Bank Austria Kunstforum steht vor dem Aus

Bank Austria Kunstforum, 2024, Courtesy of Kunstforum Wien, ©Erick Knight

Am Wochenende kursierten schon die Vermutungen und heute morgen wurde es mit der Aussendung der Unicredit-Bank via APA-Meldung bestätigt: Das Museum auf der Wiener Freyung dürfte schließen. Hintergrund sind angeblich die Folgen der Signa-Pleite. Nachdem das Sponsoring durch Signa weggefallen ist, sei ein weiterer Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, teilte die Bank mit.


Die Konsequenzen des Ausfalls des Signa-Sponsorings lassen einen weiteren Betrieb des Kunstforum auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu.

UniCredit Bank Austria

„Signa war nicht nur Vermieter des Standorts, sondern über viele Jahre auch der wichtigste Partner und größte Sponsor des Kunstforums.“, gab die UniCredit Bank Austria am Montag bekannt. Bemerkenswert finden wir, dass die Bank sich nicht mehr in Rolle eines Museumsbetreibers sieht – akute Selbsterkenntnis oder lang gehegtes Vorhaben des neuen Unicredit Vorstandes unter dem neuen CEO Ivan Vlaho:  „Für einen zukunftsgerichteten Fortbetrieb sind zudem zusätzlich hohe Investitionen notwendig, die unter den gegebenen Voraussetzungen nicht umsetzbar sind“, ließ das Geldinstitut wissen.

Die Frage stellt sich, welche hohen Investitionen für den Museumsbetrieb notwendig sind, wenn aktuell und auch in den letzte Jahren hochkarätige Leihgaben möglich waren. Diese setzen stets eine hohe Qualität des Museumsbetriebs voraus. Diese kann auch Direktorin Ingried Brugger nicht nachvollziehen, wie sie gestern Nachmittag die Presse wissen ließ: „Zwar brauche es Investitionen in den Brandschutz, aber diese würden sich in einem Bereich von 200.000 bis 300.000 Euro bewegen.“, so Brugger zum ORF. Die Ausstellungen des Kunstforums fanden international Beachtung und waren stets gut kuratiert  – vor allem die Personalen waren für die Wiener Kunstszene wesentlich, und übernahmen dabei nicht selten auch Aufgaben eines Museums Moderner Kunst und oft auch Kooperationen mit hochkarätigen internationalen Museen. Um was also geht es? Gewinnt da nicht der Wunsch nach  Gewinnmaximierung über ein gesellschaftliches Engagment?

 

In bleibender Erinnerung sind Ausstellungen wie Kiki Kogelnik, Rebecca Horn, Cindy Sherman, Gerhard Rühm, Robert Motherwell, David Hockney, Gerhard Richter, Pierre Bonnard, Herbert Brandl, Man Ray, Georgia O´Keefe sowie Gruppenausstellung wie Flying High, Faszination Japan, Landscape in my mind, man könnte noch viele aufzählen.

Noch bis 19. Jänner läuft die aktuelle Ausstellung „Gauguin – Unexpected“, die zugebener Maßen etwas hinter den Erwartungen blieb, was die neue Forschung zum Künstler anbelangt. Doch insgesamt fanden die Ausstellungen nicht nur in Fachkreisen Anerkennung, sondern auch beim Publikum. Das Kunstforum – 1980 als Kunstforum der Länderbank eröffnet und seither mehrfach umgebaut und umbenannt – zählte zuletzt nach eigenen Angaben rund 230.000 Besucherinnen und Besucher im Jahr.

Für Mitte Februar 2025 war die Eröffnung der Ausstellung „Anton Corbijn – Favourite Darkness“ vorgesehen, ab Oktober 2025 sollte Marina Abramović in einer Schau gewürdigt werden. Nach den schon länger zurückliegenden Schließungen der Bawag-Foundation und der Generali-Foundation ist das nun der nächste Fall einer privaten Institution.
Ein Aderlass für die Wiener und österreichische Kunstszene, die von privaten Museen nicht gerade überlaufen ist. Was ist das für ein allgemeines Signal für den Kunststandort, für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz der Kunst im Allgemeinen?

Ausstellungsansicht Rebecca Horn, Bank Austria Kunstforum Wien, 2021, Foto: Gregor Titze/Bank Austria Kunstforum Wien, © Rebecca Horn, Bildrecht Wien, 2021

Ausstellungsansicht Rebecca Horn, Bank Austria Kunstforum Wien, 2021, Foto: Gregor Titze/Bank Austria Kunstforum Wien, © Rebecca Horn, Bildrecht Wien, 2021

Die geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen beim Kunstforum hätten „eine Neuordnung des Sponsorings notwendig gemacht. Wir sehen unsere Rolle in Zukunft nicht mehr als direkter Museumsbetreiber, sondern legen den Schwerpunkt auf die finanzielle Unterstützung kultureller und sozialer Initiativen“, betont das Bankunternehmen.

Was bedeutet dies konkret? Mit bitteren Beigeschmack verkündet die Unicredit Bank Austria, gleichzeitig mit der Schließung eine zusätzliche „Kulturmillion“ und den Ausbau der Förderung der vielfältigen Kulturszene Wien. Sie will auch weiterhin verlässlicher Partner für kulturelle Einrichtungen bleiben wie unter anderem für die Albertina und die Albertina modern. Die UniCredit Bank Austria wird die Öffentlichkeit in den kommenden Monaten darüber informieren, welche Projekte von der Kulturmillion profitieren werden. Ein Beispiel ist der UniCredit Bank Austria Park, kuratiert von André Heller, der 2025 eröffnet – eine Kooperation mit der Stadt Wien. Im Park werden Skulpturen von namhaften österreichischen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern präsentiert, die von der UniCredit Bank Austria gemeinsam mit Partnern finanziert werden. Dass in diesem Portfolio, das Kunstforum keine Platz haben kann ist unverständlich und tut weh. 

Gauguin. Unexpected, Bank Austria Kunstforum, 2024, © leisure communications, Christian Jobst

Gauguin. Unexpected, Bank Austria Kunstforum, 2024, © leisure communications, Christian Jobst

Im Moment gilt es, so Ingried Brugger gestern Nachmittag im Interview mit dem ORF, eine Übergangslösung zu finden um Zeit zu gewinnen, einen neuen wirtschaftlichen Träger zu finden. Dazu wurde auch vom Board des Kunstforums, dem unter anderem Helga Rabl-Stadler, Heinz Fischer, Christian Rainer und die Künstler:innen Eva Schlegen und Erwin Wurm angehören, eine Petition an politische Entscheidungsträger verabschiedet. Zu den Fakten erläutert die Direktorin: Die Kosten des jährlichen Betriebes belaufen sich circa auf 4,5 Millionen Euro, wobei die Eigendeckungsquote bei 60 Prozent liegt. Weiters verwies Brugger auf die langen Vorlaufszeiten der Ausstellungsplanung. Man kann einen Betrieb nicht von heute auf morgen schließen. Es wurden Verträge unterschrieben und bei Nichteinhaltung und Ausstellungsabsagen, würden hohe Pönalen fällig. 

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