt. Sein Weg zur mehrfarbigen Abstraktion war bei den BMW-Limousinen – kinetischen Skulpturen gleich – deutlich zu erkennen. Wenn auch nur für ein paar Tage. Bis die Folien wieder entfernt wurden.

BMW Art Commission 2025 mit dem Künstler Gregor Hildebrandt, "Letztes Jahr im Marienbad", 2022, Foto: Christof Habres
Nun zur Antwort der eingangs gestellten Frage:
Die führt zur Imperfektion in der Perfektion – vom Stand der Technik der Automobilindustrie ist der BMW i7 ein absolutes Spitzenprodukt. Umso mehr registrierten deutschsprachige Kunstliebhaber:innen in Stockholm mit Augenzwinkern, dass in der Ausführung ein Tippfehler durchgerutscht ist: Denn auf den Limousinen stand „Gregor Hildebrandt – letztes Jahr IM Marienbad“.
Daher: Vielleicht doch ein Vollbad statt Kurort?

Market Art Fair 2025 in Stockholm. BMW Art Commission 2025 mit dem Künstler Gregor Hildebrandt. BMW i5 Sedans und i7 Modelle, gestaltet von Gregor Hildebrandt. Foto: Jackie Dahl (05/2025)