Bildhauer Oskar Höfinger verstorben

„Über dem Horizont ist jener Bereich, wo die Grenzlinien der irdischen Felder durch die Sehnsucht nach dem Transzendenten den Horizont durchstoßen“, sagt Oskar Höfinger im Jahr 1976. Wenige Tage vor seinem 87. Geburtstag hat der österreichische Bildhauer Maler und Zeichner die Grenzlinie der irdischen Felder überschritten. 


Das Thema seiner Arbeiten war die menschliche Figur. Wie die kristallinen Formen, die er ab 1960 schuf, hatte Oskar Höfinger Ecken und Kanten, die er in seinem Werk in Leichtigkeit und Lebensfreude verwandelte. Er überantwortete seiner gestaltenden Hand stets seine Überzeugungen. Das befreiende, tänzerische Prinzip wird Ausdruck der Freude, des Hochgefühls, das bei aller Erdlastigkeit einer Stein- oder Metallfigur das zu “verewigen“ weiß, was letztlich Vergänglichkeit ist.

Die Kraft liegt in ihrer Sammlung und bestimmt eine Richtung, welche dem Lebenswillen gewidmet ist.

Oskar Höfinger

Die Figur „Sturz – Offener Raum“, die er für die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt entwickelt, ist ganz auf den Menschen  bezogen. „Sie reißt den Raum auf, sehnt sich hinaus und erhebt sich wieder von einem Sturz, der schicksalsbedingt war“, erklärt Höfinger 1977. „Die Schräge und die Schärfe der Form weisen darauf hin. Die Kraft liegt in ihrer Sammlung und bestimmt eine Richtung, welche dem Lebenswillen gewidmet ist.“

Die unbändige Kraft der Natur, das Frühlingserwachen, die Höfinger immer faszinierte, spiegeln seine frühen Figuren, wie die Skulptur „Zeitwärts“, die er 1967 schuf. Die zentrale Mitte, aus der sich die Formen, Flächen und Räume in alle Richtungen bilden, war für den Bildhauer in vielen Arbeiten entscheidend. Dabei streben die Formen von einem zentralen Punkt in jede Richtung.

Oskar Höfinger bei der Arbeit im Atelier, Foto: Oskar Höfinger

In dieser Figur ist der Gedanke einer blühenden Blume, eines Baumes, eines Menschen mit seinen vier Extremitäten, der offenen Hand zu einem räumlich plastischen Erlebnis geworden.

Oskar Höfinger

In der Figur „Sieger“ aus 1969 materialisiert sich seine philosophische wie formale Auffassung: „In dieser Figur ist der Gedanke einer blühenden Blume, eines Baumes, eines Menschen mit seinen vier Extremitäten, der offenen Hand zu einem räumlich plastischen Erlebnis geworden.“ Mit ihr verwirklicht er Michelangelos Forderung, eine Figur solle von einem Berg gerollt, immer richtig zu liegen kommen. Der „Sieger“ liegt in eine andere Position gebracht immer richtig, auch wenn sich das Thema ändert: aus einem Fußballer wird ein Speerwerfer oder ein Eiskunstläufer.

Oskar Höfinger, Sieger, Foto: Jerzy Palacz

Zur Person

Oskar Höfinger ist am 2. April 1935 in Golling an der Erlauf geboren. Bereits als Kind formte er Figuren aus Lehm, schnitzte Holz und Gips. Ab 1950 lernte er bei August Rath Keram-Modelleur in der Keramik und Schamottfabrik in Krummnussbaum, wo ihn sein Lehrherr, der Hanak-Schüler Hans Scheibner, förderte. Nach abgeschlossener Lehre zog es ihn 1952 in die Fachschule für Holz- und Steinbearbeitung nach Hallein. Dort lernte er bei Professor Scherrer bis 1956 die Bestimmtheit der Form, die seine künstlerische Arbeit prägte. Im selben Jahr trat er bei Hans Andre in die Akademie der bildenden Künste ein und schuf die Steinfigur „Der Jüngling“. Sie war der Schlüssel für die Aufnahme in die Klasse von Fritz Wotruba, mit dem er ab 1959 arbeitete. Im Jahr 1961 schloss er seine akademische Ausbildung mit Diplom ab und startete seine Karriere als freischaffender Künstler.

Neben zahlreichen Aufträgen renommierter Architekten, wie Clemens Holzmeister, der öffentlichen Hand und der Katholischen Kirche erhielt er nationale und internationale Preise und Anerkennungen für sein künstlerisches Schaffen. Er war seit 1971 Mitglied der Wiener Sezession und wurde 1973 in den Vorstand berufen. 1999 wurde ihm vom Bundesministerium der Berufstitel „Professor“ verliehen und 2016 das goldene Verdienstzeichen des Landes Wien.

Oskar Höfinger, Foto: Jerzy Palacz


Text: Andrea Karner

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