MED Campus Graz

Big Art: Kunst & Bau

Esther Stocker, Knitterobjekt, 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

Seit 2005 findet unter dem Titel "BIG ART Kunst & Bau" in der Bundesimmobiliengesellschaft ein synergetischer Dialog zwischen Architektur und Kunst statt.


Kunst ist an ausgesuchten, mitunter vielleicht sogar überraschenden Orten zu finden. Auf jeden Fall dort, wo viele Menschen – vor allem auch junge – in guter Architektur studieren, arbeiten, lernen, ein- und ausgehen, wo die Kunst von Beginn an eine Chance hat, Teil des Ensembles zu werden und mit der gerade entstehenden Architektur mitwachsen kann. Wichtig ist dabei die Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Ausrichtung des Gebäudes. Für den von Riegler
Riewe Architekten geplanten Med Campus Graz thematisierten Manfred Erjautz, Matt Mullican, Esther Stocker und Misha Stroj jeweils unterschiedliche Anknüpfungspunkte an die Medizin und die wissenschaft­liche Forschung. Weitere noch nicht fertiggestellte Projekte der BIG sind unter anderem die Universitätsbibliothek KFU, Graz mit einer Arbeit von Anna Artaker, und eine Skulptur von Gelatin für den Innenhof einer Schule in der Wiener Lessinggasse.

Esther Stocker: Knitterobjekt


Für den MED CAMPUS konzipierte Esther Stocker eine kugelähnliche Skulptur mit gefalteter und geknitterter Oberfläche, die als markantes Zeichen auf der Campus­ebene positioniert ist. Schwarze Quadrate auf weißem Grund bilden die grafische Oberfläche der knapp vier Meter hohen, bedruckten Vinylplane auf einer Aluminium-Innenkonstruktion, die fast spielerisch zur Reflexion der eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten einlädt.

Der Knäuel kann in Analogie zu wissenschaftlichem »trial and error« als zusammengeknülltes Papier interpretiert werden, ebenso könnte man das Raster als Synonym für abstraktes Denken deuten – in erster Linie ist die Skulptur jedoch eine eigenständige, ästhetische und geometrische Einheit, ein »Werkzeug« zum Sehen und Verstehen.

Esther Stocker, Knitterobjekt, 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

Esther Stocker, Knitterobjekt, 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

Manfred Erjautz: Shelter (high Touch)


Die Installation von Manfred Erjautz thematisiert den Lebenszyklus des Menschen. Ausgehend von seiner Werkserie der Shelter-Figuren setzt er die letztendliche Zurückgeworfenheit jedes Einzelnen, egal, ob Kind oder Greis, in Bezug zum Wissens­transfer zwischen Jung und Alt und zu den wissenschaftlich-medizinischen Aspekten des Campus.

Die acht lebensgroßen Figuren (Fötus, Neugeborenes, Kind, Jugendliche, Mann, schwangere Frau, gebrechlicher Mann und Skelett) sind kopfüber an der Unterseite eines Fassadendurchbruchs zur Campusebene montiert. Da ihr Blick jeweils nach oben – de facto also nach unten – gerichtet ist, entsteht zwischen Passanten und Plastiken eine Art Augenkontakt, der die körperliche Präsenz der Figuren verstärkt und die Betrachter­ Teil dieses Zyklus werden lässt.

Manfred Erjautz Shelter (High Touch), 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

Manfred Erjautz Shelter (High Touch), 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

Matt Mullican: Canvas Rubbing Project


In den mehr als 30 Jahren seines Schaffens hat Matt Mullican ein komplexes Farb- und Zeichensystem entwickelt, ein abstraktes Vokabular der Realität, mit dem er Erfahrungslabyrinthe schafft und die amorphen Territorien, die nur wenig unter der Oberfläche unserer alltäglichen Handlungen liegen, ans Tageslicht holt. Mittels eines eigenen Ordnungssystems kategorisiert und katalogisiert Mullican die uns umgebenden Zeichen und Bilder und kombiniert sie zu großformatigen Bildkomplexen.

Die Motive im Aula-Foyer beziehen sich auf die Inhalte des MED CAMPUS, vor allem auf die Kommunikationsprozesse in unserem Körper, und zeigen die vielfältige Schönheit des menschlichen Daseins. Mittels der Technik des »Rubbings« oder der »Frottage« wurden Motive mit Schablonen und Ölkreide auf die gelb grundierten Leinwände gerieben.

Matt Mullican, Canvas Rubbing Project, 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

Matt Mullican, Canvas Rubbing Project, 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

 

Misha Stroj: An einem Körper


Das diagrammatisches Wandobjekt besteht aus sieben mal drei aneinandergefügten Holzkästen, deren Abmessungen sich proportional an dem, dem MED CAMPUS zugrunde liegenden 1,15 Meter-Raster orientieren. Darin befinden sich Fotografien, Reproduktionen von Papierarbeiten sowie reliefartige Assemblagen aus diversen Materialien, die zum Teil aneinander anknüpfen oder ineinander übergehen, aber auch »Unüberbrückbarkeiten« aufweisen.

Stroj versteht seine Arbeit als »Labor der anderen Art«, als künstlerische Variante des experimentellen Forschens. Die Holzkästen zeigen einzelne Schritte eines solchen Forschungsprozesses, der auf einem durch skulpturale Praxis erarbeiteten Körper(Begriff) abzielt. Ziel der Arbeit ist es aber auch, trotz aller vorhandenen Parallelen existierende Unterschiede und die der »forschenden Kunst« immanenten Kompetenzen sichtbar zu machen.

Misha Stroj, An einem Körper, 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

Misha Stroj, An einem Körper, 2017, MED CAMPUS Graz, Foto: © David Schreyer

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